Heidfeld: Habe Vettel nicht als Überflieger gesehen
Nick Heidfeld und Sebastian Vettel 2008
Man kann sich irren. Auch als Formel-1-Fahrer kann man komplett daneben liegen, wenn man ein Talent begutachtet. Nick Heidfeld ist das bei einem Landsmann passiert: Der 41-Jährige hätte nicht gedacht, dass Sebastian Vettel mal Weltmeister werden könnte.
Und das gleich viermal? Niemals, denn wirklich beeindruckt war der Mönchengladbacher von Vettel nicht.
«Ganz ehrlich? Das hätte ich nicht gedacht. Er hat einen guten Job gemacht, vor allem in den Serien bis zur Formel 1. Aber in den Testfahrten habe ich ihn nicht als überragend wahrgenommen», sagte Heidfeld der WAZ.
Damals fuhr Heidfeld an der Seite von Robert Kubica für BMW, als der junge Vettel ab 2006 Testfahrten für die Münchner absolvierte.
Es habe auch mal eine Anfrage eines anderen Teams gegeben, das überlegt habe, ob es ihn nehmen solle, so Heidfeld: «Und da habe ich auch gesagt, dass ich ihn nicht als den Überflieger sehe. Da habe ich mich ganz offensichtlich getäuscht.»
Was aber wichtig sei: «Ich bescheinige ihm eine sehr hohe Intelligenz. Er gehört zu den Fahrern, die aus Fehlern lernen, Möglichkeiten sehen, sich weiterentwickeln.»
Vettels Titelkonkurrenten Lewis Hamilton hat Heidfeld nur von außen beobachtet. Heidfeld: «Man konnte sehen, dass er ein enormes fahrerisches Potenzial hat.» Ein Beispiel, das Heidfeld nennt, ist Monaco. Vor einigen Jahren war er dort als Testfahrer unterwegs und stand an der Strecke.
«Und da hat mich Lewis Hamilton zusammen mit Fernando Alonso am meisten beeindruckt. Ich glaube, er hat seit dem das Risiko auf Stadtkursen zurückgeschraubt, aber zu dem Zeitpunkt war er der, der am nächsten, am extremsten an die Leitplanken herankam. Alonso war für mich am stärksten, er ist nicht ganz so nah herangefahren, dafür sehr konstant.»
Alonso ist für ihn speziell im Rennen «der beste Fahrer. Der fast immer das Maximum herausholt, der fast immer ans Limit geht. Neben der Strecke ist er im Umgang mit den Teams manchmal nicht zielführend, aber auf der Strecke war er im Zweikampf immer fair. Da wusste man immer, er macht jetzt keinen Blödsinn».