Formel-1-Idol Ronnie Peterson: Grab geschändet
Traurige Nachricht aus Örebro in Schweden: Auf dem Friedhof von Almby sind mehrere Gräber verwüstet worden, darunter auch jenes des 1978 verstorbenen Formel-1-Piloten Ronnie Peterson. Die Kirchenvorsteherin Brita Wennsten gegenüber der Tageszeitung Nerikes Allehanda: «Das ist einfach schändlich.»
Die Vandalen wüteten in der Nacht auf Sonntag, 29. März. Dabei wurden drei Grabsteine umgeworfen. Brita Wennsten glaubt: «Das hatte nichts mit der Person von Peterson zu tun. Alles deutet darauf hin, dass die Täter wahllos vorgingen.»
Ronnie Peterson ist der erfolgreichste Grand-Prix-Pilot von Schweden. Von Monaco 1970 bis Monza 1978 bestritt er 123 Formel-1-WM-Läufe, zehn davon konnte er gewinnen. 1971 und 1978 wurde er jeweils WM-Zweiter.
Auf dem Almby sind auch Barbro Peterson, die Ehefrau von Ronnie, zur letzten Ruhe gebettet, sowie seine Eltern Bengt und May-Britt.
Brita Wennsten: «Mir tun die Angehörigen leid. Niemand will seinen Liebsten gedenken und solch einen Anblick vorfinden. Das ist völlig unnötig, eine Schande.»
Sie nannten ihn «Superswede», den Super-Schweden, und der Vergleich mit dem Comic-Helden Supermann ist nicht unangemessen, denn die Fahrzeugbeherrschung des legendären Ronnie Peterson war nicht von dieser Welt. Sein March-Stallgefährte Niki Lauda sagte über ihn: «Ich kannte keinen, der ein Formelauto so quer um die Ecken fuhr, aber jederzeit die Kontrolle behielt. Ich konnte nicht begreifen, wie er es schaffte, nicht von der Bahn zu fliegen.»
Ronnies Vater Bengt baute ihm den ersten richtigen Go-Kart. Das Talent von Peterson war offensichtlich. Schon 1969 tauchte er in der Formel 3 auf und gewann das prestigeträchtigste aller Rennen dieser Nachwuchsklasse, in Monaco. John Watson: «Wir lebten wie ein ziehender Stamm, von Rennstrecke zu Rennstrecke, wir reisten zusammen. Ich bewunderte heimlich Ronnie. Alle wussten – er ist ein kommender GP-Star.»
In Montlhéry 1969 überlebte Peterson einen Überschlag mit brennendem Auto, er war mit einem Rad an einem Strohballen hängen geblieben. March-Gründungsmitglied Max Mosley förderte ihn und stellte die Weichen in die Formel 1. Jackie Stewart über Petersons Debüt 1970: «Er kannte nur einen Fahrstil, als Quer-Lenker, Heck raus, ständig am Limit balancierend, wir waren ein wenig irritiert, aber die Fans liebten das.»
Niki Lauda erinnerte sich: «Als wir beide bei March angestellt waren, frage ich ihn, ob ich jeweils mit ihm ins Rennwagenwerk von Bicester fahren könne. ‘Kein Problem’, meinte er. Er holte mich mit diesem grossen Mercedes ab. Ich merkte bald: Der Kerl bremst mit dem linken Fuss. ‘Wieso machst du das?’ wollte ich wissen. ‘Weil ich dadurch schneller fahren kann im Rennwagen.’ Ich hatte von Linksbremsen noch nie etwas gehört. Aber er hatte Recht – es war schneller. Ronnie war absolut furchtlos.»
Für 1973 wechselte Peterson an die Seite von Emerson Fittipaldi in den Lotus-Rennstall von Colin Chapman. Die ersten Siege kamen: Le Castellet, Österreichring, Monza, dann Watkins Glen. Die Gefahr blieb ein ständiger Begleiter: Stewarts Tyrrell-Stallgefährte François Cevert stürzte im Training zum Grossen Preis der USA zu Tode. Sir Jackie Stewart: «Ich begab mich an die Unfallstelle, heute bereue ich das. Es war der fürchterlichste Tod, den man sich vorstellen konnte.» Jody Scheckter: «Ich war fassungslos, ich hatte noch nie erlebt, dass ein Fahrer sein Leben verliert. Jackie sagte zu mir: ‘Geh nicht dort hin, das willst du nicht sehen.» Als später das Training wiederaufgenommen wurde, dachte ich: Wie können alle nur weitermachen, als sei nichts gewesen?»
Mario Andretti, Petersons Teamgefährte 1978 und 1979: «Wir kannten alle die Risiken. Nach um Unfall von Ronnie in Monza wollte ich ihn am Montagmorgen besuchen gehen. Als ich in Italien an eine Zahlstelle kam, sagte der Mann im Häuschen: ‘Sie sind doch Mario Andretti. Haben Sie es gehört? Ronnie Peterson ist tot. Es kam eben im Radio.’ Ich war fassungslos.»
Peterson hatte beim Unfall kurz nach dem Start zum Italien-GP Beinbrüche und leichte Verbrennungen erlitten. In der Nacht erlitt er aber eine Fettembolie. Der Schwede wurde nur 34 Jahre alt.
Jackie Stewart: «Lotus war bekannt dafür, die schnellsten Auto der 70er Jahre zu bauen. Aber Colin Chapman liebte den Leichtbau und scheute sich nicht davor, Grenzen auszuloten.»
Niki Lauda: «Die Fahrer hatten eine Hassliebe zu Chapman. Jeder wollte seine Lotus fahren, denn sie waren schnell. Aber jeder wusste, dass sie gefährlich sind.»
Seine Gattin Barbro hat den Verlust ihres Ronnie nie überwunden, 1987 nahm sie sich das Leben.
Emerson Fittipaldi: «Ronnie hatte die Gabe erhalten, ein Auto schneller zu fahren als das den meisten anderen Rennpiloten möglich war. Er war immer ein fairer Gegner, abseits der Rennstrecke lebenslustig, ein feiner Kerl. Ich vermisse ihn bis heute.»