Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Alarm bei Mercedes: Konzept und Strategie verpatzt?

Von Mathias Brunner
Valtteri Bottas und Lewis Hamilton

Valtteri Bottas und Lewis Hamilton

​Seit Beginn der Turbohybrid-Ära 2014 ist Mercedes nie so schlecht in die Saison gestartet. Das Vorgehen vor der Saison ist verpatzt worden, die Frage nach einem konzeptionellen Problem steht im Raum.

Formel-1-Weltmeister Mercedes hat einen klassischen Fehlstart hingelegt: Am ersten Tag des Bahrain-Wintertests kam der Finne Valtteri Bottas auf nur eine Installationsrunde, bevor am brandneuen Mercedes das Getriebe gewechselt werden musste. Bottas, WM-Zweiter von 2020, hatte Schaltprobleme gehabt. Die Betonung liegt hier auf brandneu, denn im Gegensatz zu den neun anderen GP-Teams hatte Mercedes darauf verzichtet, vor Beginn des Bahrain-Tests den Wagen im Rahmen eines Filmtags zur Funktionskontrolle auszuführen.

War Mercedes leichtsinnig? Hätte man Schwierigkeiten mit der Kraftübertragung bei einem Filmtag nicht früher erkannt und entsprechend reagieren können?

Bottas: «Rückblickend ist es immer einfach zu sagen, wir hätten das anders machen sollen. Natürlich würden wir das aus heutiger Sicht wohl anders tun. Aber in den vergangenen Jahren war die Technik kugelsicher, und heute kannst du Vieles auch auf den Prüfständen testen. Ich bin sicher, für 2022 werden wir uns das Vorgehen anschauen.»

Bottas konnte nur noch wenig Runden mehr drehen, dann war Feierabend. Das Aufholen des Rückstands am Nachmittag, als Lewis Hamilton den Wagen bewegt, war schwierig – stürmischer Wind fegte viel Sand auf die Bahn, erst zum Abend hin beruhigte sich das Wetter.

Valtteri ist überzeugt davon, dass Mercedes den Rückstand aufholen kann. Aber Teamchef Toto Wolff ist alarmiert: «Der Schaden kam aus heiterem Himmel.»

Wegen des Getriebewechsels und der anschliessenden Umbauten am Wagen nach den notwendigen aerodynamischen Messungen (wenn das Auto mit Gittern gespickt ist), verlor Mercedes ungefähr fünf Stunden Arbeit, also mehr als ein Sechstel des Testkontingents.

Der Wagen unter Lewis Hamilton wirkte am Nachmittag nervös: mangelhafte Traktion aus den Kurven heraus, Untersteuern, mehr Verbremser als die Gegner, sichtlich nicht in Balance mit den Reifen. Der leitende Ingenieur Andrew Shovlin gibt zu: «Wir waren in Sachen Fahrzeugbalance gewiss nicht im grünen Bereich.»

Was die Frage aufwirft: Hat Mercedes das Konzept des Wagens verpatzt? Ex-GP-Pilot Martin Brundle: «Ich frage mich, ob Autos wie jene von Red Bull Racing und AlphaTauri, die auffalend steil angestellt sind, mit dem geänderten Reglement und beschnittenem Abtrieb besser zurecht kommen als Fahrzeuge, die nicht ganz so steil gestellt sind.»

Vor einem Jahr gab der damalige Motorenchef Andy Cowell von Mercedes zu: «Wir haben mit dem Motor Fortschritte gemacht, dabei aber wie üblich auch einige Problemchen zu lösen. Wenn du keine Rückschläge erdulden musst, dann gibst du dir zu wenig Mühe. Wir haben überall am Motor zahlreiche Verbesserungen erreicht, beim Verbrennungsmotor an sich und auch bei der Energierückgewinnung. Da ist es normal, dass man mit einigen Widrigkeiten kämpfen muss.»

Cowells Nachfolger Hywel Thomas sagte Ende Februar: «Wir haben 2020 einige Designprobleme festgestellt, an denen wir gearbeitet haben, um sie mit einigen Veränderungen anzugehen. Gleichzeitig haben wir auch einige komplett neue Innovationen, die zum ersten Mal in einer Renn-PU zum Einsatz kommen werden. Das war vor allem deshalb eine Herausforderung, weil die vergangene Saison erst sehr spät zu Ende ging und die Winterpause dadurch kürzer als normalerweise ausgefallen ist. Deswegen hatten wir weniger Zeit, um uns vorzubereiten, was uns zusätzlich unter Druck gesetzt hat.»

«Wir mussten auf Regeländerungen reagieren, die unsere Prüfstandstunden einschränken. Deshalb kommt es auf jeden einzelnen Prüfstandsversuch an – jeder muss absolut produktiv sein, so dass wir so viel wie möglich lernen. Gleichzeitig ist es der erste Winter, in dem wir uns auf eine Saison mit nur einem einzigen Upgrade vorbereiten mussten. Wir müssen unsere gesamte Performance in die erste Power-Unit für das erste Rennen packen. Bislang konnten wir das auf verschiedene Pakete für jede neue Power-Unit verteilen.» Hywel spricht von Schwierigkeiten.
Sportwagen-Weltmeister Martin Brundle gibt zu bedenken: «Von Schwierigkeiten war schon vor einem Jahr zu hören – und dann hat Mercedes die Saison dominiert.»

Bahrain-Test, Tag 1

1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:30,674 (139 Runden) Reifenmischung C3
2. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:30,889 (46) C3
3. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, 1:31,146 (129) C4
4. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:31,782 (46) Prototyp
5. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, 1:31,919 (57) C3
6. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:31,945 (68) C3
7. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:32,203 (45) C2
8. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, 1:32,231 (74) C3
9. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, 1:32,727 (37) C2
10. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:32,912 (42) C2
11. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, 1:33,242 (59) C3
12. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:33,320 (63) C3
13. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:33,742 (51) Prototyp
14. Roy Nissany (IL), Williams FW43B-Mercedes, 1:34,789 (83) C2
15. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, 1:34,798 (70) C3
16. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, 1:36,127 (15) C2
17. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, 1:36,850 (6) C2

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