Portimão: Herausforderung für die Formel-1-Stars
Die Strecke in Portimão bietet viel Fahrspass und auch Überholmöglichkeiten
Da die Formel-1-Verantwortlichen wegen der immer noch andauernden Reisebeschränkungen immer mehr Übersee-GP absagen müssen, sind die GP-Zirkusdirektoren auf der Suche nach Alternativen auf europäischem Boden. Eine davon ist das «Autódromo Internacional do Algarve» in Portimão, das zwischen 2006 und 2008 mit EU- und Tourismus-Fördergeldern errichtet wurde.
Die Anlage ist topmodern und bietet auch im Fahrerlager genügend Platz, um die neuen Corona-Abstandsregeln einzuhalten. Das Boxen-Hauptgebäude ist jenem von Aragón sehr ähnlich, mit schlichter aber sehr zweckmässiger Architektur. Die entsprechende Grade-1-Homologation, die für den Besuch der Königsklasse vorausgesetzt wird, hat der Automobilweltverband FIA in diesem April auch erteilt. So steht einem Formel-1-Wochenende an der Algarve eigentlich nichts mehr im Weg. Die entsprechenden Gespräche mit der Formel-1-Führung laufen bereits, wie ein Pressesprecher der Streckenbetreiber bestätigt hat.
Das 4,6 Kilometer lange Autodrom, das zwischen Faro und Lagos liegt, ist eine Berg- und Talbahn und gilt als fahrerisch höchst anspruchsvoll. Die GP-Variante der Strecke misst 4,692 km und umfasst 19 Kurven, die es in sich haben. Und nicht nur die Fahrer kommen auf ihre Kosten, auch das Publikum darf sich über eine gute Sicht auf das Geschehen auf der Piste freuen. Auf den Zuschauertribünen finden insgesamt 100.000 Fans Platz.
Ursprünglich wurde die Strecke im Rahmen eines grösseren Projekts entwickelt, um verschiedenen Sektoren der Automobilindustrie beste Testmöglichkeiten zu bieten. So verfügt die Anlage auch über ein System zur künstlichen Bewässerung des Asphalts, um alle möglichen Bedingungen zu simulieren. Auch bei der Streckencharakteristik lässt der Portimão-Rundkurs keine Wünsche offen und bietet von schnellen Kurven bis hin zu langsameren, technisch anspruchsvollen Varianten alles, was das Racer-Herz begehrt.
Das «Autódromo Internacional do Algarve» wurde 2008 fertiggestellt und noch im selben Jahr im Rahmen des Saisonfinales der Superbike-WM offiziell eröffnet. Die seriennahe Zweirad-WM ist nur eine der vielen Meisterschaften, die ihre Zelte regelmässig in Portimão aufschlagen. Auch die European Le Mans Series und die FIM-CEV-Meisterschaft sind unter anderem auf dem portugiesischen Rundkurs unterwegs.
Das liegt nicht zuletzt auch an der logistisch günstigen Lage, denn der Flughafen in Faro ist weniger als eine Stunde entfernt und auch bis zur portugiesischen Hauptstadt Lissabon sind es nur etwa rund zwei Autostunden. Der Verkehr hält sich im Vergleich zu anderen europäischen Kursen in Grenzen.
Bereits im Eröffnungsjahr war die Formel 1 in Portimão unterwegs: Ferrari und McLaren absolvierten auf dem Autodromo Testfahrten. Beide Rennställe waren auch 2009 mit Toro Rosso, Renault, Williams und Toyota wieder auf der portugiesischen Bahn. McLaren kehrte 2016 zusammen mit Mercedes zu Testzwecken zurück. 2017 drehte ein gewisser Lando Norris im 2011er-Auto des britischen Traditionsrennstalls seine Runden. Diesen Test durfte er dank der Eroberung des McLaren Autosport BRDC Awards im Vorjahr bestreiten.