Schutz vor Corona: Motorwechsel neu in fünf Stunden!
Rund 80 Seiten lang ist das Massnahmenpaket gegen Corona des Autosport-Weltverbands FIA. Um dem Virus SARS-CoV-2 so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, wird die Arbeit der Rennställe auf den Kopf gestellt. Grundlegend sind Handhygiene, regelmässige Tests, Abstandhalten, Maskentragen. Die Teams werden mit einem Drittel weniger Personal zum Rennen reisen (80 statt 120 Personen), es werden kleine Arbeitsgruppen gebildet, die untereinander bleiben. Sollten die FIA-Mediziner jemanden positiv testen, wird die komplette Gruppe isoliert und gegen andere Fachkräfte ausgetauscht.
Auch Racing Point hat die ganzen neuen Abläufe geübt, der Rennstall aus Silverstone rückte auf die gleichnamige Rennstrecke aus. Offiziell, um mit dem Modell RP20 einen Filmtag zu absolvieren. Als Fahrer war der Kanadier Lance Stroll aufgeboten. Bei Filmtagen ist von der FIA exakt definiert, was mit dem Wagen geschehen darf. Aber es ist nicht verboten, die neuen Richtlinien im Kampf gegen Corona zu erproben.
Der Engländer Andy Green, Technikchef von Racing Point, kommt zu diesen Erkenntnissen: «Die Arbeit ist komplett anders und wird eine grosse Herausforderung. Die grundlegenden Änderungen sind die Abstände zwischen den Fachleuten und das Tragen von Schutzbekleidung. Beides führt dazu, dass Jobs am Wagen einfach länger dauern. Die erlaubte Arbeitszeit an den Rennern ist aber die gleiche geblieben, also müssen wir sehen, wie wir das auf die Reihe bekommen.»
«Wir müssen betrachten, wieviel Zeit gewisse Änderungen am Wagen in Anspruch nehmen. Wir müssen entscheiden, was wir machen und wann wir es tun. Ich kann nur hoffen, dass wir keinen unplangemässen Motorwechsel machen müssen. Denn ich schätze, diese Arbeit wird mal locker doppelt so lange dauern wie bis anhin.»
Zur Erinnerung: Das Austauschen eines modernen Formel-1-Motors des Typs 1,6-Liter-V6 mit Einzelturbo und Mehrfach-Energierückgewinnung nimmt in der Regel zweieinhalb bis drei Stunden in Anspruch. Will heissen – neu würde das fünf Stunden dauern.
Andy Green: «Nur eine bestimmte Anzahl unserer Jungs dürfen gleichzeitig am Wagen schrauben, und das verlangsamt die Arbeit. Es wird wichtiger denn je sein, ein zuverlässiges Auto zu haben. Jedes Problem mit der Standfestigkeit belastet den Zeitplan. Auch die Fahrer werden sich am Riemen reissen müssen – denn jeder Unfall mit beschädigtem Auto führt zu einem grossen Zeitverlust.»
«Wir befinden uns alle in einer steilen Lernkuve. Und wir werden gewisse Arbeitsprozesse ändern, bevor wir zum Saisonstart nach Österreich reisen.»