Ross Brawn über Ferrari: «Binotto macht das gut»
Der 64jährige Ross Brawn hat in der Vollgasbranche schon fast alles erlebt. Er war Technikchef bei Benetton, als Michael Schumacher 1994 und 1995 Weltmeister wurde, er wechselte später wie Schumi zu Ferrari, wo Michael zu fünf WM-Titeln in Serie stürmte. Später heuerte Ross Brawn bei Honda an, übernahm deren GP-Team, wurde 2009 aus dem Nichts Weltmeister, bevor der Rennstall aus Brackley zum neuen Mercedes-Werksteam gemacht wurde. Brawn blieb dort Teamchef, bis Toto Wolff und Niki Lauda an Bord kamen. Heute arbeitet der Engländer als Sportchef der Formel 1.
Ross Brawn hat viele Drähte zu Ferrari behalten und sagt in seiner Nachbesprechnung des China-GP zum heiklen Umgang mit den Piloten Sebastian Vettel und Charles Leclerc: «Teamchef Mattia Binotto sieht sich in einer Situation, die wir so bei Ferrari seit längerem nicht mehr erlebt hatten – dass nämlich zwei Fahrer auf höchstem Niveau gegeneinander kämpfen. Ich finde, Mattia geht damit bislang gut um.»
«Einerseits haben wir den überaus talentierten, aufstrebenden Charles Leclerc, auf der anderen Seite muss Binotto die Ressource Vettel schützen. Sebastian weiss als vierfacher Weltmeister, wie er mit Druck umzugehen hat.»
«Das ist keine einfache Saison für Vettel, und der Podestplatz von Shanghai wird ihm Selbstvertrauen gegeben haben. Charles zeigt aus meiner Sicht grosse Reife, indem er eine Team-Entscheidung akzeptiert, die nur schwer zu verdauen ist.»
«Die ersten drei Rennen haben jedoch bestätigt: Wenn Ferrari die führenden Mercedes wirklich herausfordern will, dann muss in allen Bereichen perfekt gearbeitet werden – Konkurrenzfähigkeit, Standfestigkeit, Teamwork. So wie ich Mattia kenne, ist er sich dessen bewusst, und er wird all seine Energie darin investieren, in jedem Bereich zuzulegen.»
Zur Erinnerung: Nach drei Doppelsiegen von Mercedes, aber nur zwei Podesträngen von Ferrari liegen die Italiener in der Markenwertung deutlich hinten, es steht 130:73 für Mercedes. In der Fahrer-WM liegt Lewis Hamilton vorne, mit 68 Punkten, vor Valtteri Bottas (62), Max Verstappen (39), Sebastian Vettel (37) und Charles Leclerc (36).