Sauber-Teenager Sergey Sirotkin: Wie lautet Plan B?
Sergey Sirotkin bei der Formel-1-Demo in Sotschi
Eine alte Regel im Journalismus lautet, und sie trifft nicht nur auf die Formel 1 zu: Wo die Information aufhört, beginnt die Spekulation. Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn hat wiederholt versichert, alles im Aufbauprogramm des jungen Sergey Sirotkin (18) gehe den normalen Gang. Der Russe sass in Fiorano in einem 2009er Ferrari und fuhr rund 200 Kilometer, mehr Tests sind geplant. Das erklärte Ziel: Sirotkin soll im kommenden März beim Australien-GP in Melbourne im Sauber sitzen. Oder doch nicht?
Im Indien-Fahrerlager wird feilgeboten: Die Zusammenarbeit mit den russischen Partnern sei ins Stocken geraten, auch der Platz von Sirotkin sei durchaus nicht mehr in Stein gemeisselt.
Monisha Kaltenborn will von Problemen nichts hören, Details des Russen-Deals werden auch weiterhin prinzipiell nicht kommentiert. Das fördert das Vetrauen der Berichterstatter wenig. Jedoch : Die Österreicherin mit indischen Wurzeln ist Juristin. Wenn sie versichert, die Abkommen mit den Russen seien wasserdicht, dann steht sie mit ihrem guten Ruf als Anwalt für den Wahrheitsgehalt dieser Aussage ein.
Zur angeblichen Sirotkin-Alternative Vitaly Petrov (29) sagt Frau Kaltenborn in Indien: «Ja, wir haben in Sotschi anlässlich unserer Fahrdemo geredet – übers Bergsteigen!»
Die Sauber-Führung aus Teamgründer Peter Sauber und Monisha Kaltenborn ist nicht so naiv wie manche glauben: Natürlich wissen die beiden, dass es durchaus noch nicht gesagt ist, dass der junge Sirotkin die steile Lernkurve meistert und tatsächlich eine Superlizenz erhalten wird (den Formel-1-Führerschein). Also machen sich Sauber und Kaltenborn selbstverständlich Gedanken um einen Plan B. Sirotkin würde dann Sauber eine Saison lang als Test- und Ersatzfahrer begleiten.
Gut für Sauber: Brauchbare Fahrer sind genügend auf dem Markt – Felipe Massa (der mit Geld von Petrobras am liebsten zu Williams würde), Pastor Maldonado (der Sponsor PDVSA gerne zu Lotus mitnehmen würde), Vitaly Petrov (der nicht dementiert hat, potente Sponsoren an der Angel zu haben), Adrian Sutil (dessen unaufgeregte Art gut zu Sauber passen würde), Nico Hülkenberg, der bei allen an oberster Stelle der Wunschliste steht, bei Lotus, bei Force India, bei Sauber. Und da ist auch noch Esteban Gutiérrez, der in der Form des Japan-GP eine zweite volle Saison verdient hätte.
Derzeit ist bei Sauber alles möglich: eine komplett neue Fahrerpaarung oder am Ende die gleiche wie in diesem Jahr.
Es ist ein verrückter Transfer-Herbst.