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Streckenarchitekt Tilke: «Es schmerzt unheimlich»

Von Rob La Salle
Streckenarchitekt Hermann Tilke

Streckenarchitekt Hermann Tilke

Formel-1-Streckenarchitekt Hermann Tilke erklärt, warum es die perfekte Rennstrecke nicht gibt. Der Deutsche spricht auch über die schmerzliche Verschiebung des Strassenrennens von Hanoi.

An diesem Wochenende hätten die Formel-1-Piloten zum ersten Mal auf dem Strassenkurs von Hanoi ausrücken sollen, doch die Coronakrise sorgte auch für die Verschiebung des GP-Debüts von Vietnam. Das bedauert einer ganz besonders: Formel-1-Streckenarchitekt Hermann Tilke, aus dessen Feder die jüngste GP-Piste stammt. Im dpa-Interview gesteht er: «Das schmerzt unheimlich, denn daran arbeiten viele Leute von uns.»

«Wir haben sogar noch immer Ingenieure und Architekten vor Ort, die den Abbau machen. Darin steckt seit fast anderthalb Jahren so viel Herzblut, auch weil bei einem Bau nicht immer alles reibungslos läuft. Es schmerzt sehr, dass dieser krönende Abschluss fehlt. Wenn das erste Auto beim ersten Freien Training auf die Strecke fährt und das Rennen am Sonntag gestartet wird, sind das immer Highlights» weiss der Bauingenieur, der mit seinem Team viele der heutigen GP-Kurse entworfen und realisiert hat.

Die perfekte Rennstrecke existiere nicht, ist sich Tilke sicher. «Man muss immer Kompromisse finden», winkt er ab, und betont, dass es immer Einschränkungen gibt: «Ich kann nicht über die Grundstücksgrenze hinaus planen. Dann gibt es eine Topographie, die möglichst bewegt sein sollte, das ist sie aber nicht immer, manchmal ist ein Gelände eben flach. Dann gibt es ganz praktische Dinge, auf die wir achten müssen, wie vielleicht eine schöne Baumgruppe, die wir erhalten wollen», zählt er auf.

Fast immer sieht man sich mit schwierigen Verhältnissen konfrontiert, weil eine Rennstrecke viel teuren Boden braucht. «Der Investor oder Bauherr versucht uns daher immer Grundstücke zu geben, die kein anderer will», so der 65-Jährige, der zwei entscheidende Faktoren bei der Planung aufzählt – die Zeit und das Budget. «Wenn irgendjemand eine Strecke kritisiert, dann muss man immer im Hinterkopf haben: Wieviel durfte sie überhaupt kosten? Sehr viel? Oder sehr wenig? Es gibt Formel-1-Rennstrecken für 150 Millionen Euro, aber es gibt auch Strecken wie in Abu Dhabi für eine Milliarde Euro.»

Während das Budget ausbaubar ist, lässt sich der Zeitpunkt für die Fertigstellung nicht verschieben. Tilke erklärt: «In der Regel ist es bei Formel-1-Rennstrecken so, dass bei unserem Planungsbeginn der Endtermin, meistens ist es der Monat, schon feststeht, in dem das Rennen stattfinden soll. Ein Rennen ist aber nicht verschiebbar, der Bauherr zahlt eine sehr hohe Strafe, wenn der Kurs nicht fertig ist. Die Zeit ist also immer sehr knapp bemessen, meist so um die zwei oder zweieinhalb Jahre, oder wie in Hanoi auch mal nur eineinhalb. Wir können aber nicht sagen, dass wir erst eine Woche später fertig werden, wenn etwas nicht geklappt haben sollte.»

Man sei ja nicht der Berliner Flughafen, fügt der Ingenieur an. «Wenn wir nicht fertig werden, würde uns auch keiner mehr einen Auftrag geben», ist er sich sicher. Und welcher Kurs bereitete Tilke am meisten Kopfzerbrechen? «Der Kurs von Bahrain in Sakhir war technisch sehr kompliziert, weil dort der durch Jahrtausende zusammengedrückte Sand zu Sandstein geworden ist. Dieser Sandstein ist so hart, dass wir alles sprengen mussten. Es gab unter der Oberfläche teilweise Hohlräume, die durch Wasser ausgespült wurden. Wir haben irgendwo gebaggert und dann tauchte plötzlich ein Loch auf, das so gross wie zwei Einfamilienhäuser war», erzählt der Deutsche.

Der Formel-1-Kalender 2020

14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
05. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
02. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
06. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

Ohne neuen Termin
Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ

Abgesagt
Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC

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