Formel 1: Max Verstappen – Chancen verspielt?

Charles Leclerc (Ferrari/3.): «Wir müssen stolz sein»

Von Mathias Brunner
Leclerc in der Anfangsphase des Rennens vor Bottas und Verstappen

Leclerc in der Anfangsphase des Rennens vor Bottas und Verstappen

​Ein wahrer Sportsmann zeigt sich nicht bei einem Sieg, sondern in der Niederlage. Auch insofern ist Charles Leclerc auf bestem Weg. Der Ferrari-Star hätte ihn Bahrain siegen müssen, aber sein Ferrari liess ihn im Stich.

Der Funksprucht kam aus heiterem Himmel: «Mit dem Motor stimmt etwas nicht», sagte der überlegene Bahrain-Leader Charles Leclerc in der 45. Runde am Funk. In der Ferrari-Box froren die Gesichter ein. Es war offensichtlich, dass der Ferrari nicht mehr den wunderbaren Speed hat wie zuvor, Lewis Hamilton holte schnell auf. Leclerc am Funk, erstaunlich ruhig: «Was ist los?»

Los war, dass die Energierückgewinnung am Turbolader nicht mehr funktionierte. Was genau schiefgelaufen ist mit dem elektrischen Generator am Lader, der so genannten MGU-H, das steht derzeit noch nicht fest. Ferrari wird das nun untersuchen. Fest steht, dass die Batterie nicht mehr voll auflud, dass die Top-Speed von Leclerc auf Formel-2-Niveau zusammenklappte.

Es wurde brutal klar: Leclerc würde nicht nur diesen Rennsieg verlieren, er würde froh sein müssen, wenn er noch auf dem Podest steht oder überhaupt ins Ziel kommt. Lewis Hamilton ging mühelos vorbei. Spruch vom Ferrari-Kommandostand: «Bewahre die Ruhe.» Leclerc kühl: «Ich bin ganz ruhig.»

Aber in Wahrheit musste der 21jährige Monegasse kochen: Sein erster Sieg war zum Greifen nah, der erste Sieg eines Monegassen im Rahmen der Formel-1-WM, der jüngste Ferrari-Sieger, 108. GP-Sieger, das alles löste sich in Nichts auf, es war zum Heulen.

Zu Schluss rettete der Doppelausfall der beiden Renault und die daraus entstehende Safety-Car-Phase Rang 3 für Leclerc. Es spricht Bände über den Charakter von Leclerc, dass er auf der Auslaufrunde sich für das Auto bedankte und nicht etwa über sein Pech jammerte. Immerhin gestattet er sich ein: «Ich weiss nicht, was ich sagen soll.»

Im Ziel erhielt der Unglücksrabe mehr Applaus als Sieger Hamilton und der zweitplatzierte Bottas. Dann meinte der tapfere Leclerc: «So etwas kommt im Motorsport eben vor. Es war einfach nicht unser Tag. Aber wir dürfen stolz darauf sein, welche Leistung wir an diesem Wochenende gezeigt haben.»

«Wir haben nach einem schwierigen Wochenende in Australien gezeigt, wozu wir fähig sind. Wir haben es geschafft, den wahren Speed aus diesem Auto zu holen. Aber im Moment bin ich einfach nur enttäuscht. Es ist schon schwer zu Schlucken, so etwas.»

«Mein Start war nicht gut, ich verlor zwei Positionen, in den ersten paar Kurven hatte ich Probleme mit der Haftung. Ich wollte unbedingt wieder zurück an die Spitze. Dann lief es aber immer besser. Natürlich ist es jammerschade, dass nur ein dritter Platz herausgekommen ist.»

«Als es gut lief, dachte ich nicht an den Sieg. Ich war ganz auf meine Aufgabe konzentriert. Dann begann leider das Motorproblem. Ich schaue nie auf den Sieg oder Rang 2 und 3, ich schaue immer darauf, ob wir unsere Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Ich schätze, ich darf behaupten: Das haben wir heute nicht. Wir hätten heute gewinnen müssen, unser wahres Potenzial war der Sieg.»

«Der Leistungsverlust kam schlagartig, es gab keine Vorwarnung. Ich versuchte, das Beste aus der Situation zu machen. Über die Safety-Car-Phase musste ich doppelt froh sein, denn ich verbrauchte nun viel mehr Sprit als berechnet. Das ist mein erstes Siegerpodest in der Formel 1, ich weiss, ich sollte das geniessen. Aber es war halt nicht das Ergebnis, das uns zugestanden hätte.»

«Wir müssen uns auf da Positive konzentrieren. Das Positive ist, dass wir nach einem schwierigen Wochenende in Australien stark zurückgekommen sind. Unser Tag wird kommen.»

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