Virologe Drosten warnt vor 2. Coronavirus-Welle
In Spielberg sollen schon im Juli die F1-Motoren brummen
Für Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko steht fest: Nur eine zweite Infektionswelle kann den geplanten WM-Auftakt der Formel 1 in Spielberg verhindern. Der erste Grand Prix des Jahres soll bereits am 5. Juli über die Bühne gehen, und zwar auf dem Red Bull Ring, auf dem am 12. Juli dann auch der zweite Saisonlauf ausgetragen werden soll.
Der 76-jährige Grazer erklärte gegenüber den Kollegen von Radio Ö3, dass man mit der Formel-1-Führung ein Konzept ausgearbeitet habe, das den GP-Zirkus auf weniger als 2000 Fachkräfte reduziert. Dies schafft man, indem man weder Zuschauer noch Gäste oder Medienschaffende, die nicht an der Produktion der internationalen TV-Bilder beteiligt sind, zulässt.
Doch auch mit dem abgespeckten WM-Tross wird der Raum eng, in Spielberg müssen sich mindestens 60 Menschen in eine der 32 Boxen quetschen, die jeweils 7 Meter breit und 17 Meter tief sind. Zum Vergleich: In der MotoGP müssten diese 119 Quadratmeter für 25 bis 40 Personen reichen. Und wie die Bewirtung der Teams ohne die aufwändigen Team-Hospitalitys ablaufen soll, ist auch noch nicht geklärt.
Dabei ist die Gefahr noch nicht gebannt, Experten warnen vor einer zweiten Infektionswelle, die eine erneute Verschärfung der langsam gelockerten Massnahmen nach sich ziehen könnte. Im ZIB2-Interview auf ORF erklärte der deutsche Virologe Christian Drosten, dass die Infektionen wieder «auf ein nicht erträgliches Mass» steigen könnten.
Nachdem im Sommer saisonbedingt weniger Ansteckungen zu erwarten sind, weil sich die Leute mehr im Freien bewegen und die Sonnenstrahlung und Trockenheit auch zu einer Verlangsamung der Ausbreitung beitragen, droht im Winter eine zweite Welle. «Dann könnte wieder der Lockdown kommen», mahnte Drosten, der zu Vorsicht bei sommerlichen Aktivitäten rät.
«Wir sehen schon in diesen Tagen einen dezenten Hinweis von einer Wiedererhöhung der Neuinfektionen, die möglicherweise in Zusammenhang mit dem Osterwochenende steht. An dem haben es manche Leute vielleicht trotz gültiger Kontaktsperre-Massnahmen nicht ganz so streng genommen im Familien- und Bekanntenkreis», vermutete der Experte von der Berliner Charité.
Und Drosten warnte: «Ich bin mir durchaus bewusst, dass es schädlich für die Wirtschaft ist, wenn man das ganz hart weiter durchzieht. Aber ich bin hier in meiner Rolle als Wissenschaftler, und ich stehe mit meiner Meinung auch nicht alleine da, sondern teile diese mit vielen Experten aus aller Welt. Wir werden in den nächsten Wochen viele Spielräume haben, und deshalb besteht die Gefahr, dass es zu einer zweiten Welle oder zu einer Zunahme der Infektionszahlen auf ein nicht mehr erträgliches Mass geben könnte.»