Toto Wolff (Mercedes): «Ich bin richtig ausgehungert»
Klassenbester bleibt Klassenbester: Mercedes-Benz – seit Beginn der Turbohybrid-Ära in der Formel 1 Dauer-Weltmeister – hat die Testarbeit begonnen für den Saisonbeginn von Anfang Juli in Österreich. Am 9. Juli rückte der 30jährige Finne Valtteri Bottas mit einem 2018er Mercedes W09 aus (aktuelle Autos sind bei einem solchen Test nicht gestattet), am 10. Juli klettert dann der sechsfache Formel-1-Champion Lewis Hamilton in den Silberpfeil.
Mercedes spielt zwei Tage lang die ganzen Abläufe durch, die an den Rennwochenenden in der Steiermark nach der Corona-Pandemie entworfen wurden, um die Sicherheit der Fachkräfte zu garantieren. Es wird Schutzkleidung getragen, das Team ist geteilt in kleinere Arbeitsgruppen, so gut es geht, wird auf Abstand gegangen. Das Personal trägt Atemmasken, teilweise auch Schutzscheiben, die Handhygiene wird gross geschrieben. Das Bedecken des Gesichts ist bei der Arbeit in der Box besonders wichtig, weil hier nicht immer auf Abstand gegangen werden kann. Das Team meldet: «Alle Team-Mitglieder vor Ort wurden negativ auf Covid-19 getestet.»
Teamchef Toto Wolff ist sich dessen im Klaren, dass auf die Rennställe ein straffes Programm zukommt: Acht Rennen innerhalb von zehn Wochenenden auf sechs verschiedenen Strecken in Europa, von Anfang Juli in der Steiermark bis Anfang September in Monza. Wie es dann weitergeht, soll gemäss Formel-1-CEO Chase Carey bis Ende Juni definiert sein. Toto Wolff gegenüber Sky: «Das ist ein solider europäischer Kalender, und alle in unseren Werken von Brackley und Brixworth sind erleichtert, dass es endlich losgeht.»
«Wir lieben den Wettkampf, er hat uns gefehlt. Das Programm ist eine Herausforderung, aber wir schulden es den Fans, dass wir ihnen wieder Rennsport und hoffentlich eine gute Show bieten. Es stehen besondere Aufgaben vor uns – drei Rennen in Serie, Angestellte, die wochenlang nicht nach Hause zurückkehren. Aber dies sind nun mal besondere Umstände.»
Völlig unklar bleibt, wie die verschiedenen Rennställe auf das verkürzte Programm reagieren, was die Entwicklung der Renner angeht. Toto Wolff: «Die Zeit ist begrenzt, an den Autos zu arbeiten, wir haben ja von der Wiedereröffnung der Werke nach dem Corona-Lockdown bis zum Saisonbeginn nur fünf Wochen. Vielleicht bringen wir ein Evo-Paket, das wir ohnehin ungefähr zu diesem Zeitpunkt einführen wollten.»
«Aber letztlich ist das mehr ein Live-Test, den wir da im freien Training machen werden. Das ist neu und aufregend, das kann für alle eine unangenehme Überraschung werden. Möge der Beste gewinnen!»
Der Wiener gibt zu: «Als wir im März nach Australien flogen, da war meine Freude nicht so gross wie sonst zu Beginn einer Saison. Vielleicht liegt es daran, dass wir sechs sehr intensive Jahre hinter uns haben, eine gewisse geistige Erschöpfung war noch immer da. Heute fühle ich mich ganz anders, ich bin richtig ausgehungert, was Formel-1-Sport angeht und freue mich wahnsinnig. Leider werden wir keine Fans haben, die Veranstaltung wird auf den puren Wettbewerb eingedampft, also auf das, was wir am meisten lieben.»
Formel-1-WM 2020
5. Juli: Grand Prix von Österreich (Red Bull Ring)
12. Juli: Grand Prix der Steiermark (Red Bull Ring)
19. Juli: Grand Prix von Ungarn (Hungaroring)
2. August: Britischer Grand Prix (Silverstone)
9. August: 70th Anniversary Grand Prix (Silverstone)
16. August: Grand Prix von Spanien (Circuit de Barcelona-Catalunya)
30. August: Grand Prix von Belgien (Circuit Spa-Francorchamps)
6. September: Grand Prix von Italien (Autodromo Nazionale di Monza)