Rennstrategie: Wer wagt einen Reifenpoker?
Einige haben ihren Glauben an Ferrari noch nicht aufgegeben
Die Kurvenorgie des Suzuka Circuit hat für Rennfahrer eine unangenehme Folge: das Überholen ist – trotz Energierückgewinnung und verstellbarer Heckflügel – nicht ganz so leicht wie auf anderen Rennstrecken. Umso wichtiger wird es sein, die richtige Rennstrategie zu wählen. Und das geht weit über die Frage der Boxenstopps hinaus.
Ex-GP-Pilot Johnny Herbert erklärt: «An sich ist die Ausgangslage klar – bei einem normalen Rennen, also ohne Wetterkapriolen und Safety-Car-Phasen, läuft das auf zwei Stopps hinaus. Da dies für alle gilt, müssen die Rennställe die Stopps extrem gut timen. Will heissen – man muss noch exakter als sonst prüfen, in welcher Position man nach einem Reifenwechsel wieder auf die Bahn zurück kommt. Ein schlecht angesetzter Stopp reicht, und du hängst hinter einem Rivalen fest. Das kann rennentscheidend sein. Genauso werden einige versuchen, mit einem frühen Stopp den Gegner zu unterlaufen. Andere werden ihr Glück vielleicht darin versuchen, länger als ein Rivale auf der Bahn zu bleiben. Aber zu lange, das ist auch wieder nicht gut, weil der direkte Gegner dann mit frischem Gummi schneller fahren kann.»
Pirelli rechnet für den 53 Runden langen Suzuka-GP mit folgenden Stopp-Fenstern für die schnellsten Zehn Piloten, die allesamt mit der weicheren Mischung losfahren, in Japan ist das die mittelharte: In Runde 20 sollte erstmals gewechselt werden, von Medium wieder auf Medium, ungefähr in Runde 37 dann folgt ein Wechsel auf die harte Mischung. Denkbar, dass einige Fahrer ihr Glück in der Folge Mittel-Hart-Hart suchen werden.
Pirelli-Rennchef Paul Hembery: «Generell ist der Unterschied zwischen den beiden Mischungen weniger gross als bei den letzten beiden Rennen in Singapur und Südkorea. Das macht die Aufgabe für die Rennställe nicht einfacher. Suzuka ist für die Reifen eine echte Bewährungsprobe, keine andere Bahn setzt unsere Reifen in Sachen Querbeschleunigungs-Energie so unter Belastung. Was jedoch Reifenabbau und –verschleiss angeht, liegen wir im erwarteten Rahmen und keineswegs in einem dramatischen Bereich.»