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Robert Kubica: «Das war doch keine Formel 1»

Von Mathias Brunner
Robert Kubica vor George Russell

Robert Kubica vor George Russell

​Der Pole Robert Kubica hat in Abu Dhabi seinen 97. Grand Prix bestritten, seinen letzten. Der Krakauer ist WM-Zweitletzter und bilanziert über seine GP-Saison: «Das war doch keine Formel 1.»

Robert Kubica hat 2019 geschafft, was Viele für unmöglich gehalten hätten. Nach seinem lebensbedrohenden Rallyeunfall von 2011 hat er sich wieder in die Königsklasse gearbeitet. Bei Williams wurde er aber von Mercedes-Zögling George Russell geschlagen – 0:21 im Quali-Duell. Ironischerweise liegt Kubica in der WM vor dem jungen Engländer, denn der Pole wurde im Chaos-GP von Hockenheim Zehnter, Russell konnte keinen einzigen Punkt holen.

Schon in Singapur hat Robert klargemacht: Er wird 2020 nicht im Williams sitzen. «Ich habe sehr viel Energie darin investiert, in die Formel 1 zurück zu kommen. Klar würde ich gerne bleiben. Aber nicht um jeden Preis. Ich will auch wieder Freude am Rennsport haben. Diese Saison war sehr schwierig.»

«They never come back», sie kommen nie zurück, so lautete einst ein geflügeltes Wort im Boxsport. Wer einmal im Ring geschlagen wurde, der bleibt draussen. Aber grosse Comebacks gehören nicht nur zum Boxen, sondern auch zum Motorsport. Für Robert Kubica ging am 17. März 2019 eine scheinbar endlose Wartezeit zu Ende: Seinen davor letzten Formel-1-WM-Lauf bestritt der Pole am 14. November 2010 in Abu Dhabi, damals als Renault-Werksfahrer (er wurde Fünfter). Einschliesslich des 17. März 2019 musste der WM-Vierte von 2008 damit unfassbare 3046 Tage oder 8 Jahre, 4 Monate und 3 Tage auf seine Rückkehr warten!

Kubica, der sich im Februar 2011 bei einem Rallye-Unfall schwerste Armverletzungen zugezogen hatte, absolvierte 2017 für Renault drei Tests, sowohl in einem älteren Formel-1-Renner, dann im aktuellen Auto. Renault entschied sich in der Folge aber gegen Kubica und für Carlos Sainz. Später testete Kubica für Williams, aber die Rubel von Sergey Sirotkin entschieden, dass Robert 2018 nur ein Platz als Reservist bleibt.

Die Tatsache, dass der Kanada-GP-Sieger 2008 überhaupt wieder am Lenkrad eines modernen Formel-1-Renners sitzen kann, «ist die Verwirklichung eines fast unmöglichen Traums», wie es Robert einmal bezeichnet hat.

Aber der Traum wurde zum Albtraum. Robert im Anschluss ans WM-Finale von Abu Dhabi im polnischen Fernsehen: «Ich habe in dieser Saison wenig lernen können. Formel 1 aus der letzten Startreihe ist komplett anders als die Königsklasse, wie ich sie in Erinnerung hatte.»

«Ich weiss noch, wie ich nach einem Qualifying aus dem Williams kletterte und zu einem Kumpel sagte: ‘Wenn ist damals in den goldenen Zeiten mit BMW-Sauber so gefahren wäre, dann stünde ich jetzt in der ersten Startreihe.’ Aber ich war Letzter, eine halbe Sekunde hinter dem Zweitletzten», so Kubica in der polnischen Sportzeitung Przeglad Sportowy. «Das war doch keine Formel 1.»

Dennoch beteuert der Krakauer, dass er keine Reue spürt: «Wenn ich alt und grau bin und mir sagen müsste, ‘ich hatte die Chance auf ein Comeback, aber ich habe sie nicht genutzt’ – das wäre wirklich bitter. Nein, ich muss mir nichts vorwerfen.»

Hand aufs Herz: Wie bitter war es, in Arabien zum letzten Mal einen Grand Prix zu fahren? «Das war emotional nicht so schwierig», findet der 34-Jährige. «Denn ich wusste ja schon länger, was auf mich zukommt. Ich spüre keine Trauer. Vielleicht ändert das, wenn ich zuhause bin und Zeit zum Nachdenken habe.»

«Was die puren Resultate angeht, so ist die Saison 2019 natürlich eine Enttäuschung. Wenn wir aber hinter die Kulissen schauen, dann war es nicht so schlecht wie es aussieht. Ich habe gelernt: Ich kann noch immer auf hohem Niveau fahren.»

Williams hat nun zwei Jahre in Folge das mit Abstand schlechteste Auto im Formel-1-Feld gebaut. Wird sich das 2020 ändern? Robert Kubica meint: «Ich weiss es nicht. Ich habe dazu meine Meinung, aber es ist vielleicht besser, wenn ich die für mich behalte.»


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