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Dr. Helmut Marko: «Die anderen Teams reden nur»

Von Vanessa Georgoulas
Immer an Sebastian Vettels Seite: Dr. Helmut Marko

Immer an Sebastian Vettels Seite: Dr. Helmut Marko

Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko spricht im exklusiven SPEEDWEEK.COM-Unterview über das Nachwuchsprogramm des Weltmeister-Teams und dessen Aushängeschild Sebastian Vettel.

Sebastian Vettel steht in diesen Tagen mehr noch als sonst im Fokus der Öffentlichkeit. Der fröhliche Blondschopf wird am 16. Rennwochenende der Saison sehr wahrscheinlich seinen vierten WM-Titel in Folge erobern. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer unvergleichlichen Karriere, die der 26-jährige Heppenheimer unter den Fittichen von Red Bull realisiert hat. «Ein Ende ist nicht abzusehen», erklärt Motorsportberater Dr. Helmut Marko im exklusiven SPEEDWEEK.COM-Interview, in dem er über das Red Bull-Juniorteam und dem berühmtesten Eigengewächs der Österreicher der spricht.

Wie sehr fürchtet Red Bull Racing, dass Sebastian Vettel von Ferrari oder Mercedes abgeworben wird?

Sebastians Vertrag läuft über eine ziemlich lange Dauer. Und solange Red Bull Racing ihm ein konkurrenzfähiges Auto hinstellt, gibt es keinen Grund, das Team zu wechseln. Sebastian will gewinnen, er will nicht einfach nur in einem Team sein – selbst wenn es ein berühmtes ist. Es ist auch befremdlich, wenn ein Weltmeister wie Jackie Stewart beispielsweise behauptet, Sebastian müsse das Team wechseln, um sich besser zu fühlen. Stewart war ja der Erste, der alle seine drei WM-Titel mit dem gleichen Team erobert hat.

Herr Dr. Marko, wie weit geht Ihr Beschützerinstinkt bei Sebastian Vettel – erkennen Sie sich in ihm wieder oder ist das eher eine Art Vater-Sohn-Beziehung?

Sebastian ist der Erste unseres Nachwuchskaders, der es geschafft hat. Nun kommt mit Daniel Ricciardo der Zweite. Das ist auch so eine Sache: Red Bull Racing bringt junge Talente in die Formel 1. Die anderen Teams reden nur: Sie sagen, es gibt keinen Platz für unerfahrene Piloten. Doch das sind nur Ausreden. Daniel und Sebastian sind die Beiden, die es aus dem Junior-Team geschafft haben. Und wir sind sehr stolz darauf. Natürlich bekommt der beste Fahrer auch die meiste Aufmerksamkeit. Das ist ganz normal.

Wie bewerten Sie Vettel im Vergleich zu Fernando Alonso oder Lewis Hamilton?

Das kann ich nicht wirklich beurteilen, denn ich habe weder mit Hamilton noch mit Alonso zusammengearbeitet. Vettel ist sehr konstant. Wahrscheinlich der konstanteste von diesen Dreien. Und er ist im Regen der Beste.

Lässt sich denn Sebastian Vettel mit Juan-Manuel Fangio vergleichen?

Nein, auf keinen Fall. Aber Sebastian ist wahrscheinlich der komplexeste Fahrer von allen, er ist das Endprodukt. Er kam im Alter von 12 Jahren zu Red Bull. Ich weiss, dass es aussieht, als wäre er mein Schützling. Aber er war unglaublich: Als 15-Jähriger erklärte er einem etablierten Team, dass es nicht reicht, jedes Rennen zu gewinnen, sondern dass noch mehr aus dem Auto herauszuholen wäre. Jeder dachte sich: Was will dieser Grünschnabel eigentlich? Doch schon damals wollte er unter allen Umständen das Maximum erreichen. Als Sebastian zu uns kam, änderten wir das Bremssystem. Er war in der Lage, sehr spät zu bremsen, egal, ob es komfortabel war oder nicht. Er ist erst 26 Jahre alt. Diese Saison ist seine bisher beste. Und noch ist nicht erkennbar, wo dieser Aufstieg endet. Er ist noch nicht fertig, entwickelt sich ständig weiter. Wenn er mehr Erfahrung sammelt, wird er wohl etwas entspannter und natürlich auch noch besser. Sebastian wird immer auf der Suche nach Perfektion sein. Er ist ein gutes Beispiel für einen reifen Fahrer. Selbst wenn er Probleme hat, jagt er im Qualifying die Bestzeit.

Wie ist Vettel denn neben der Strecke?

Er hat Charakter. Es ist nicht einfach, mit 25 Jahren dreifacher Weltmeister zu sein. Er fällt die richtigen Entscheidungen und ist nicht besessen. Vettel will gewinnen, genau wie sein Team Red Bull Racing auch. Er gibt immer sein Bestes, will immer gewinnen.

Sie sind auch ein grosser Kunst-Liebhaber und –Sammler. Mit welchem modernen Künstler würden Sie Vettel vergleichen?

Gerhard Richter. Er ist ein deutscher Künstler, sehr universell und kontrovers. Richter produziert abstrakte und fotorealistische Gemälde. Er erinnert etwas an Picasso und Jean Arp und obwohl er schon über 70 Jahre alt ist, entwickelt er sich weiter. Er ist einer der bestverkauften Künstler und arbeitet sehr viel.

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