Bernie Ecclestone: «Ich habe kein Vermächtnis»
Bernie Ecclestone
Wer in den letzten Jahrzehnten die Formel 1 mitverfolgt hat, kann nicht bestreiten: Das Lebenswerk von Bernie Ecclestone ist gewaltig. Der kleine Brite mit dem unverwechselbaren Gespür für gute Geschäfte erkannte schon früh da Potenzial der Rennserie und schaffte es, aus dieser eine Goldgrube zu machen.
Das tat er auf seine unverwechselbare Art und Weise, der gerissene Geschäftsmann hielt alle Zügel in der Hand und liess sich nicht gerne in die Karten schauen. Trotzdem liess man ihn gewähren, denn dank seines Geschäftssinns wurde nicht nur er selbst reich, viele im Sport profitierten vom komplexen Unternehmensnetzwerk, das er rund um die Königsklasse geschaffen hatte.
Auch unterstützte Ecclestone in finanzielle Not geratene Rennställe – ganz undiplomatisch flossen Millionenbeträge, um die Teams zwischenzeitlich über Wasser zu halten. Doch damit war es spätestens vorbei, als 2005 mit «CVC Capital Partners» eines der weltweit grössten Private Equity- und Investment-Unternehmen in die Formel 1 einstieg.
Immer mehr Parteien redeten mit und Ecclestone verlor zusehends an Macht. Als Liberty Media 2016 in die «Formula One Group» einstieg, waren die Tage von Ecclestone als GP-Zirkusdirektor gezählt. Der amerikanische Mischkonzern ersetzte den Baumeister der modernen Formel 1 durch Spitzenmanager Chase Carey, der noch heute als CEO die Geschicke des Sports leitet.
Ecclestone ist nur noch sporadisch im Fahrerlager unterwegs, und das auch nur als Gast, wie etwa beim Saisonfinale in Abu Dhabi. Der 89-Jährige, der früher immer von einer Reporter-Traube begleitet wurde, sobald er sich im Paddock sehen liess, hat nun seine Ruhe, nur noch wenige sprechen ihn an, wenn er durch die Startaufstellung streift.
Ecclestone ist sich denn auch sicher, dass man sich bald nicht mehr an ihn erinnern wird, wie er in der neuesten Ausgabe des Podcasts «Beyond the Grid» erklärt. Nach seinem Vermächtnis gefragt, erklärt er gewohnt spitz: «Ich habe keins. Ich werde wie die meisten Menschen verschwinden und in wenigen Monaten vergessen sein. Niemand erinnert sich mehr, die Welt bewegt sich weiter, neue Leute kommen und neue Dinge passieren.»