Stefano Domenicali (Lamborghini): Klartext zu Ferrari
Stefano Domenicali
Natürlich gilt auch für den Imoleser Stefano Domenicali: Man kann ihn bei Ferrari entfernen, aber es ist unmöglich aus ihm Ferrari zu entfernen. Der Italiener, der seit 1991 bei der Scuderia tätig war und von 2007 bis April 2014 die Geschicke des ältesten GP-Rennstalls der Welt lenkte, übernahm im November 2014 bei Audi die Rolle des Vizepräsidenten.
Seit 2016 arbeitet Domenicali mit viel Herzblut als CEO von Sportwagenhersteller Lamborghini. Dabei tauchen rund um den leidenschaftlichen Racer immer wieder zwei Gerüchte auf, wie ein Bumerang: Erstens, Domenicali kehrt zu Ferrari zurück; und zweitens, Domenicali führt Lamborghini zurück auf die Formel-1-Strecken.
Zu einem neuen GP-Abenteuer von Lamborghini pflegt Stefano auf Stehsatz umzustellen. «Ich bin Dutzende Male gefragt worden: ‚Wann sehen wir Lamborghini in der Formel 1 wieder?’ Ich muss dann jeweils betonen, dass wir andere Schwerpunkte setzen.»
Zwischen 1987 und 1993 war Lamborghini als Konkurrent von Ferrari in der Formel 1 vertreten. Der Einsatz wurde durchgeführt von «Lamborghini Engineering», einer Tochterfirma in Modena, die (ausgerechnet!) vom ehemaligen Ferrari-Technikchef Mauro Forghieri geleitet wurde. Lamborghini Engineering war im Wesentlichen als Motorenlieferant für andere Teams tätig; dazu setzten die Italiener in der Saison 1991 ein eigenes Chassis ein, das unter dem Namen Modena Team zur Formel-1-Weltmeisterschaft gemeldet wurde und punktelos blieb. Weitere Kundenteams waren BMS Scuderia Italia, Larrousse, Ligier, Lotus und Minardi.
Im Spätsommer 1993 testete McLaren einen V12-Motor von Lamborghini in einem modifizierten MP4/8B – mit dem Etikett Chrysler. Ayrton Senna und Mika Häkkinen lobten Power und Durchzugsvermögen, aber Teamchef Ron Dennis hatte für 1994 die Weichen schon Richtung Peugeot gestellt (was ein Schlag ins Wasser wurde, aber das ist wieder eine andere Story). Damit verschwand Lamborghini sang- und klanglos aus der Formel 1.
Heute sagt Lamborghini-CEO Domenicali: «Der Motorsport bleibt fester Bestandteil der DNA von Lamborghini. Die Formel 1 ist dabei ein Traum, aber es wird beim Traum bleiben, denn wir müssen die Füsse auf dem Boden behalten. Wir haben andere Prioritäten als die Formel 1.»
Und was ist nun mit dem angeblichen Lockruf von Ferrari, der mehrfach aus Maranello kam? Domenicali im Corriere della Sera: «Wenn es um Ferrari geht, dann schiessen die Geschichten ins Kraut, das ist unkontrollierbar. Ich kenne John Elkann seit Jahren. Natürlich reden wir miteinander, über Schlüsselthemen der Autowelt. Aber meine angebliche Rückkehr, das ist Klatsch ohne jedes Fundament.»
Domenicali findet für Ferrari-Teamchef Mattia Binotto nur lobende Worte: «Ich sehe, dass er viel Gutes tut, als Technikdirektor und als Teamchef. Er zeigt Ausgewogenheit und Können. Im vergangenen Jahr musste viel Energie aufgewendet werden für den Umgang mit den beiden Fahrern. Meisterfahrer respektieren Anweisungen eines Rennstalls nicht immer, vor allem dann nicht, wenn es um die eigenen Ziele geht.»
«Charles Leclerc beweist Begabung, mentale Stärke, er ist langfristig unter Vertrag. Jetzt braucht er nur noch ein konkurrenzfähiges Auto. Die restlichen Probleme sind nicht so wichtig.»
Die Ferrari-Teamchefs
Seit 2019: Mattia Binotto
2014–2018: Maurizio Arrivabene
2014: Marco Mattiacci
2007–2014: Stefano Domenicali
1993–2007: Jean Todt
1992/1993: Sante Ghedini
1991: Claudio Lombardi
1989–1991: Cesare Fiorio
1978–1988: Marco Piccinini
1977: Robert Nosetto
1976: Daniele Audetto
1976: Guido Rosani
1974/1975: Luca Montezemolo
1973: Sandro Colombo
1971/1972: Peter Schetty
1968–1970: Franco Gozzi
1967: Franco Lini
1962–1966: Eugenio Dragoni
1958–1961: Romolo Tavoni
1957: Mino Amorotti
1956: Eraldo Sculati
1952–1955: Nello Ugolini
1947–1951: Federico Giberti
1935–1940: Nello Ugolini
1934: Federico Giberti
1932/1933: Mario Lolli
1930/1931: Saracco Ferrari