Alfa Romeo und Sauber: Vertrag mit Fragezeichen
Alfa Romeo bleibt in der Formel 1
Die Mailänder Automarke Alfa Romeo, Teil des Konzerns Stellantis, bleibt in der Formel 1 – die 2018 mit Sauber begonnene Partnerschaft, ist um mehrere Jahre verlängert worden. Über die genaue Vertragsdauer wird Stillschweigen bewahrt. Allerdings bedeutet dies nicht, dass wir Alfa Romeo automatisch für die kommenden drei oder fünf Jahre in der Königsklasse erleben. Denn bei der Verkündung des neuen Abkommens wird in einem Nebensatz erwähnt, dass die Partnerschaft jedes Jahr aufs Neue geprüft werde.
Rückblende in den Dezember 2017: Nach jahrelangem Grau, Anthrazit und Blau endlich ein mutig-knalliges Design – dank des neuen Titelsponsors Alfa Romeo. Die Farben rot und weiss passen dabei nicht nur hervorragend zum Schweizer Rennstall, sondern auch zum Wappen der Alfa Romeo-Heimatstadt Mailand. Ein komplett rotes Auto hingegen kam nicht in Frage, weil das Ferrari zu ähnlich gewesen wäre.
2018 vertiefte der Fiat/Chrysler-Konzern (FCA) die Kooperation mit dem Zürcher Rennwagenhersteller: Der Name Sauber verschwand, der Rennstall trat nun als «Alfa Romeo Racing» an. Dieses Abkommen wurde bis Ende 2021 ausgelegt und ist nun verlängert. Wo Alfa Romeo draufsteht, ist Ferrari drin – der Vertrag mit FCA sieht vor, dass Sauber mit Ferrari-Motoren fährt und Ferrari das Recht hat, einen Platz bei den Schweizern zu besetzen. Den hält 2021 Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi.
Ferrari und Sauber arbeiten seit Jahren zusammen – die Wurzeln gehen zurück auf Peter Sauber und Jean Todt. Der heutige Präsident des Autosport-Weltverbands FIA lernte den Schweizer Rennwagenbauer in der Sportwagen-WM kennen, damals leitete Todt die Rennabteilung von Peugeot. Ihre Freundschaft stellte die Weichen zu Ferrari-Motoren für Sauber in der Formel 1 ab 1997.
Nach dem Zwischenspiel mit BMW (2006–2009) kehrte Sauber als Motorenkunde zu Ferrari zurück. Der damalige Fiat/Chrysler-Chef Sergio Marchionne wählte für Alfa Romeo auch deshalb Sauber, weil eine ähnliche Zusammenarbeit mit Gene Haas nicht möglich war: Der US-Amerikaner wollte damals keinen Ferrari-Nachwuchspilot als Stammfahrer und auch keine Alfa-Werbung in dieser Form. Daher scheiterte auch der Plan von Marchionne, Sauber zu Alfa Romeo Racing zu machen, und bei Haas die Marke Maserati in die Formel 1 zurückzubringen.
Am 25. Juli 2018 verstarb Sergio Marchionne in Zürich. Ohne den grössten Befürworter der Lösung «Sauber als Alfa Romeo» stellte sich die Frage, ob und wie es mit der Zusammenarbeit weitergehen würde. Die Antwort mussten die Spitzenmanager von Stellantis finden – der neuen Auto-Holding, im Januar 2021 entstanden aus der Fusion der französischen PSA-Gruppe (mit den Marken Peugeot, Citroën, DS, Opel und Vauxhall) mit Fiat-Chrysler Automobiles FCA (Fiat, Abarth, Lancia, Alfa Romeo, Maserati, Chrysler, Jeep, Dodge, Ram Trucks).
Die Partnerschaft wird offenbar als wertvoll genügend erachtet, um weitergeführt zu werden. Es bleibt bei Sauber- und Ferrari-Technik unter der Bezeichnung Alfa Romeo. Doch das neue Abkommen ist auch ein «Ja, aber»: Die Bemerkung, wonach das Engagement jährlich geprüft werde, lässt alle Möglichkeiten offen.