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Damon Hill: «Red Bull Racing hat Blut gerochen»

Von Mathias Brunner
Damon Hill 2017 mit Max Verstappen

Damon Hill 2017 mit Max Verstappen

Formel-1-Weltmeister Damon Hill glaubt, dass Mercedes-Benz mehr und mehr unter Druck gerät. Der 60jährige Engländer sagt: «Red Bull Racing hat in Sachen WM-Kampf jetzt Blut gerochen.»

Der Grosse Preis von Monaco war vielleicht richtungsweisend: Erstmals seit Silverstone 2018 lag Mercedes-Benz weder bei den Piloten noch bei den Konstrukteuren in WM-Führung. Damals hiessen die WM-Leader Sebastian Vettel und Ferrari, nun heissen sie Max Verstappen und Red Bull Racing-Honda.

Nach einer krachenden Niederlage in Monaco war Mercedes auch in Baku nicht siegfähig. Die Red Bull Racing RB16B-Honda von Max Verstappen und Sergio Pérez lagen bequem in Führung, Lewis Hamilton plante auf Rang 3 Schadensbegrenzung.

Dann ging alles drunter und drüber: Unfall nach Reifenplatzer von Max Verstappen, Rennabbruch, Neustart mit dem monumentalen Verbremser von Lewis Hamilton, Pérez-Sieg.

Formel-1-Champion Damon Hill weist im Podcast F1 Nation darauf hin: «Vor kurzem fand das Indy 500 statt. Dort fahren sie 350 im Oval. Die GP-Piloten aber fahren in Baku 350 auf einem Strassenkurs, und wenn dann ein Reifen kaputtgeht, dann ist das wirklich beängstigend. Stroll krachte nach seinem Reifenplatzer links in die Mauer, Verstappen, weiter vorne, bog nach rechts ab. Links wäre auf der Höhe von Max’ Unfall die Einfahrt der Boxengasse gewesen, und hätte sein Auto diese Einfahrt getroffen, dann hätten wir einen wirklich üblen Crash erlebt. Ich glaube, die Formel 1 ist da quasi mit einem blauen Auge davongekommen.»

Der 22fache GP-Sieger Hill verfolgt das WM-Duell zwischen Mercedes und Red Bull Racing-Honda, beziehungsweise zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen mit Spannung. Der Engländer findet: «Wir erleben etwas, dass es so in der Turbohybrid-Ära zuvor nicht gegeben hat: Mercedes ist echt im Stress. Das Team ist nur noch zweite Kraft und muss wieder aufholen. Das setzt den Rennstall enorm unter Druck. Sie waren nicht gut in Monaco, sie waren nicht gut in Baku.»

«Mercedes kann es sich nicht leisten, vor dem Hintergrund eines überlegenden Autos – wie in den vergangenen Jahren – den Fokus schon aufs nächste Jahr zu legen. Ich kann mir aber vorstellen, dass sie erwartet hatten, dass 2021 recht leicht sein würde und sie daher vielleicht den 2021er Wagen nicht so intensiv entwickelt haben, wie das nötig gewesen wäre. Ich frage mich, ob da nicht ein Fehler passiert ist.»

«Red Bull Racing wiederum hat in Sachen WM-Kampf jetzt Blut gerochen. Diese Mannschaft ergreift gnadenlos jede Chance. Sie spüren, dass sich eine echte Gelegenheit bietet, erstmals seit 2013 wieder Weltmeister zu werden. Generell nimmt der Druck zu, und die Vergangenheit hat gezeigt, dass dies Fehler begünstigt.»

Natürlich spielen dabei auch die Fahrer eine Rolle. Lewis Hamilton zeigte in Baku Nerven, drückte aus Versehen den Magie-Knopf, mit falsch eingestellter Bremsbalance schlitterte er kurz nach dem Neustart geradeaus und ging leer aus.

Damon Hill schmunzelt: «Wir hatten damals vier Knöpfe an Bord, und dennoch habe ich es ab und an geschafft, den falschen zu drücken. Heute befinden sich an einem modernen Formel-1-Lenkrad unfassbar viele Bedienungslemente, und es muss gefährlich leicht sein, einen Fehler zu machen. Lewis wurde vielleicht auch ein wenig davon überrascht, wie aggressiv sich Pérez nach dem Start verteidigt hat.»

Aserbaidschan-GP, Baku

01. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:39:40,034h
02. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1,421 sec
03. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, +2,865
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, +3,995
05. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, +4,918
06. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +6,604
07. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +7,063
08. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +7,936
09. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +9,132
10. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +10,021
11. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +10,727
12. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, +11,748
13. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +14,018
14. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, +14,615
15. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, +17,789
16. Nicholas Latifi* (CDN), Williams FW43B-Mercedes, +13,052
*10-sec-Stop-and-Go-Strafe in 30-Sek-Zeitstrafe umgewandelt (Boxengasse während der Gelbphase nicht genutzt)
Out
George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, Getriebedefekt
Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, Reifenschaden, Unfall
Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, Reifenschaden, Unfall
Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, Motordefekt

WM-Stand nach 6 von 22 Rennen

Fahrer

01. Verstappen 105 Punkte
02. Hamilton 101
03. Pérez 69
04. Norris 66
05. Leclerc 52
06. Bottas 47
07. Sainz 42
08. Gasly 31
09. Vettel 28
10. Ricciardo 26
11. Alonso 13
12. Ocon 12
13. Stroll 9
14. Tsunoda 8
15. Räikkönen 1
16. Giovinazzi 1
17. Schumacher 0
18. Russell 0
19. Mazepin 0
20. Latifi 0

Teams
01. Red Bull Racing 174 Punkte
02. Mercedes 148
03. Ferrari 94
04. McLaren 92
05. AlphaTauri 39
06. Aston Martin 37
07. Alpine 25
08. Alfa Romeo 2
09. Haas 0
10. Williams 0

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