Vettel: Nachholbedarf bei mentaler Gesundheit
Sebastian Vettel
Formel-1-Stars sind Adrenalin-Junkies, verrückte Grenzgänger, oft auch gut bezahlte Multi-Millionäre. Zudem sind sie Egomanen wie Max Verstappen, oder exzentrisch wie Lewis Hamilton, gerne auch cool wie «Iceman» Kimi Räikkönen oder charmante Sonnyboys wie Daniel Ricciardo.
Oder auch Klassenclowns wie Lando Norris. Er gibt abseits der Rennstrecke gerne den Witzbold, macht Scherze, lacht viel, sorgt für jede Menge Unterhaltung. Der McLaren-Pilot ist aber auch einer, der ein Tabuthema schon mehrfach offen angesprochen hat: mentale Probleme im Spitzensport.
Selbstzweifel nagten an ihm. «Solche Gedanken machen dich irre», verriet er. In einem Business, wo Druck und Stress zum täglichen Geschäft gehören, kann das auf Dauer sehr herausfordernd und anstrengend werden. Und schmerzhaft. Für Norris war es das.
«Besonders in meinem Alter, wenn man mit 19 in die Formel 1 kommt, sind eine Menge Augen auf dich gerichtet. Mit all den Dingen umzugehen, hat bei mir seinen Tribut gefordert», sagte er in der ITV-Show «This Morning».
Mit McLaren zu sprechen, mit den Leuten um ihn herum zu sprechen, und auch mit den Freunden, und mit Mind, einer Wohltätigkeitsorganisation für mentale Gesundheit, «war gut für mich», sagte Norris: «Es ist etwas, das uns alle betrifft, aber es ist auch etwas, über das die Menschen nicht gerne sprechen. Das muss sich ändern», fordert Norris, der so viel Selbstvertrauen entwickelte, dass er sogar den Mentaltrainer nicht mehr benötigte, mit dem er jahrelang zusammengearbeitet hatte. Die Trennung quasi als nächster Schritt der eigenen Entwicklung. Denn: «Ich bin deutlich glücklicher und kann wieder alles genießen, was ich mache.»
Auch Sebastian Vettel findet, dass die mentale Gesundheit mehr in den Vordergrund gerückt werden sollte. Auch bei den Betroffenen selbst.
«Ich denke, die mentale Gesundheit ist genauso wichtig , wenn nicht sogar wichtiger als die körperliche Gesundheit. Wenn du dir dein Bein brichst oder Schmerzen in deinem Körper verspürst, dann sehen wir es alle als ratsam an, einen Arzt aufzusuchen, um Hilfe zu bekommen», sagte Vettel: «Aber wir denken nicht so, wenn es um die mentale Gesundheit geht. Ich denke, da gibt es noch Nachholbedarf.»