3. Training Abu Dhabi: Weltmeister Vettel unantastbar
Die Kernfrage vor dem dritten freien Training von Abu Dhabi lautete: Wer schlägt den Mann mit dem Goldhelm? Weltmeister Sebastian Vettel, mit neuem Kopfschutz (24-Karat-Blattgold), hatte gestern im zweiten freien Training mit der Bestzeit eine Duftmarke gesetzt und jagt später an diesem Samstag die achte Pole-Position des Jahres.
Und bevor Sie fragen: ja, nicht nur Vettel trägt einen besonderen Helm in Abu Dhabi. Caterham-Fahrer Charles Pic hat einen Vogel (auf dem Helm), Lewis Hamilton hat das Knallgelb seines Helms (ein Gruss an Ayrton Senna) in ein Glitzergold verwandelt, Romain Grosjean hat einen glitternden Silberhelm vorbereitet, und Fernando Alonso überlegt noch, ob er bei der Fahrt in die Nacht hinein wie früher ebenfalls einen goldenen Helm aufsetzen soll.
Apropos Alonso: Die coole, schwenkbare TV-Kamera (gestern am Wagen des Spaniers) steckte dieses Mal am Lotus von Kimi Räikkönen.
Pistenverhältnisse als Falle, Sutil verzweifelt
Das dritte Training stellte die Teams vor einige Rätsel: Es begann mit einer Pistentemperatur von 47 Grad, doch nachher im Qualifying wird die Bahn nur noch 38 Grad warm sein. Christian Horner, Teamchef von Red Bull Racing: «Das führt zu Veränderungen der Balance. Der Trick besteht darin, sich vom Handling jetzt im freien Training nicht in die Irre leiten zu lassen. Wer im freien Training zu stark reagiert, ist später aufgeschmissen.»
Insofern ist Force India vielleicht auf gutem Weg fürs Qualifying, denn Adrian Sutil beklagte sich über Funk: «Das Auto liegt grottenschlecht, viel zu viel Übersteuern.» Minunten später meldete sich Adrian noch einmal: «Ich fasse es nicht, wie schlecht der Wagen ist. Ich habe jetzt alles, Untersteuern, Übersteuern, ich verstehe es nicht.» Die Ingenieure beruhigten den Deutschen: mit fallenden Pistentemperaturen würde sich das legen.
Letzte Warnung für die Fahrer
Erster Aufreger auf dem Yas Marina Circuit: Marussia-Fahrer Max Chilton rasierte einen Streckenpoller um. Die Fahrer wurden überdies von der Rennleitung gewarnt – wer Zeit gewinnt, indem er in gewissen Kurven neben der Bahn fährt, dessen entsprechende Runde wird gestrichen. Es geht vor allem um die letzten drei Ecken vor Start und Ziel. Im Abschlusstraining der GP3 wurden reihenweise Bestzeiten einzelner Fahrer gestrichen.
Ex-GP-Pilot Martin Brundle: «Das wird auch höchste Zeit. Ich kann die Bilder nicht mehr sehen, wie sich Piloten da einen Vorteil erarbeiten und ungestraft davonkommen. Ich meine, in Monaco kannst du auch nicht hinter der Leitschiene fahren. Streckenbegrenzugn ist Streckenbegrenzung, ob das nun eine Linie, ein Randstein oder eine Leitplanke ist.»
Ferrari in crisi, Bankrott-Erklärung bei Williams
Bald lagen die üblichen Verdächtigen vorne – Vettel, Webber, Hamilton, die Lotus-Fahrer, dann Nico Rosberg. Weltmeister Sebastian Vettel hatte schon nach den ersten beiden Trainings vermutet: «Auf eine schnelle Runde werden die Mercedes bei der Musik sein, im Dauerlauf fürchte ich vor allem die Lotus. Denen traue ich im Rennen auch am ehesten zu, mit nur einem Stopp durchzufahren.»
Ferrari zeigte auch im dritten freien Training keine gute Leistung. Anthony Davidson: «Die Italiener wissen selber nicht, wo der Speed hingekommen ist. Normalerweise gilt ja die Regel, dass sie auf eine schnelle Runde nicht so stark sind, dafür im Renntrimm besser. Aber gestern waren sie auch in den Dauerläufen nirgens.»
Wie verloren Williams dieses Jahr ist, zeigt diese Story: Die Briten verzichteten auf den Auspuff nach Coanda-Prinzip (zur Optimierung des Luftflusses und Erzeugung von mehr Abtrieb) – und der Wagen lag besser! Eine Bankrotterklärung für die Williams-Aerodynamiker.
Button mit bandagierter Hand, Unfall von Bianchi
McLaren-Star Jenson Button fährt seit dem Japan-GP mit einer Bandage am rechten Handgelenk. McLaren dementiert, dass es sich dabei um die Folgen eines Sportunfalls handelt, will aber nicht näher auf die Angelegenheit eingehen.
Buttons Stallgefährte Sergio Pérez hatte andere Sorgen: ein ungeschicktes Bremsmanöver ruinierte einen Reifen, daher war der Mexikaner zehn Minuten vor Schluss des Trainings noch – ohne Zeit – Letzter.
Marussia-Fahrer Jules Bianchi beendete sein drittes Training vorzeitig – Dreher nach etwas zu optimistischem Anvisieren des Scheitelpunkts in der schnellen Kurvenpassage von 2 und 3, das Ganze bei rund 250 Sachen! «Tut mir leid, das Auto ins links vorne angeschlagen», entschuldigte sich der Franzose über Funk. Der Wagen sollte allerdings fürs Qualifying reparabel sein
Am Ende war alles beim Alten: Sebastian Vettel Schnellster vor Mark Webber. Lewis Hamilton verpasste die Chance auf eine bessere Zeit mit einem Patzer in der letzten Kurve von Start und Ziel, blieb aber vor seinem Mercedes-Stallgefährten Nico Rosberg. Dahinter folgen Romain Grosjean (Lotus) und Jenson Button (McLaren). Gute Leistung von Sauber: Hülkenberg Siebter, Gutiérrez Achter.