Weltmeister Sebastian Vettel wie Schumi und Senna
Sebastian Vettel und Martin Brundle sind beim Thema: Speed und Intelligenz
Noch immer sind die Kritiker nicht verstummt, auch nach vier WM-Titeln in Folge nicht: Wer Sebastian Vettels Leistungen schmälern will, erwähnt früher oder später, dass der Heppenheimer ja auch im besten Auto sitze. Aber gemäss des früheren Formel-1-Piloten Martin Brundle wird damit dem 26-Jährigen Unrecht getan.
Der Engländer weiss: «Wer Vettel kritisiert, der vergisst nicht nur seinen Speed, er unterschlägt auch, wie anpassungsfähig der Deutsche ist. In Indien beispielsweise waren die weicheren Reifen nach zwei Runden am Ende. Vettel tauschte sie gegen den härteren Gummi auf und stürmte in weltmeisterlicher Manier nach vorne. So weit auch zum Märchen, dass Vettel nur Rennen von der Spitze aus gewinnen könne! Natürlich hat er auch das beste Auto des Startfeldes unterm Hintern. Aber für mich ist immer das Gegenargument – wenn der Wagen wirklich so haushoch überlegen ist, warum haben wir dann nicht das ganze Jahr über Doppelsiege erlebt?»
Brundle erkennt Feinheiten in der Arbeitsweise von Red Bull Racing: «Das Auto ist inzwischen so perfekt geworden, dass der Rennstall den Schwerpunkt beliebig der jeweiligen Piste anpassen kann – je nachdem, ob mehr Topspeed oder eine bessere Traktion aus den Kurven heraus zielführender ist. Die frühere Schwachstelle der RBR-Autos, mangelnde Topspeed, ist längst korrigiert. Heute baut der Wagen so viel Abtrieb auf, dass man es sich leisten kann, mit flacher gestellten Flügeln zu fahren, also sind Vettel und Webber auch auf den Geraden schnell, nicht nur in den Kurven.»
Für Brundle, den Formel-1-Experten in Diensten des britischen Senders Sky, hat Vettel in Indien an Sympathie gewonnen: «Für 25.000 Euro Strafe für die Kringel auf der Start/Ziel-Geraden sind für Red Bull ein Pappenstiel – gemessen an den Bildern, die davon um die Welt gingen. Und die Fans hatten an der Darbietung ihre helle Freude. Ich fand es auch erfrischend, wie lange Vettel nach dem Rennen über seinen Titel sprach. Und ich habe noch keinen Weltmeister, ja überhaupt noch keinen Fahrer getroffen, der nach dem Rennen seiner Truppe geholfen hätte, die Transportkisten zu packen!»
Fazit von Brundle: «Vettel ist für mich auf gleicher Stufe wie mit anderen Formel-1-Legenden, da können sich die Kritiker den Mund fusselig reden. Er ist sauschnell, ein Schnelllerner, arbeitet so hart wie kein anderer für seine Erfolge.»
«Ich sehe auch keinen Grund, wieso Vettel nicht die ausstehenden drei Rennen gewinnen sollte – selbst wenn ich es, zugegeben, gerne sehen würde, wenn Mark Webber zum Ausklang seiner Karriere noch einen GP-Sieg erobert.»
Fazit von Martin Brundle: «Wie zuvor Ayrton Senna und Michael Schumacher zwingt er seine Gegner zu grösseren Leistungen. Mir gefällt das gut.»