Nico Rosberg: «Hatte die verrücktesten Gedanken»
Psychologische Kriegsführung: Nico Rosberg und Michael Schumacher
Es war wahrlich keine einfache Aufgabe, die Nico Rosberg bei Mercedes meistern musste. Der Deutsche, der nach vier Jahren im Williams-Team ins Team der Silberpfeile berufen wurde, hoffte zunächst noch darauf, die Nummer 1 im Team zu sein. Doch dann liess der damalige Teamchef Ross Brawn die Bombe platzen, wie sich der Weltmeister von 2016 im Gespräch mit David Coulthard erinnert.
Im «F1 Unscripted»-Videointerview der Formel 1 erinnert sich der 34-Jährige: «Das war kein guter Moment. Ich war so aufgeregt und dachte, ich könnte im Mercedes-Team die Führungsrolle übernehmen, denn damals war von Schumacher noch keine Rede. Doch dann rief mich Ross Brawn aus heiterem Himmel an und meinte: ‚Übrigens, dein Teamkollege wird nicht Nick Heidfeld und auch nicht Jenson Button, es wird Michael Schumacher.»
Nico gesteht: «Ich hatte die verrücktesten Gedanken. Ich dachte, das ganze Team würde sich gegen mich stellen und der dass Michael sich durchmanipulieren würde. Ich wusste auch wirklich nicht, ob ich mit ihm mithalten konnte. Er ist der Grösste aller Zeiten, deshalb fragte ich mich, ob ich überhaupt eine Chance haben würde.»
Der Schock hielt nicht lange an, Rosberg merkte schnell, dass er durchaus auf Augenhöhe mit dem Rekord-Weltmeister fahren konnte, sodass er in allen drei Silberpfeil-Jahren an der Seite des siebenmaligen Champions die Nase im WM-Klassement schliesslich vorne hatte. Und das, obwohl sein Landsmann nichts unversucht liess, um sich psychologisch einen Vorteil zu verschaffen.
Rosberg erzählt: «Ja, da ist die Geschichte in Monaco, als er fünf Minuten vor dem Quali das einzige Klo in der Box blockierte, bis ich fast durchdrehte. Er lief auch liebend gerne ohne Shirt im Ingenieursmeeting rum, um sein Sixpack zu präsentieren und Stärke zu demonstrieren. Er hatte ja einen sehr durchtrainierten Körper.»
Und der 23-fache GP-Sieger erklärt: «Michael war ein Meister der psychologischen Kriegsführung. Er musste sich nicht einmal anstrengen, das war ganz automatisch bei ihm, dass er versuchte, in den Kopf des Gegners zu kommen. Und ich war als sein Teamkollege auch sein grösster Gegner.»