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Mike Krack, Aston Martin: Klartext zur Ungarn-Blamage

Von Mathias Brunner
Aston Martin-Teamchef Mike Krack

Aston Martin-Teamchef Mike Krack

​Aston Martin-Superstar Fernando Alonso hatte im Mai davon gesprochen, dass er sich auf dem Hungaroring Siegchancen ausrechnet. Nun wurde er Neunter. Teamchef Mike Krack sagt, was schiefgegangen ist.

Aston Martin hat beim Traditions-GP von Ungarn nur drei Punkte geholt – mit Fernando Alonso auf Platz 9 und Lance Stroll auf Rang 10, das ist die schwächste Darbietung in elf Rennen 2023 von Aston Martin. Und das ist merkwürdig.

Denn hatte sich Superstar Alonso nicht fürs Rennen auf dem Hungaroring sogar Siegchancen ausgerechnet? Fernando, der in Ungarn 2003 seinen ersten GP-Sieg errungen hatte, sagte vor wenigen Wochen: «Unsere besten Siegchancen sind Monaco, der Hungaroring und Singapur.»

In Monaco ist der Spanier knapp am Sieg vorbeigeschrammt, in Ungarn jedoch kam er 75 Sekunden hinter Dauersieger Verstappen ins Ziel. Wir setzen uns mit Aston Martin-Teamchef Mike Krack zum Gespräch im Fahrerlager des Circuit de Spa-Francorchamps. Wie erklärt er sich die Niederlage auf dem Hungaroring?

Der 51-jährige Luxemburger auf diese Frage von SPEEDWEEK.com: «Was in Ungarn passiert ist, das ist ein Augenöffner. Wir sind in der Hackordnung zurückgefallen. Als Fernando das mit den drei Rennen sagte, sah das Kräfteverhältnis anders aus. Andere Teams haben ihre Autos in einer Art und Weise verbessert, die uns nicht gelungen ist.»

Fernando Alonso hat in Interviews zum Bedenken gegeben, dass Aston Martin weniger konkurrenzfähig sei, seit Pirelli in England eine robustere Reifenkonstruktion auf die Bahn gebracht hat. Erkennt Mike Krack hier einen Zusammenhang?

«Das wäre eine einfache Ausrede. Grundsätzlich ist der veränderte Reifen für alle gleich. Aber es ist sicher so, dass die verschiedenen Autos nicht alle gleich auf die neue Konstruktion reagieren.»

Die Rennställe spüren alle die Auswirkungen des Kostendeckels. Ist es in dieser Phase schwieriger, gegenüber der Konkurrenz wieder Boden gutzumachen? Mike Krack: «Diese Flügelautos sind sehr kompliziert. Es ist nicht damit getan, Teile zu entwickeln, um den Abtrieb zu erhöhen. Aber auch hier muss ich sagen: Man würde es sich zu einfach machen, wenn wir behaupten würden – wir sind in Sachen Entwicklung vom Kostendeckel zu eingeschränkt.»

«Es kommen ständig neue Teile ans Auto, hier in Belgien ein neuer Heckflügel und Veränderungen am Boden, dann auch für die Rennen in Zandvoort und Monza, wobei Monza ein aerodynamischer Sonderfall ist.»

«Generell ist es so, dass wir im ersten Saisonteil ein sehr gutes Auto hatten. Dann sind zwei Dinge passiert. Die Gegner haben markant Tempo gewonnen. Und wir haben das Auto in einer Art und Weise entwickelt, die vielleicht nicht bei allen Entwicklungen die beste war. Wir stecken noch immer in der Analyse, wo wir da vom Weg abgekommen sind, und versuchen, das Stück um Stück zu korrigieren. Aber das geht nicht von heute auf morgen.»

Auch in Sachen Reifen-Management sprechen Fernando Alonso und Lance Stroll von Schwierigkeiten, die es zu Beginn der Saison nicht zu geben schien. Mike Krack bestätigt: «Das ist wahr. Denn wenn du Probleme mit der Balance hast und der Wagen mehr rutscht, dann geht das automatisch auf die Reifen. Diese Reifen mögen ein Rutschen des Fahrzeugs nicht, das erzeugt direkt einen höheren Verschleiss.»

