Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

History: Immer wieder Pannen bei der Siegerhymne

Von Mathias Brunner
​Eine Siegerzeremonie in der modernen Formel 1 ist streng reglementiert und durchgetaktet. Das war nicht immer so. Und selbst heute noch gibt es immer wieder Pannen, meist bei der Siegerhymne.

Irgendwann werden wir es wieder erleben: Drei verschwitzte Formel-1-Fahrer werden aufs Siegerpodest gebeten, sie werden mit ihrer Nationalhymne geehrt, dann erhalten sie Pokale und sie verspritzen Champagner. Das Prozedere nach einem Grand Prix ist in den FIA-Gesetzen verankert und streng geregelt, jede Verletzung kann den Rennveranstalter mindestens eine Geldstrafe kosten.

Nach der Pokalübergabe wird dann zur Schampusdusche stets das gleiche Lied eingespielt, seit vielen Jahren, und immer wieder werden wir von den Lesern gefragt: Was genau erklingt da jeweils? Es handelt sich um das schwungvolle Intro von Georges Bizets Oper Carmen.

Warum Carmen, fragen Sie? Weil die Ouvertüre dem langjährigen Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone gefiel und weil sie thematisch gut passt – Situationen in der (Stierkampf-)Arena, der Jubel der Menge, der Ruhm der Kämpfer nach einem Sieg, klingt schon nach Formel 1, finden Sie nicht? Und wir haben in der Königsklasse auch einen roten Bullen, also ist das schon in Ordnung.

Wenn bei der Siegerzeremonie etwas schiefgeht, kennt der Autosport-Welterband FIA kein Pardon. Ich kann mich noch daran erinnern, wie der Europa-GP von Jerez einst aus dem WM-Programm gekippt wurde, weil die Spanier das Siegerpodest-Prozedere nicht befolgt hatten. In der Türkei gab es einen ähnlichen Zwischenfall. Beide Male tauchten Politiker auf dem Siegerpodest auf, ohne die FIA zuvor darüber zu informieren. Der Autoverband stufte das als verbotene politische Demonstration ein. Jerez wurde aus der WM geworfen, die Türkei erhielt eine hohe Geldbusse.

Auch das Spielen der Landeshymnen richtet sich nach exakt definiertem Prozedere. So wird immer zuerst die Landeshymne des siegreichen Piloten gespielt, dann jene des Konstrukteurs. Dabei richten sich die Organisatoren nach der abgegebenen Nennung. Obschon beispielsweise Red Bull Racing Sitz im englischen Milton Keynes hat, wird nach einem Sieg von Max Verstappen die österreichische Hymne gespielt, für Besitzer Red Bull.

Aber nicht immer läuft die korrekte Hymne: Als Alan Jones 1977 auf dem Österreichring seinen ersten Grand Prix gewann (drei Jahre später wurde er auf Williams Weltmeister), da hatten die Veranstalter keine Nationalhymne aus Australien zur Hand. Jones erzählt noch heute, dass jemand anstelle der Hymne für ihn «Happy Birthday» auf einer Trompete gespielt habe und das in einer fragwürdigen Tonlage. Aber auch mit dem Geburtstagsständchen lagen die Steirer falsch: das Rennen fand am 14. August statt, Alan Jones wurde an einem 2. November geboren.

Zur Hymne gibt es einige witzige Pannen zu erzählen. Die Chinesen legten 2009 am «Shanghai International Circuit» nach dem Doppelsieg von Sebastian Vettel und Mark Webber die deutsche Hymne für den Heppenheimer auf und dann «God Save the Queen» für das Team. Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko sagte damals nach dem China-GP: «Wir haben eine österreichische Lizenz, also wurde die falsche Hymne gespielt. Vielleicht hatten sie ja keine.»

Das wäre nicht das erste Mal in der Grand-Prix-Historie. Eine der grossen Motorsportgeschichten – nachdem der unvergleichliche Tazio Nuvolari auf dem Nürburgring 1935 die favorisierten deutschen Teams geschlagen hatte, waren die Veranstalter blamiert und ratlos. Sie hatten keine Schallplatte mit der italienischen Nationalhymne bereitgelegt, denn alle hatten mit einem deutschen Erfolg gerechnet. Der Legende zufolge half Nuvolari mit einer eigenen Platte aus ...

Solche Fehler sind auch in der Neuzeit üblicher als man erwarten würde: 1999 wurde in Melbourne nach dem Sieg von Eddie Irvine die irische Hymne gespielt, doch Irvine stammt aus Nordirland, das zum Vereinigten Königreich gehört.

Und in Belgien 1998 wurde zwar für Sieger Damon Hill richtigerweise «God Save the Queen» gespielt, nicht aber für den siegreichen Konstrukteur Eddie Jordan, denn der ist Irländer, und er hatte sein Team – obschon in Silverstone ansässig – über den irischen Motorsportverband bei der FIA für die Formel-1-WM angemeldet. Eddie Jordan beschwerte sich später schriftlich und erhielt eine Entschuldigung. Gemäss des damaligen Teamchefs konnten die Belgier damals die irische Hymne einfach nicht finden.

Und wer glaubt, dass heute keine solcher Pannen mehr passieren, dem sei Jerez 2017 in Erinnerung gerufen: Als sich der heutige Ferrari-Star Charles Leclerc in Andalusien vorzeitig den Formel-2-Titel sicherte, würde für den Monegassen aufgelegt – die französische Marseillaise.

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