MotoGP: Stefan Bradl fährt sein letztes Rennen

Ferrari-Blamage in Spielberg: Das sagen die Experten

Von Vanessa Georgoulas
Das Rennen endete für Leclerc und Vettel bereits in Kurve 3

Das Rennen endete für Leclerc und Vettel bereits in Kurve 3

Für das Ferrari-Team endete der Steiermark-GP wegen Charles Leclerc schon in der ersten Runde. Über die Schuldfrage waren sich nicht nur die Beteiligten einig, auch die GP-Experten waren einer Meinung.

Der Steiermark-GP war für Sebastian Vettel bereits in der dritten Kurve gelaufen: Der Deutsche wurde durch einen überambitionierten Überholversuchs seines Teamkollegen Charles Leclerc eingeklemmt, büsste seinen Heckflügel ein, und musste seinen roten Renner schon nach der ersten Runde abstellen. Letztmals musste er diese Schmach 2017 im Singapur-GP ertragen.

Vettel war sich nach dem Ausfall keiner Schuld bewusst, während Leclerc die volle Verantwortung für den Crash übernahm und sich vor laufender Kamera in harter Selbstkritik übte. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto verzichtete hingegen, das Kind beim Namen zu nennen, und erklärte nur knapp: «Ich denke, es ist klar, wer die Verantwortung dafür trägt, aber jetzt ist nicht die Zeit für Schuldzuweisungen.»

Die GP-Experten hatten weniger Hemmungen als der Ingenieur, so kommentierte etwa der frühere GP-Pilot Alex Wurz bei ORF: «Da war einfach ein bisserl wenig Platz, Sebastian musste ja um die Kurve fahren. Leclerc hat sich relativ spät entschieden, doch noch zu versuchen, sich innen hineinzusetzen, aber da war das Feld recht langsam unterwegs. Er hat ja dann gesagt, was er selbst davon hält.»

Der 2009er-Weltmeister Jenson Button zeigte sich bei Sky Sports F1 gnädig mit dem Unfallverursacher: «Das Wichtigste ist, dass Charles seinen Fehler eingesteht.» Er betonte aber auch gleich: «Man sieht natürlich etwas Platz und vielleicht sitzen die Leute zuhause und sagen sich: ‚Aber da ist ja eine Lücke‘. Das Problem ist, dass alle auf die Bremse steigen und sich die Lücke zwangsläufig schliesst. Die sicherere Variante wäre es gewesen, hinter dem Teamkollegen zu bleiben und sicher durch die Kurve zu kommen. Es ist aber grossartig, dass er seinen Fehler eingesteht und ich hoffe, dass sie das schnell überwinden werden.»

Und GP-Veteran Paul di Resta kommentierte trocken: «Ich denke, Charles muss auch die Verantwortung dafür übernehmen. Es gibt eine Lücke, aber die kannst du nicht nutzen, speziell, wenn es gegen deinen Teamkollegen geht, weil ein enormes Risiko besteht, dass es schief geht. Sie werden nächste Woche sicherlich Meetings mit den Teamverantwortlichen haben, in denen sie ermahnt werden, besser zusammenzuarbeiten. Aber den Fehler gleich eingestehen, ist das Beste, was du tun kannst. Dann kannst du die Diskussionen darüber vermeiden und dich der Zukunft zuwenden.»

Karun Chandhok, der in den Jahren 2010 und 2011 insgesamt elf GP-Einsätze bestritten hat, ergänzte: «Wäre ich an seiner Stelle, würde ich mir sagen: ‚Weisst du was, da geht ziemlich viel ab vor mir, es ist ein langes Rennen und wir werden es nicht in dieser Kurve gewinnen. Es sind fast drei Autos in einer Reihe, man sieht, dass da viel passieren wird. Klar, da gibt es eine Lücke, aber es ist auch klar, dass sich diese schliessen würde. Gerade gegen deinen Teamkollegen ist es ein sehr riskantes Manöver. Das ist jetzt schon das zweite Mal in den letzten vier Rennen, dass sie kollidieren. Es ist ein klassischer Fall. Du kannst das Rennen in der ersten Runde nicht gewinnen, aber du kannst es verlieren.»

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