Hitze-GP Katar: Wie FIA auf Desaster 2023 reagierte
Logan Sargeant in Katar 2023
Katar 2023: Der Amerikaner Logan Sargant taumelte aus seinem Williams, unfähig, den Hitze-GP von Katar fortzusetzen. Seine Mechaniker mussten ihn stützen, sonst wäre Sargeant zusammengebrochen. Esteban Ocon musste sich während des Rennens übergeben. George Russell glaubte, dass er das Bewusstsein verliert. Lance Stroll beklagte sich über Sehstörungen.
Sieger und Weltmeister Max Verstappen sagte im Anschluss an den Grossen Preis von Katar 2023: «Das war eines der schlimmsten Rennen, das ich je erlebt habe. Diese Hitze! Diese Luftfeuchtigkeit! Das war wirklich grenzwertig.»
Den Regelhütern des Autosport-Weltverbands FIA ist nicht entgangen, wie fertig die GP-Piloten nach dem WM-Lauf auf dem Losail International Circuit waren.
In einer Stellungnahme teilt die FIA mit: «Wir haben in Sorge festgestellt, welche Auswirkungen die Hitze und die Luftfeuchtigkeit auf das Wohlergehen der Piloten hatten. Obschon es sich hier um Elite-Athleten handelt, sollten keine Bedingungen herrschen, welche die Gesundheit der Sportler gefährden.»
«Die FIA hat eine gründliche Analyse der Situation in Katar begonnen, um künftig Empfehlungen für solch extreme Wetterbedingungen abzugeben. In der kommenden Sitzung der medizinischen Kommission wird das thematisiert.»
Dabei war das Problem in Katar aus zwei Gründen hausgemacht und teilweise vorhersehbar.
Erstens wurde das Rennen auf den frühen Oktober angesetzt. Jeder weiss, dass es dann in Katar so schwül-heiss werden kann. Für 2024 wurde klugerweise das Rennen hinter Las Vegas versetzt und vor das WM-Finale von Abu Dhabi.
Das zweite Problem 2023 war schwieriger zu erkennen. Die neuen Randsteine am Losail International Circuit führten aufgrund von Hochfrequenz-Belastungen zu mikroskopisch-kleinen Beschädigungen der Pirelli-Reifen. Das Mailänder Unternehmen gab daher für den Grand Prix vor – die Piloten dürfen mit einem Reifensatz nicht mehr als 18 Runden zurücklegen.
Für 2024 wurden diese Randsteine abgeschliffen.
Dies führte zu drei, teilweise zu vier Stopps im Rennen und zu einem strammeren Tempo als in anderen WM-Läufen, weil durch die kürzeren Segmente das übliche Reifen-Management wegfiel. Max Verstappen bestätigt: «Das waren 57 Runden im Quali-Tempo.»
2023 war es am Tag mehr als 40 Grad heiss, Formel 1 bei solchen Temperaturen ist selten, aber nicht ungewöhnlich.
Die ganzen Hitze-GP aus 75 Jahren Königsklasse einzuordnen, ist nicht ganz einfach – weil zu Beginn der Formel-1-Geschichte selten genaue Messungen vorgenommen wurden.
Das Paradebeispiel dafür ist der Argentinien-GP vom Januar 1955: Die meisten Berichterstatter sprachen damals von 40 Grad im Schatten, anderen Berichten zufolge lag die Temperatur bei 37 Grad. Die Pistentemperatur betrug 52 Grad.
Fakt jedoch ist: In Zeiten, als Fahrerwechsel noch erlaubt waren, wurden zahlreiche Fahrzeuge von mehreren Piloten bewegt – nur die beiden Argentinier Juan Manuel Fangio (Sieger) und Roberto Mieres (Rang 5) kamen ohne Ablöse ins Ziel! Die Hälfte des Feldes kämpfte mit Dehydrierung und Hitzeschlag-Symptomen.
Das französische Reims galt früher als Garantie für einen Hitze-GP. Im Juli 1959 wurde auch hier die 40-Grad-Marke gekitzelt. Es war so heiss, dass der Pistenbelag zu schmelzen begann – ein Effekt, den ich Ende der 1980er Jahre selber in Phoenix (Arizona) beobachten konnte. Dort müsste eigentlich noch heute ein Turnschuh-Abdruck von mir verewigt sein ...
In Reims 1959 jedenfalls erlitt der US-Amerikaner Masten Gregory einen Hitzschlag, anschliessend traf ihn ein Stein, der vom Rad eines Konkurrenten aufgewirbelt worden war! Tony Brooks siegte im Ferrari.
Wir wissen nicht, wer die Schnapsidee absegnete, ausgerechnet im Juli nach Dallas (Texas) auszurücken. Wir wissen nur, dass sich auch dort 1984 bei Temperaturen um die 40 Grad die Piste aufzulösen begann. Schnellhärtender Beton war nur teilweise die Lösung. Reifentechniker von Goodyear trauten ihren Augen kaum, als sie die Pistentemperatur prüften – 66 Grad! Keke Rosberg trotzte der Hitze am besten und gewann.
Jahrelang feierte sich der Malaysia-GP als «heissester Grand Prix des Jahres», aber dort verfälschte die hohe Luftfeuchtigkeit den Eindruck. Singapur gilt als mindestens so anstrengend, auch wenn dort in der Nacht gefahren wird.
Der Rekord geht letztlich wohl an Bahrain 2005: Die Temperatur sank während des gesamten Rennens nie unter 41,9 Grad! Fernando Alonso gewann im Renault, bei einer Pistentemperatur von 56 Grad.
Las Vegas-GP, USA
01. George Russell (GB), Mercedes, 1:22:05,969 h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +7,313 sec
03. Carlos Sainz (E), Ferrari, +11,906
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +14,283
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +16,582
06. Lando Norris (GB), McLaren, +43,385
07. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +51,365
08. Nico Hülkenberg (D), Haas, +59,808
09. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +1:02,808 min
10. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +1:03,114
11. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:09,195
12. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:09,803
13. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +1:14,085
14. Franco Colapinto (RA), Williams, +1:15,172
15. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:24,102
16. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +1:31,005
17. Esteban Ocon (F), Alpine, +19,477, +1 Runde
18. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1 Runde
Out
Alex Albon (T), Williams, Motorschaden
Pierre Gasly (F), Alpine, Motor überhitzt
WM-Stand (nach 22 von 24 Grands Prix und 5 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Verstappen 403 Punkte
02. Norris 340
03. Leclerc 319
04. Piastri 268
05. Sainz 259
06. Russell 217
07. Hamilton 208
08. Pérez 152
09. Alonso 62
10. Hülkenberg 35
11. Tsunoda 30
12. Gasly 26
13. Stroll 24
14. Ocon 23
15. Magnussen 14
16. Albon 12
17. Daniel Ricciardo (AUS) 12
18. Oliver Bearman (GB) 7
19. Colapinto 5
20. Lawson 4
21. Zhou 0
22. Logan Sargeant (USA) 0
23. Bottas 0
Konstrukteurspokal
01. McLaren 608 Punkte
02. Ferrari 584
03. Red Bull Racing 555
04. Mercedes 425
05. Aston Martin 86
06. Haas 50
07. Alpine 49
08. Racing Bulls 46
09. Williams 17
10. Sauber 0