Ferrari: Im Februar 2020 mit drei Autos auf der Bahn
Sebastian Vettel im Ferrari
Normalerweise wird bis zur letzten Minute entwickelt, manchmal werden neue Rennautos erst kurz vor einem Präsentationstermin zusammengesetzt, buchstäblich bis zur letzten Minute. Wir haben es schon erlebt, dass im Besucherraum die Gäste platznehmen, während hinter dem Vorhang die Mechaniker letzte Hand ans neue Fahrzeug legten; oder dass die Wagen am Morgen des ersten Testtages in der Box fertiggestellt wurden.
Nicht so bei Ferrari 2020: Der neue Rennwgen von Sebastian Vettel und Charles Leclerc wird am 11. Februar enthüllt, also acht Tage vor dem Beginn der Wintertests auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya in Spanien. Teamchef Mattia Binotto sagt: «Wir ziehen die Enthüllung deshalb vor, weil wir nachher ein intensives Prüfstandsprogramm haben, bevor es nach Spanien geht.»
Der 2020er Ferrari soll zuerst tagelang auf den so genannten Sieben-Stempel-Prüfstand, auf welchem ein GP-Renner so durchgeschüttelt und -gerüttelt wird wie auf einer Rennstrecke. In die Prüfstände lassen sich die an der Rennstrecke gesammelten Daten einspeisen, die Fahrwerksbewegungen entsprechen exakt den Bewegungen des Autos auf der Bahn, nur Fliehkräfte lassen sich nicht simulieren. Teilweise wird sogar mit Klimakammern gearbeitet. Ferrari will das Wintertestprogramm so gut vorbereitet wie möglich beginnen. Diesen Prüfstandtests kommt 2020 eine noch grössere Bedeutung zu, weil das Wintertestprogramm von acht auf sechs Tage beschränkt worden ist.
Um genau zu sein, wird Ferrari im kommenden Februar gleich mit drei Chassis auf der Bahn sein: Mit den ersten beiden Fahrzeugen, welche für die Saison 2020 aufgebaut werden – Chassis 1 soll beim ersten Test verwendet werden (19.–21. Februar), Chassis 2 beim zweiten (26.–28. Februar). Ferner fährt Ferrari mit einem umgebauten älteren Renner Versuche mit Niederquerschnittreifen von Pirelli, die 2021 in der Königsklasse eingeführt werden.
Für viele Tifosi unverständlich: Ferrari hat sich bislang an Tests mit Versuchsreifen für 2021 nicht beteiligt – die wurden von Renault gefahren, danach von McLaren und Mercedes.
Formel-1-Alleinausrüster Pirelli hatte an alle Rennställe eine Aufforderung geschickt: «Baut einen umgebauten 2018er Rennwagen zur Erprobung von 18-Zoll-Rädern für 2021.» Zur Saison 2021 hin wird die Formel 1 auf Niederquerschnittreifen rollen, montiert auf 18-Zoll-Felgen. Nur drei Rennställe haben sich bereit erklärt, Übergangsfahrzeuge zu bauen – Mercedes, McLaren und Renault. Ferrari nicht. Teamchef Mattia Binotto im vergangenen Mai in Spanien: «Wir haben beschlossen, nicht an diesem Programm teilzunehmen. Das ist uns alles zu kurzfristig, es fehlen die Ressourcen. Aber wir werden ein solches Auto für 2020 bauen. Wir haben nicht den Eindruck, dass wir etwas verpassen. Das ist ein frühes Stadium der Entwicklung, und die sieben Rennställe, die kein Übergangsfahrzeug bauen, werden von den anderen drei alle Daten erhalten.»
McLaren-CEO zeigte sich verblüfft, dass Ferrari nicht von Anfang an am Testprogramm teilhaben wollte. Er misstraut der Erklärung, in Maranello mangle es an Ressourcen. «Meine Vermutung ist eher, dass es für diese Entscheidung andere Gründe gibt. Wir hingegen wollen dem Sport etwas beitragen. Zudem lassen wir uns diese Chance nicht entgehen, so früh als möglich Erfahrungen zu sammeln. Das muss keinen Vorteil für die Saison 2021 bedeuten. Denn die Informationen sind tatsächlich allen zugänglich. Aber wenn wir eng mit Pirelli zusammenarbeiten, so ist das gewiss kein Nachteil.»
Der nächste Pirelli-Test mit 2021er Walzen findet am 8. Februar in Jerez de la Frontera (Andalusien) statt – mit Ferrari. Gemäss Reglement muss es sich dabei um einen umgebauten Rennwagen der Generation 2019 oder 2018 handeln. Noch ist nicht klar, wer bei diesem Test in Südspanien hinter dem Lenkrad des Ferrari sitzen wird.
Der Formel-1-Kalender 2020
Präsentationen
11. Februar: Ferrari
Wintertests
19.–21. Februar: Montmeló, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
26.–28. Februar: Montmeló, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
Rennen
15. März: Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
22. März: Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
5. April: Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
19. April: Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
3. Mai: Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
10. Mai: Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
24. Mai: Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC
7. Juni Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
5. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
2. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
6. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE