Ferrari ohne Lewis Hamilton: Mattia Binotto ohne Reue
Lewis Hamilton 2019 in Le Castellet
Noch immer hat Lewis Hamilton bei Mercedes keinen neuen Vertrag unterzeichnet. Weder Mercedes noch der siebenfache Weltmeister gehen auf Verhandlungsdetails ein. Die Knackpunkte sind Gehalt, Vertragsdauer, Rolle von Hamilton über seine Karriere als Pilot hinaus und Engagement von Mercedes für die gemeinnützige Arbeit des erfolgreichen Rennfahrers.
Jahrelang hatten die Fans von Lewis Hamilton davon geträumt, ihren Lieblingsfahrer eines Tages im Ferrari zu sehen. Der langjährige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone sprach immer wieder davon, was für ein Knaller es doch wäre, würde Hamilton für Ferrari fahren.
Hamilton selber sagte zum Dauerthema Ferrari im Rahmen des Bahrain-GP 2020: «Ich war nie nahe daran, Mercedes zu verlassen. Ich schätze, es ist normal, dass man sich in Ruhe hinsetzt und überlegt, wie die nächste Phase seines Lebens oder seiner Karriere verlaufen soll. Du musst analysieren, wie deine Möglichkeiten aussehen. Du musst sorgfältig alles gegeneinander abwägen, die Vor- und die Nachteile.»
Auf Ferrari bezogen fuhr Hamilton fort: «Unsere Werte haben nicht übereingestimmt, und das Timing war auch nicht richtig. Es hat nicht sollen sein. Ich habe deswegen keine schlaflosen Nächte. Ich bin stolz und dankbar für den Weg, den ich mit Mercedes gehen darf.»
Wie sieht das die andere Seite? Wie verlockend war es für Ferrari, Lewis Hamilton nach Maranello zu holen? Ferrari-Teamchef Mattia Binotto in einem Interview mit Sky Sports News: «Wir bereuen nichts. Wir haben uns bewusst für unsere Fahrer so entschieden, weil wir davon überzeugt sind, das Richtige zu tun. Ferrari hat eine Menge in die Karriere von Charles Leclerc investiert, und jeder weiss, welch fantastischer Fahrer er ist.»
«Charles strotzt vor Talent. Wenn er das richtige Auto dazu hat, dann bin ich mir sicher – er kann es mit Lewis Hamilton aufnehmen. Wir stehen zu unserer Wahl, und ich glaube mit Leclerc und Carlos Sainz haben wir eine überaus starke Fahreraufstellung. Es gibt nichts zu bedauern.»
Ich kann mich gut daran erinnern, wie Lewis Hamilton italienischen Kollegen einen tüchtigen Schreck einjagte, als er in einer Medienrunde auf die Frage nach Ferrari sagte: «Ferrari? Ich rufe immer wieder mal dort an.» Dann liess Hamilton der Dramatik Willen einige Sekunden verstreichen, um hinzuzufügen: «Aber nur, weil mir ihre Strassenautos gefallen. In Sachen Formel 1 war das nie etwas Ernstes. Jeder weiss, wie ich Ayrton Senna bewundere – und der ist ein Idol geworden, auch ohne dass er je für Ferrari gefahren ist.»
«Ich bin gefragt worden, ob ich am Ende meiner Karriere nicht bezweifeln würde, sie sei komplett, ohne dass ich für Ferrari gefahren wäre. Aber ich sehe das aus einer anderen Perspektive: Wenn du Teil der Mercedes-Familie bist, dann ist das fürs ganze Leben. Schaut euch Stirling Moss an oder Juan Manuel Fangio. Dies ist das einzige Team in der Sportgeschichte, in welchem du auf Lebenszeit Teil der Familie bleibst. Das ist etwas, was mir wichtig ist – Loyalität. Das ist auch der Grund, warum ich das Wort auf meinen Körper tätowiert trage.»