«Zu Beginn der Saison waren wir sehr gut in langsamen Kurven. Wir haben dann versucht, in schnelleren Passagen besser zu werden. Aber du gehst bei solchen Schritten immer Kompromisse ein. Also haben wir vielleicht in den schnellen Kurven und bei der Top-Speed zugelegt, dafür ist das Auto in den langsamen Ecken nicht mehr so gut. Wir haben in Sachen Abstimmung und in Sachen Entwicklung nicht immer das Richtige getan. Und wir sind dabei, das zu korrigieren. Aber das wird einige Rennwochenenden dauern.»

Hat sich die Stimmung im Team verändert? Zu Beginn des Jahres fuhr Alonso einen Podestrang nach dem anderen ein, nun die Ränge 9 und 10 in Ungarn. Musste Krack seine Mannschaft am Sonntagabend aufmuntern? Mike schmunzelt: «Ich hatte mir vorgestellt, dass dies passieren könnte und hatte mir sogar ein paar Worte überlegt. Aber ich traf ein Team in ganz andere Energie. Ich sehe eine Jetzt-erst-recht-Stimmung, in der Denke von: ‘Okay, es ist hier nicht so gut gelaufen, jetzt krempeln wir die Ärmel höher und klemmen uns dahinter, um das zu verbessern.’»

«Als ich dann nach dem Ungarn-GP im Rennwagenwerk von Silverstone war, spürte ich das Gleiche: Überall diese grimmige Entschlossenheit, im Feld wieder vorzurücken. In den Abteilungen Analyse und Kohlefaserherstellung brennt das Licht die ganze Nacht. Wir arbeiten auf Hochtouren.»

Das Auto war in den ersten Rennen zweitstärkstes Fahrzeug hinter Red Bull Racing? Würde es Sinn machen, eine solche Spezifikation auf die Bahn zu bringen, um sie am heutigen Auto zu messen? Mike Krack: «In der Theorie ja. Aber dann müsstest zu zunächst mal entscheiden, wer dieses Auto fährt, damit wäre das Wochenende eines Fahrers kompromittiert. Und dann haben wir die ganzen Evo-Teile ja aus gewissen Gründen ans Auto gebracht. Du müsstest enscheiden: Maximale Punkte oder etwas lernen? Und maximale Punkte erhalten immer den Vorrang.»

«Unsere Zeit auf der Rennstrecke ist letztlich begrenzt, um ein solches Experiment zu wagen. Und hier in Belgien wird es noch schlimmer: Wir haben ein Sprint-Wochenende, und gemäss unseres Wetterberichts wird es viel regnen. Wir haben nur eine Stunde freies Training, um etwas auszuprobieren und um die Abstimmung zu verfeinern, dann geht es schon in die Qualifikation. Dazu kommt der Regen. Das ist die übelste Kombination.»

Ungarn-GP, Hungaroring

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:38:08,634 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +33,731 sec
03. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +37,603
04. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +39,134
05. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +1:02,572 min
06. George Russell (GB), Mercedes, +1:05,825
07. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +1:10,317
08. Carlos Sainz (E), Ferrari, +1:11,073
09. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:15,709
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1 Runde
11. Alex Albon (T), Williams, +1
12. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +1
13. Daniel Ricciardo (AUS), AlphaTauri, +1
14. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1
15. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +1
16. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, +1
17. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1
18. Logan Sargeant (USA), Williams, +3*
Out
* Sargeant ausgeschieden, aufgrund der zurückgelegten Distanz aber gewertet
Esteban Ocon (F), Alpine, Kollisionsschäden
Pierre Gasly (F), Alpine, Aufhängungsschaden

WM-Stand (nach 11 von 22 Rennen)

Fahrer
01. Verstappen 281 Punkte
02. Pérez 171
03. Alonso 139
04. Hamilton 133
05. Russell 90
06. Sainz 87
07. Leclerc 80
08. Norris 60
09. Stroll 45
10. Ocon 31
11. Piastri 27
12. Gasly 16
13. Albon 11
14. Hülkenberg 9
15. Bottas 5
16. Zhou 4
17. Tsunoda 2
18. Magnussen 2
19. Sargeant 0
20. Nyck de Vries (NL) 0
21. Ricciardo 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 452 Punkte
02. Mercedes 223
03. Aston Martin 184
04. Ferrari 167
05. McLaren 87
06. Alpine 47
07. Williams 11
08. Haas 11
09. Alfa Romeo 9
10. AlphaTauri 2

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