Sebastian Vettel: Hamilton ist bereits Ferrari-Fahrer
Sebastian Vettel
Hin und wieder kann er einfach den Mund nicht halten. Es war ein typischer Vettel-Spruch: Als der vierfache Weltmeister in Sotschi seinen Ferrari zur Seite stellen musste, weil ihn sein Hybridmotor im Stich gelassen hatte, knurrte er am Funk: «Ernsthaft jetzt? Bringt die verdammten V12 zurück!»
Das war Öl ins Feuer jener besonders Klugen, die ohnehin seit Monaten verbreiteten, Vettel werde Ende 2019 alles hinschmeissen, enttäuscht, den Titel ein weiteres Mal verpasst zu haben, und verärgert, dass bei Ferrari zu spüren ist: Die Zukunft heisst Charles Leclerc.
Vor dem WM-Finale von Abu Dhabi wirkte Vettel auf einige Insider merkwürdig, und sofort kursierte im Fahrerlager des Yas Marina Circuit erneut – Vettel könnte spontan entscheiden, dass ihm das alles keinen Spass mehr macht.
Sebastian Vettel hat immer betont, dass Rücktritt vor Ablauf seines Vertrags Ende 2020 kein Thema sei. Er habe bei Ferrari eine Mission, und die gedenke er zu erfüllen. Wir sind lange genug in der Formel 1, um zu wissen: Manchmal weist das lauteste Dementi am ehesten auf die Wahrheit hin. Aber aus dem Umfeld des Heppenheimers ist zu hören: «Viele Menschen scheinen zu unterschätzen, wie sehr das Feuer in Vettel lodert und wie wichtig ihm sein Ziel ist, in Rot Weltmeister zu werden. Sebastian wirft nicht einfach alles hin und geht.»
Im Anschluss ans WM-Finale von Abu Dhabi kann sich Vettel einige Spitzen nicht verkneifen. Nach dem schlechtesten WM-Ergebnis seit 2014 (Fünfter, wie 2014) sagt er auf die Frage, was er nach Abschluss der Saison zu machen gedenke: «Ferien. Wobei ich ja gedacht habe, ich hätte schon im nächsten Jahr Ferien. Denn ich habe gehört, dass ich aufhöre. Ich weiss nicht, wer mit diesem Gerücht angefangen hat, aber wer immer es war – er weiss mehr als ich. Aber da ihr Journalisten ja immer Recht habt, wird mir das in den kommenden Wochen wohl erst so richtig bewusst.»
Vettel hat in der abgelaufenen Saison nur ein Rennen gewinnen können, sein Stallgefährte Leclerc zwei. Der junge Monegasse ging sieben Mal von der Pole-Position ins Rennen, Seb nur zwei Mal. Leclerc hat mehr schnellste Runden als Vettel (4:2), er hat im Quali-Duell die Nase vorn (12:9), mehr Punkte als Vettel gesammelt (264:240), mehr Podestränge erobert (10:9), Leclerc wurde WM-Vierter.
Vettel: «Ich weiss, dass ich das alles besser kann, und das werde ich 2020 auch zu zeigen versuchen.»
Auf die Frage, was er von den angeblichen Treffen von Lewis Hamilton mit Ferrari-Präsident John Elkann halte, grinst Seb: «Aber Lewis Hamilton ist doch schon lange Ferrari-Fahrer, also ändert sich gar nichts.»
Bevor unser Herz einen Schlag aussetzt: Natürlich spielt Vettel darauf an, dass in der Garage des Briten einige Sportwagen aus Maranello stehen.