Alex Zanardi mindestens zehn Tage im Koma!
Alex Zanardi 2018 in Misano
Die Sportgemeinde bangt weiter um den 53jährigen Alex Zanardi. Der Italiener hatte am 19. Juni bei Pienza die Kontrolle über sein Handbike verloren, in einer schwierigen Kurve der Staatsstrasse 146, und prallte in einen Lastwagen. Der seit 2001 nach einem IndyCar-Unfall beinamputierte Athlet zog sich schwere Gesichts- und Schädelverletzungen zu, musste drei Stunden lang notoperiert werden und liegt seither im künstlichen Koma. An seinem Bett wachen seine Ehefrau Daniela, sein Sohn Niccolò und seine 84jährige Mutter Anna.
Die Ärzte haben am 23. Juni ein weiteres Mal über den Zustand des zweifachen IndyCar-Champions informiert. «Der Zustand des Patienten ist stabil, es haben sich in der vierten Nacht auf der Intensivstation keine massgeblichen Neuigkeiten ergeben.»
Der Chirurg Dr. Roberto Gusinu ist Krankenhausleiter des Santa Maria alle Scotte in Siena, wo Zanardi behandelt wird. Er fügt hinzu: «Der neurologische Zustand ist weiterhin sehr ernst. Erst in der kommenden Woche werden wir entscheiden, wie wir die Sedierung herunterfahren, um Herrn Zanardi aus dem Koma zu holen. Wir warten deshalb so lange, weil die Verletzungen des Patienten schwer sind.»
Das entspricht den Aussagen Gusinus vom Montag: «Der klinische Zustand von Alex Zanardi ist stabil, was Funktion von Herz/Kreislauf, Atmung sowie Stoffwechsel angeht. Der Zustand aus neurologischer Sicht ist anhaltend ernst. Der Patient bleibt intubiert und im künstlichen Koma, wir erachten es als zu früh, die Sedierung zu verringern. Unsere Prognose ist zurückhaltend.»
Es ist leider völlig unklar, ob sich der Rennfahrer komplett erholen wird. Denn der leitende Neurochirurg Dr. Giuseppe Oliveiri weist darauf hin: «Zanardi wurde mit schweren Schädelverletzungen eingeliefert. Wie es um seinen Zustand bestellt ist, werden wir erst dann wissen, wenn er aufwacht. Der Zustand bleibt ernst, und ernst bedeutet aus medizinischer Sicht lebensgefährlich. Ein solcher Zustand kann sich jederzeit verschlechtern. Die Eingriffe verliefen gemäss Plan.»
Professor Sabino Scolletta sagte kurz nach dem komplizierten Eingriff: «Je mehr Zeit Zanardi in stabilem Zustand verbringt, desto eher dürfen wir hoffen. Denn dies bedeutet, dass es keine Rückschläge gibt.» Der Leiter der Notfallabteilung offenbarte ferner, dass er die hauseigenen Augenärzte konsultiert habe, weil Schäden an den Augen des vierfachen Paralympics-Siegers nicht ausgeschlossen werden können.
Inzwischen ermitteln die Behörden in zwei Richtungen, was den möglichen Grund angeht, wieso Zanardi die Kontrolle über sein Handbike verlor. Das Rad wird derzeit untersucht, ob vielleicht ein Defekt vorlag. Vor Ort wird die Strasse geprüft, um zu sehen, ob Bodenunebenheiten beim Unfall eine Rolle gespielt haben könnten.