Neues Rätsel Racing-Raritäten: Einmaliger Einsatz
Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist normalerweise der Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr, dieses Mal läuft unser Rätsel ein wenig länger, bis 14. April.
Die richtige Lösung vom letzten Mal: Wir sehen die Italienerin Lella Lombardi mit ihrem March-Ford in Kyalami 1975. Sie kam nur bis Runde 24, dann wurde sie von der Benzinversorgung ihres Cosworth-V8-Motors im Stich gelassen. Ihr March ist deshalb orange lackiert, weil das die Farbe von Werkzeughersteller Beta ist, damals Sponsor ihres Stallgefährten Vittorio Brambilla. Der Bildhintergrund weist untrüglich auf die Landschaft der südafrikanischen Rennstrecke hin, das Gleiche gilt für die Form der Randsteine.
Ein wenig Rennhistorie: Die erste Frau, die an einem Formel-1-Grand Prix teilgenommen hatte, war Maria Teresa de Filippis. Die Italienerin, die am 9. Januar 2016 verstarb, bestritt 1958 für das Maserati-Team drei Grands Prix und erzielte als Bestleistung den zehnten Platz in Spa-Francorchamps. Vor dem Einsatz in Belgien hatte sie versucht, in einem von ihrem eigenen Team gemeldeten Renner am Monaco-GP teilzunehmen, scheiterte aber an der Qualifikation – wie auch ein gewisser Bernie Ecclestone…
Die einzige GP-Pilotin, die neben Maria Teresa de Filippis zu Grands Prix gestartet ist, ist Lella Lombardi. Die Italienerin nahm zwischen 1974 und 1976 an zwölf Grands Prix teil. Sie ist als erste (und bisher einzige) Frau in die Geschichte eingegangen, die es in einem WM-Rennen unter die ersten Sechs und damit in die Punkte schaffte.
Das war beim chaotischen Grand Prix von Spanien 1975, als es schon im Training viel Ärger gab, weil die Leitplanken nicht richtig befestigt worden waren. Emerson Fittipaldi nahm aus Protest gar nicht erst am Rennen teil, Wilson Fittipaldi und Arturo Merzario gaben nach nur einer Runde bewusst auf, um ihren Unmut gegenüber den Veranstaltern zu demonstrieren.
Im Rennen folgte eine Reihe von Unfällen, die darin gipfelte, dass Rolf Stommelens Hill über die Absperrungen flog, einige Zuschauer tötete, der deutsche Fahrer wurde schwer verletzt. Das Rennen wurde abgebrochen und es gab gemäss Reglement halbe Punkte. Als Sechste erhielt Lombardi einen halben WM-Punkt.
Maria Grazia «Lella» Lombardi wurde am 26. März 1941 als Tochter eines Metzgers und Salami-Produzenten geboren, in Frugarolo (Piemont). Die ersten Erfahrungen von Lella am Lenkrad: mit dem Lieferwagen des Familiengeschäfts. Nach kurzer Zeit im Kart wechselte Lombardi in die Einsteigerformel Monza. Ab 1968 sass sie im Formel-3-Auto, die Meisterschaft schloss sie auf Rang 2 hinter einem gewissen Franco Bernabei ab. 1970 eroberte Lella den Meistertitel in der Formel 850. Dann fand sie: Sie muss raus aus Italien, wenn sie weiterkommen will.
In England arbeitete sich Lella bis in die Formel-5000-Meisterschaft hoch, in welcher sie 1974 mit regelmässigen Spitzenplatzierungen Gesamtfünfte wurde. 1974 auch der Einstieg in die Formel 1 mit einem privat eingesetzten Brabham. 1975 sass sie im March oder in einem Williams, 1976 für einige weitere Versuche ebenfalls im March. Doch als Ronnie Peterson nach dessen Trennung von Tyrrell frei wurde, musste Lombardi dem Schweden weichen.
Nach Abschluss der Formel-1-Karriere fuhr Lella Lombardi erfolgreich Sportwagenrennen: Sie gewann 1979 die Sechstundenrennen von Enna-Pergusa und Vallelunga. Die vielseitige Pilotin nahm 1977 auch am «Firecracker 400» in Daytona teil, in diesem NASCAR-Rennen waren neben ihr die US-Amerikanerin Janet Guthrie und die Belgierin Christine Beckers im Einsatz. Lombardi hängte 1988 den Helm an den Nagel und gründete die Firma «Lombardi Autosport», um sich um die Rennkarriere Anderer zu kümmern.
1992 erlag Lella Lombardi in Mailand einer Krebserkrankung, sie wurde nur 50 Jahre alt.
Von einer echten Nachfolgerin ist wenig in Sicht. Susie Wolff war 2014 die erste Frau seit Giovanna Amati 1992, die an einem GP-Wochenende teilnahm: Die Gattin von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff fuhr in den ersten freien Trainings zu den Grands Prix von Grossbritannien und Deutschland und zog sich beachtlich aus der Affäre. Für 2015 wurde sie von der Entwicklungsfahrerin zur offiziellen Test- und Reservepilotin befördert und kam im Rahmen des britischen GP-Wochenendes in Silverstone zum Einsatz.
Seither haben wir die Kolumbianerin Tatiana Calderón als Entwicklungsfahrerin für Sauber/Alfa Romeo erlebt. Im Oktober 2018 absolvierte sie in Mexiko eine Ausfahrt über 23 Runden, im November sass sie nach ihrer ersten Probefahrt zwei Tage lang in einem Sauber C23-Ferrari V8 aus dem Jahre 2013. 2019 nimmt Calderón an der Formel-2-Meisterschaft teil.
2019 beginnt auch die Rennserie W (für «women», also Frauen). Ob daraus eine Nachfolgerin für Lella Lombardi hervorgeht, wird sich zeigen.
Frauen am Steuer in der Formel 1
1958/1959: Maria Teresa de Filippis (I) – 3 GP (10. in Belgien 1958)
1974–1976: Lella Lombardi (I) – 12 GP (Rang 6 in Spanien)
1976/1978: Divina Galica (GB) – 0 GP (drei Mal nicht qualifiziert)
1980: Desiré Wilson (ZA) – 0 GP (einmal nicht qualifiziert)
1992: Giovanna Amati (I) – 0 GP (drei Mal nicht qualifiziert)
2002: Sarah Fisher (USA) – 0 GP (nur Demo-Fahrt in Indianapolis)
2005: Katherine Legge (GB) – 0 GP (Test mit Minardi)
2011/2012: María de Villota (E) – 0 GP (Tests und Demo-Fahrten mit Renault und Marussia)
2012–2015: Susie Wolff (GB) – 0 GP (Tests und Trainings mit Williams)
2014: Simona De Silvestro (CH) – 0 GP (Tests mit Sauber)
2015: Carmen Jordá (E) – 0 GP (Entwicklungspilotin von Lotus, keine Tests)
Seit 2017: Tatiana Calderon (COL) – 0 GP (Entwicklungspilotin von Alfa Romeo/Sauber, (Filmtag)-Test und Reifentest 2018 mit Sauber)
Ein Rennprogramm vom Bahrain-GP gewinnt Sabrina Müller aus Konolfingen. Wir gratulieren!
Zum neuen Rätsel ein kleiner Tipp: Wir haben den Mann, den wir hier im Red Bull Racing-Renner sehen, schon am Start eines Grand Prix erlebt, aber nicht am Lenkrad.
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