Valtteri Bottas (Mercedes): «Das wäre nicht fair»
Toto Wolff und Valtteri Bottas in Suzuka 2019
Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn wollte ein wenig Pfeffer in die kommenden Rennen bringen. Dem Engländer schwebten Mini-GP vor: An den jeweils zweiten GP-Wochenenden auf der gleichen Bahn (Red Bull Ring und Österreich) sollte die klassische Qualifikation ersetzt werden durch einen 30minütigen Mini-GP. Die Autos sollten sich in umgekehrter Reihenfolge des WM-Standes aufstellen. Das Ergebnis dieses kurzen Rennens würde dann die Aufstellung zum Grand Prix ergeben. Ross Brawn wollte so mehr Spannung in die Rennen bringen.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat das abgelehnt: «Ich sehe die Königsklasse als Leistungsgesellschaft, wir brauchen keine Spielereien, wie die Reihenfolge umzudrehen, um aufregenden Sport zu bieten.»
Der Wiener hat Bedenken, dass einige Teilnehmer taktisch fahren und ihr Auto aus dem Rennen nehmen könnten, um später einen guten Startplatz für den Mini-GP zu erhalten. Toto Wolff hat in Fan-Befragungen zudem gesehen, dass nur 15 Prozent der Formel-1-Fans solche Kunstkniffe gut finden.
Auch Valtteri Bottas kann mit dem Umdrehen der Startaufstellung nichts anfangen. Er sagt in einem Interview auf dem Instagram-Live-Kanal der Formel 1: «Das wäre nicht fair, denn wir wissen doch, wie schwierig das Überholen auf einigen Rennstrecken ist. Ich finde, Formel-1-Sport sollte fair sein, und der beste Mann sollte gewinnen. Mir ist das bisherige Format daher lieber.»
Ross Brawn bedauert, dass die Chance für ein Experiment dahin ist. Der Engländer sagt: «Wir haben das im vergangenen Jahr schon einmal für 2020 aufs Tapet gebracht und erhielten zu wenig Unterstützung. Jetzt, wo wir wegen Corona teilweise zwei Mal auf der gleichen Bahn fahren, dachten wir, das sei die perfekte Gelegenheit, um etwas auszuprobieren. Aber wir sind mit unseren Plänen für die Startaufstellung gescheitert – wegen Mercedes. Toto war sehr ehrlich: ‘Wir sind in der besten Ausgangslage, wir jagen den siebten Titel in Folge, wieso sollten wir freiwillig unsere Chancen schmälern?’ Ich kann das nachvollziehen und respektiere diese Entscheidung. Ich wünschte einfach, er hätte das grössere Bild im Blick behalten.»