Aus für Mick Schumacher! Williams holt US-Amerikaner
Die Fans von Mick Schumacher hatten wochenlang gehofft: Falls der junge Deutsche bei Haas keinen neuen Vertrag erhält, könnte er bei Williams unterkommen. Denn Williams-Teamchef Jost Capito hatte vor knapp zehn Tagen festgehalten: «Natürlich ist Mick für uns eine Option, denn er verdient es, in der Formel 1 zu fahren. Meiner Ansicht nach braucht ein Fahrer ohnehin mindestens zwei Jahre, um das ganze Formel-1-Handwerk zu lernen, erst im dritten lässt sich das alles umsetzen.»
Aber seit 22. Oktober ist diese Tür zu, denn Jost Capito sagt im Fahrerlager des Circuit of the Americas: «Wir haben hier unseren Nachwuchsfahrer Logan Sargeant im ersten freien Training auf die Bahn gebracht, und er hat alles gemacht, was wir von ihm sehen wollten.»
«Es war nicht einfach, das 2022er Auto in einem offiziellen Training kennenzulernen. Vor allem die Bremsen haben Logan zunächst ein wenig überwältigt. Aber er hat eine wirklich gute Figur gemacht.»
«Wir haben uns dazu entschlossen, ihn auch in Mexiko und in Abu Dhabi auf die Bahn zu bringen, in Brasilien macht das keinen Sinn, weil wir dort unter dem Sprintformat fahren. Er soll für uns zudem den Nachsaisontest in Abu Dhabi bestreiten. Logan hat noch ein Wochenende in der Formel 2 zu absolvieren, und wenn dort ein gutes Ergebnis die Superlizenz sichert, dann wird er 2023 für uns Grands Prix fahren.»
«Wir glauben, dass Logan für die Formel 1 bereit ist. Er ist ein sehr guter Qualifyer, er lernt sehr schnell, und er zeigt solide Rennen. Wir können uns den Einsatz eines GP-Rookies leisten, denn wir haben mit Alex Albon einen erfahrenen Mann im zweiten Auto.»
Der 21-jährige Logan Sargeant aus Fort Lauderdale (Florida) gehört seit 2021 zur Fahrer-Akademie von Williams. Der englische Traditionsrennstall, der im August 2020 an die US-amerikanische Investment-Firma Dorilton Capital aus New York verkauft worden ist, erkennt bei Logan einen schönen Trend nach oben: Der junge Pilot hat in der Formel 2 2022 zwei Siege errungen und stand vier Mal auf dem Podest, er belegt mit 18 Punktefahrten aus 26 Rennen derzeit den dritten Zwischenrang hinter dem Brasilianer Felipe Drugovich und dem Franzosen Théo Pourchaire.
Und ganz wichtig: Für die weitere Entwicklung der Formel 1 in den USA ist ein US-amerikanischer Fahrer elementar.
Das Kritische für Sargeant: Mit 135 Punkten liegt er in der Formel-2-Meisterschaft vor dem Finale in Abu Dhabi als Dritter nur knapp vor einer ganzen Gruppe an Piloten – Jack Doohan, Jehan Daruvala und Enzo Fittipaldi (alle 126 Punkte), Liam Lawson (123) und Frederik Vesti (117).
Im Sprintrennen gibt’s in der Formel 2 für die ersten Drei 10/8/6 Punkte, im Hauptrennen sind es 25/18/15 Punkte.
Gegenwärtig steht der Floridianer bei 30 Zählern im Punktesystem der Superlizenz, aber für diesen Führerschein werden immer die vergangenen drei Jahren erachtet, also fallen drei Punkte aus der Saison 2018 weg. Real steht Sargeant also bei 27 Zählern, er braucht 40 für die begehrte Lizenz.
Für die ersten sechs Ränge in der F2-Meisterschaft gibt es im Superlizenz-System 40 Punkte (Ränge 1 bis 3), dann 30 (4.), 20 (5.), 10 (6.). Aber kaum bekannt: Mit mehr als 100 Kilometern in einem freien Formel-1-Training gibt es je einen Punkt zusätzlich. Sargeant wird mit Texas, Mexiko und Abu Dhabi also drei Zähler holen.
Ebenfalls kaum bekannt: Ein junger Fahrer, der sich in seiner Meisterschaft keine Strafpunkte einhandelt, erhält für sein gutes Verhalten zwei zusätzliche Punkte. Logan Sargeant ist der einzige Stammfahrer im Formel-2-Feld ohne Strafpunkte.
Fazit: Die Chancen von Logan Sargeant stehen gut, aber in Abu Dhabi wird das grosse Rechnen losgehen.