Piero Ferrari zu Sebastian Vettel: «Nicht verstanden»
Bei der Feier 90 Jahre Ferrari im September 2019, von links: Piero Ferrari, Louis Camilleri, Sebastian Vettel, Luca Montezemolo, Gerhard Berger (verdeckt) und Ivan Capelli
Piero Ferrari sieht seinem Vater jedes Jahr ähnlicher. Der Italiener ist inzwischen 74 Jahre alt. Mit dem Tagesgeschäft bei Ferrari hat er nichts mehr zu tun – Firmenpräsident ist John Elkann, Geschäftsleiter Louis Camilleri, Formel-1-Teamchef Mattia Binotto. Aber natürlich hat Ferrari die Hand am Puls jener Firma, die seinen Namen trägt, und dieser Puls schlägt derzeit schneller. Die Trennung zwischen Ferrari und Sebastian Vettel hat weltweit Schlagzeilen gemacht.
Auf die grundsätzliche Frage, was es dazu brauche, um endlich wieder Weltmeister zu werden, und ob für den Titel das Auto wichtiger sei oder der Fahrer, meinte Ferrari vor Weihnachten: «Den WM-Titel eroberst du nur dann, wenn die Piloten keine Fehler machen und dazu in der Lage sind, das Beste aus dem Wagen zu holen. Zudem muss dein Renner vom ersten Rennen an voll auf der Höhe sein und dieses Leistungsniveau bis zum Schluss der Saison halten.»
«Wir dürfen aber auch die Mannschaft nicht vergessen, denn die Strategie ist für den Erfolg ebenso wichtig. Heute ist der Konkurrenzkampf so gross, dass du dir nicht die kleinste Schwäche leisten kannst – wenn nicht alles perfekt auf den Punkt gebracht wird, dann wirst du auch nicht gewinnen.»
Aber Fehler sind zu viele passiert, auch Fahrfehler von Sebastian Vettel. Bei «Quattroruote talks» hat Piero Ferrari zu 70 Jahren Formel 1 gesprochen, aber natürlich kam die Rede gezwungenermassen auf die Scheidung mit Vettel. Piero Ferrari sagt: «Wir sind am Schluss einer Beziehung angelangt, aus verschiedenen Gründen. Es ist ein wenig wie in einer Ehe – seitens Team und seitens Fahrer gibt es gewisse Dinge, die an einem gewissen Tag das gemeinsame Leben nicht mehr erlauben, also trennt man sich.»
«Es ging nicht um ein besseres Auto oder um den besseren Fahrer. Ich hatte Vertrauen in Sebastian und spürte grosse Wertschätzung, er hat für uns fabelhafte Rennen gezeigt. Aber dann, ich weiss nicht, vielleicht hat er den Wagen nicht richtig verstanden oder wir ihn nicht. Solche Dinge können vorkommen. Es geht hier nicht darum, jemandem die Verantwortung zu geben. Wir hatten eine gemeinsame Geschichte, die schön war, die aber schöner hätte sein können, und die geht nun halt zu Ende.»
Piero Ferrari wird natürlich dem Rennstall nicht vorgreifen und bestätigt daher nicht, dass die Roten ab 2021 mit Charles Leclerc und Carlos Sainz fahren werden. Er meint nur: «Es ist wirklich skurril, dass dies alles passiert, bevor diese seltsame Saison überhaupt anfangen kann.»
«Es ist gewiss eine gute Sache, auf Charles Leclerc zu setzen, denn der Junge hat überragendes Talent und ist sehr intelligent. Ich bin besonders stolz darauf, dass er es als Mitglied der Fahrerakademie von Ferrari so weit gebracht hat.»
«Ich wäre sehr zufrieden, wenn an seiner Seite ein weiterer junger Pilot für uns fahren würde. Nicht ein Junger im Sinne von Neuling und aus der Formel 2 kommend, sondern ein junger Fahrer, der bereits einige Jahre Erfahrung mitbringt.»
Genau ein solcher Fahrer ist Carlos Sainz.