Andy Palmer (Aston Martin): Eine Art von Dementi
Vor kurzem ist die englische Autocar vorgeprescht: Sie hat verbreitet, Racing-Point-Rennstallmitbesitzer Lawrence Stroll spiele mit dem Gedanken, beim Sportwagenhersteller Aston Martin einzusteigen. Es war sogar davon die Rede, dass der kanadische Erfolgsunternehmer die Mehrheit an Aston übernehmen wolle und danach seine GP-Rennwagen nicht mehr als Racing Point an den Start bringen werde, sondern als Aston Martin, in «British Racing Green» zumal.
Bislang hat Aston-Martin-CEO Andy Palmer zu diesen Spekulationen geschwiegen. Nun hat er im Süden von Wales ein neues Werk eröffnet, in welchem die Aston-Martin-SUV vom Band laufen werden. Dabei ergriff der 56jährige Palmer die Gelegenheit, sich zu den immer lauter werdenden Gerüchten zu äussern. Gegenüber unseren Kollegen von Reuters sagt Andy Palmer: «Ihr wisst, was wir zu tun hätten, gäbe es eine offizielle Anfrage. Darüber hinaus kann ich das nicht kommentieren.» Palmer spielt hier auf Vorschriften an, die für börsenkotierte Unternehmen gelten. Aston Martin war im Oktober 2018 an die Börse gegangen.
Was der bekennende Renn-Fan Palmer dann aber sogleich doch tut: «Was uns angeht, so werben wir nicht aktiv um andere Beteiligungen. Was nicht ausschliesst, dass dies eines Tages passieren könnte.»
Aston Martin ist unter Druck geraten, in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 wurde ein Verlust von 74,6 Millionen Euro erzielt. Vor dem Hintergrund enttäuschender Geschäftszahlen haben die Aktien in diesem Jahr drei Viertel an Wert eingebüsst. Der grösste Aktionär von Aston Martin ist die Strategic European Investment Group, der zweitgrösste ein Investor aus Kuwait.
Das neue Werk in St Athan bei Cardiff ist das zweite neben dem Stammhaus in Gaydon (Zentral-England).
In den vergangenen Jahren sind Autohersteller vermehrt dazu übergegangen, Allianzen einzugehen, um auf dem Markt bestehen zu können. Das jüngste Beispiel sind die Fiat/Chrysler-Gruppe und Peugeot. Aber Andy Palmer ist davon überzeugt, dass Aston Martin wie der Rivale aus Italien gut alleine überleben kann, Ferrari. So ganz ohne Allianzen geht es dann doch nicht – auch Daimler ist Aktionär von Aston Martin.
Palmer ist davon überzeugt: «Es gibt einen vernünftigen Weg zum Erfolg aus unserer Lage.»
Und was ist aus dem Bumerang-Gerücht, wonach Aston Martin eines Tages wieder als Hersteller in der Formel 1 antreten könnte?
Seit Anfang 2016 steht Aston Martin auf den Rennautos von Red Bull Racing aus Milton Keynes. Dazu spannten Aston Martin und Red Bull Advanced Technologies zusammen, um den atemraubenden Strassensportwagen Valkyrie (Walküre) zu bauen. Aston Martin ist seit 2018 Titelsponsor von RBR, und Andy Palmer hat eine Weile lang nicht ausgeschlossen, dass Aston Martin ab 2021 Motorhersteller in der Formel 1 werden könnte. Bis klar wurde, dass mit den bisherigen Motoren weitergemacht wird (1,6-Liter-V6-Turbomotor mit Mehrfach-Energierückgewinnung). Die Entwicklung eines solchen Motors übersteigt die finanziellen Ressourcen von Aston Martin.
Aston Martin war schon einmal in der Formel 1 – mit einem Werkswagen 1959 und 1960. Damals hatte Cooper gezeigt, wohin der Weg der GP-Renner führt: zum Heckmotorauto. Aston Martin baute stur einen Frontmotorrenner und holte 1959 keinen einzigen WM-Punkt. 1960 zog die Firmenführung dem hoffnungslosen Unterfangen den Stecker.