Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Mick Schumacher (Ferrari): 8. in Bahrain, daher Pole!

Von Mathias Brunner
​Der 20jährige Mick Schumacher hat auf dem Bahrain International Circuit sein erstes Formel-2-Rennen bestritten. Der Ferrari-Zögling erreichte von Startplatz 10 aus den achten Platz – Pole für Sonntag!

Seit Jahren gab es keinen solchen Rummel um das Renndebüt eines Piloten in der Formel 2 oder, wie die F1-Sprungbrettklasse zuvor geheissen hat, in der GP2: Alle Augen waren auf Mick Schumacher gerichtet, den 20jährigen Sohn der Rennfahrerlegende Michael Schumacher. Mick hatte in der Quali einen kapitalen Verbremser gezeigt, was ihn einen besseren Startplatz gekostet hatte als Rang 10. Nun fragten sich Fans und Fachleute: Wie würde sich das Mitglied der Ferrari-Fahrerakademie wohl in seinem ersten Formel-2-Rennen schlagen?

Ex-Formel-1-Fahrer Paul Di Resta: «Mick begibt sich nun in die Höhle des Löwen. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. Er hat mit Prema ein hervorragendes Team, er hat in der Formel 3 bewiesen, wie gut er ist. Aber Zeit hat in diesem Sport keiner. Klar sagen alle, er solle in Ruhe lernen. Aber die Wahrheit ist: George Russell gewann den Formel-2-Titel gleich im ersten Rennen, und daran wird Schumacher gemessen. Der Druck ist gewaltig.»

Mick Schumacher (einer von acht Neulingen im Feld) hielt vor dem Rennen fest: «Das Schwierigste wird das Reifen-Management sein.» Die Fahrer mussten in diesem Rennen (32 Runden) die Mischungen weich und mittelhart mindestens einmal verwenden, ein Boxenstopp ist Vorschrift.

Luca Ghiotto hatte von der Pole-Position einen grauenvollen Start und fiel auf Rang 6 zurück. Der Schweizer Louis Delétraz flitzte in Führung, vor dem Kanadier Nicholas Latifi. Mick Schumacher kam als Zehner aus der ersten Runde zurück, einen Rang hinter seinem Prema-Stallgefährten Sean Gelael.

Nach vier Runden verlor Schumacher einen Platz gegen McLaren-Nachwuchsfahrer Sérgio Sette Câmara. Carlin-Pilot Delétraz führte locker vor Latifi und dem Niederländer Nyck de Vries. GP-Sieger Johnny Herbert: «Bereits bildeten sich auf den Reifen Blasen, jetzt war Rennintelligenz gefragt.»

Schumis Stallgefährte Gelael verlor seinen Dallara beim Anbremsen der ersten Kurve aus der Kontrolle – zum Glück traf der Wagen des Indonesiers niemanden. Mick Schumacher rückte einen Rang hoch und war wieder Zehnter. Gelael am Funk: «Ich habe keine Ahnung, was hier eben passiert ist.» Johnny Herbert: «Das sah mir sehr nach einem Bremsproblem aus.» Nein, war es nicht: Der verstellbare Heckflügel war offengeblieben, daher geriet der Wagen aus der Kontrolle.

Aufgrund des Reifenverschleisses rückten die ersten drei Fahrer (Delétraz, Latifi und de Vries) immer näher zusammen. Zu Beginn der zehnten Runde hatte der Kanadier Latifi das Heck von Delétraz’ Auto lange genug studiert, er ging am Ende der Start/Ziel-Geraden vorbei. Mick Schumacher kreiste derweil als Zehnter 1,4 Sekunden Nikita Mazepin und 1,2 Sekunden vor Ralph Boschung. Dann nahm der Ferrari-Zögling das Herz in beide Hände und attackierte den jungen Russen zur ersten Kurve hin, Mazepins Reifen waren in schlechtem Zustand.

Zur Erinnerung: Würde Schumi in diesem Rennen Achter werden, würde dabei fürs sonntägliche Sprintrennen die Pole-Position herausspringen!

An der Spitze hatte sich Williams-Reservist Latifi um fast fünf Sekunden von Delétraz abgesetzt, der Westschweizer hatte weiterhin Nick de Vries im Nacken. Aber der Niederländer kämpfte auch mit abbauenden Reifen, Pole-Mann Ghiotto ging vorbei, der Italiener ist für klugen Umgang mit den Pirelli bekannt. Nächstes Opfer von Ghiotto: der zweitplatzierte Delétraz, der war Ende der 14. Runde fällig. De Vries holte sich frische Walzen. Mick Schumacher rückte auf Rang 7 hoch, dann auf Rang 6, noch immer auf dem ersten Reifensatz. Ende der 16. Runde kam auch Mick an die Box, um die weichen Pirelli zu holen. Er fiel auf den 16. Rang zurück.

In der 17. Runde kam der führende Latifi herein und auch GP3-Meister Hubert. Ärger für den Kanadier: Ein Schlagschrauber funktionierte nicht und musste in aller Eile gewechselt werden, das kostete wertvolle Sekunden. Der Kanadier war nur noch Vierter, hinter de Vries, Nobuharu Matsushita und Delétraz. Mick Schumacher war auf Rang 12 zu finden, dann verlor er einen Rang gegen den Schweizer Boschung.

Johnny Herbert: «Das ist alles neu für Mick, der Umgang mit den Reifen ist in der Formel 2 extrem entscheidend, vor allem im letzten Teil des Rennens. Schumacher befindet sich in einer steilen Lernkurve. Er fährt hier gegen Leute, denen das Reifen-Management in Fleisch und Blut übergegangen ist.»

Während sich Schumacher seinen Gegner Boschung genehmigte, rückte Williams-Reservefahrer Latifi wieder hoch: Er schnappte sich zunächst Delétraz (erneut), dann auch dessen Carlin-Stallgefährte Matsushita. Nun stand ihm nur noch Nicky de Vries vor der Sonne, aber nur eine Runde lang, dann führte der Kanadier wieder. Der 23-Jährige aus Montreal fuhr seinem dritten Formel-2-Sieg entgegen.

Mick Schumacher schnappte sich Nikita Mazepin, nun war der Ferrari-Zögling wieder Zehnter, Ralph Boschung noch immer gross im Rückspiegel. Gegen vorne: eine Lücke von 6,6 Sekunden zu Jordan King, die allerdings schnell kleiner wurde. In Runde 27 überholte Mick den Briten, die Lücke zum nächsten Engländer (Jack Aitken) – satte 14 Sekunden.

Latifi gewann schliesslich vor Luca Ghiotto und dem Brasilianer Sette Câmara, gefolgt von GP3-Meister Anthoine Hubert. Schumacher schnappte sich kurz vor der Zielflagge Matsushita, wurde Achter, damit steht der Deutsche am Sonntag beim Sprint-Rennen auf der Pole-Position!

Mick Schumacher ist damit der zweitbeste Rookie im Ziel, noch besser hat das nur GP3-Meister Hubert gemacht, der sehr eindrucksvoller Vierter geworden ist.

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