Neues Rätsel Racing-Raritäten: Blick zurück mit Reue
Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Die Lösung vom letzten Mal: Der Russe Vitaly Petrov jagt einen GP2-Renner von Adrian Campos durchs Autodrom von Dubai, wir haben den 4. Dezember 2008.
An einem Abend in Arabien wird das Licht ganz weich, es entsteht eine überaus reizvolle Atmosphäre, wir erleben das jedes Jahr an den GP-Wochenenden von Bahrain und Abu Dhabi. Ein Bild aus dem Dubai-Autodrom zu wählen, war natürlich eine kleine Falle – prompt haben einige Teilnehmer auf die falsche Rennstrecke getippt.
Petrov wiederum haben wir ausgewählt, weil er es war, der im Abu Dhabi-GP 2010 Fernando Alonso erbitterten Widerstand bot. Der damalige Ferrari-Star aus Spanien verlor wertvolle Sekunden, das war einer der Gründe, wieso er am Schluss gegen Sebastian Vettel den Kürzeren zog.
Petrov war jetzt beim WM-Finale von Abu Dhabi nicht am Yas Marina Circuit zu sehen, sein russischer Landsmann Sergey Sirotkin sehr wohl. Um ein Haar wäre Sirotkin sogar zum GP-Comeback gekommen – George Russell fühlte sich unwohl, Claire Williams bat Sergey zur Sitzprobe.
Sirotkin war 2018 der dritte Russe, der in der Formel 1 einen Stammplatz erhalten hat. Wegbereiter aller Russen war Sergey Zlobin, der 2002 als Testfahrer zum Minardi-Team kam (heute Toro Rosso, ab 2020 AlphaTauri). Bald kristallisierte sich heraus – es mangelte am notwendigen Format für den Posten eines Stammfahrers, es mangelte auch an mehr Geld von Gazprom. Der heute 49jährige Zlobin wurde aussortiert.
Der zweite Russe war Vitaly Petrov: Der heute 35-Jährige aus Vyborg hat von 2010 bis 2012 57 Formel-1-WM-Läufe bestritten – 2011 wurde er im Renault solider WM-Zehnter. In der gleichen Saison erreichte er mit Rang 3 in Melbourne sein bestes Formel-1-Ergebnis. Dennoch wurde er am Ende der Saison nicht weiter verpflichtet. Ende 2012 musste Vitaly dann auch bei Caterham sein Cockpit räumen: Der Franzose Charles Pic und der Holländer Giedo van der Garde konnten mehr Mitgift vorweisen.
Am meisten Schlagzeilen hat Petrov wie gesagt beim WM-Finale 2010 in Abu Dhabi gemacht. Durch einen strategischen Fehler von Ferrari strandete Superstar Fernando Alonso hinter dem Renault des Russen und kam nicht an Petrov vorbei.
Während Petrovs Zeit bei Renault stieg dort ein weiterer Russe in den Formel-1-Boliden, allerdings nur zu Testfahrten: Der Moskauer Mikhail Aleshin durfte als Champion der Formel Renault 3.5 den F1-Renner der Franzosen fahren. Meister wurde er übrigens im Duell mit jenem Daniel Ricciardo, der heute GP-Sieger bei Red Bull Racing ist. Aleshin bewegte auch Rennwagen von Red Bull Racing – bei Demofahrten. Im Nachwuchsprogramm von Red Bull fiel er jedoch durch. Aleshin wurde IndyCar-Fahrer, erlitt 2014 in Fontana aber einen schweren Unfall. Damit war die Einsitzerkarriere vorbei. Heute fährt Aleshin Langstreckenrennen.
Erfolgreichster Russe in der Formel 1 ist Daniil Kvyat: Der langjährige Red-Bull-Zögling fuhr für Toro Rosso und Red Bull Racing insgesamt 92 WM-Läufe, er stand drei Mal auf dem Siegerpodest (Zweiter in Ungarn 2015, Dritter in China 2016, Dritter in Deutschland 2019), wurde 2015 WM-Siebter, aber im Herbst 2017 trennte sich Red Bull von Kvyat – zu unkonstant waren die Leistungen. In Sotschi 2018 soll bekannt werden: Kvyat kehrt zu Toro Rosso zurück, nach einem Jahr als Ferrari-Simulatorspezialist gereift und inzwischen Papa.
Was den Nachwuchs angeht, so dürfen sich die russischen Fans freuen: 2019 hat Robert Shwartzman den Formel-3-Titel gewonnen, 2020 tritt er als Stallgefährte von Mick Schumacher bei Prema an.
Nikita Mazepin hat eine schwierige erste Formel-2-Saisson hinter sich – mit drei achten Rängen als Highlight. F2-Rückkehrer Artem Markelov fehlt es nicht an Talent, 2018 holte ihn Renault als Test- und Entwicklungsfahrer.
Und Vitaly Petrov? Auch er fährt heute Langstreckenrennen, 2019 wurde er in Le Mans mit Aleshin und Ex-GP-Fahrer Stoffel Vandoorne Dritter in Le Mans, hinter den beiden Toyota von Alonso/Nakajima/Buemi sowie Conway/Kobayashi/López.
Damit zur neuen Aufgabe: Wir erlauben uns einen Knicks vor einem Piloten, den wir überaus schätzen und der im Grand-Prix-Sport so viel mehr hätte erreichen können.
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