Autos 2014: Schneepflug, Einkaufswagen, Ameisenbär?
Vor kurzem haben wir in der Geschichte HIER thematisiert, welch skurrile Fahrzeugnasen auf uns zukommen. Nicht nur Ästheten unter den Formel-1-Fans krampft es den Magen zusammen.
Stellvertretend für viele Grand-Prix-Anhänger möchten wir Herrn Oke Leuber zu Wort kommen lassen, der gewiss vielen aus dem Herzen spricht:
Hallo Herr Brunner!
Anbei mein Beitrag zum Thema «Autos 2014: Wie viel Hässlichkeit ist erträglich?»
Seit rund 15 bis 20 Jahren wird von den Obersten der Formel 1 Mantra-ähnlich wiederholt, dass man «die Show verbessern» müsse. Seit 2009 wird dies versucht, in dem man die Autos per Reglement verunstaltet. Und obendrein werden sie 2014 genau so hässlich klingen wie sie aussehen, aber das ist ein anderes Kapitel.
Zur Saison 2009 hat man eine große Chance mutwillig zerstört, der Königsklasse elegante Rennwagen zu gönnen: Man hatte beschlossen, die unwürdigen Rillenreifen endlich wieder durch Slicks zu ersetzen und die vielen winzigen Zusatzflügelchen, welche über Jahre wie Geschwüre aus den Autos wuchsen, zu verbieten. So weit, so gut! Doch zeitgleich wurden die Flügelmaße geändert, so dass die Autos von nun an der Front wie Schneepflüge und am Heck wie Einkaufswagen wirken.
Und NEIN, ich habe mich NICHT daran gewöhnt! Auch fünf Jahre später wirken diese Flügel einfach nur unproportional und verunstaltet. Die Knicknase, die vor zwei Jahren dazu kam, setzte dann der Hässlichkeit noch die Krone auf.
Teamchefs und Designer verlieren fast nie schlechte Worte bezüglich der Optik eines Autos. Die meistgesprochene Floskel in diesem Zusammenhang ist jedesmal eine sinngemäße Abwandlung des Satzes: «Wenn ein Auto schnell ist, dann ist es auch hübsch!» Wenn man aber im Rahmen des Grand Prix von Brasilien einen sonst immer sehr diplomatisch sprechenden Toto Wolf sagen hört, dass er das nächstjährige Fahrzeug als Modell im Windkanal gesehen habe und dieses nicht sehr schön aussehe, dann lässt das tief blicken und Böses ahnen.
Das wirklich Schlimme an dieser Entwicklung ist, dass all diese hässlichen Neuerungen ihren eigentlichen Sinn verfehlten: Der große Frontflügel, der im Jahr der Einführung ja noch verstellbar war, brachte bei Windschattenduellen keinen spürbaren Vorteil zu den Vorjahresmodellen, woraufhin die Verstellbarkeit bereits ein Jahr später wieder abgeschafft, bzw. zum Heckflügel verlagert wurde.
Dort erzeugt das DRS (drag reduction system) je nach Strecke entweder keine Vorteile oder generiert Überholmanöver, die kein Motosportfan sehen will.
Die Knicknase war aus Sicherheitsgründen entstanden, da bei Kollisionen die hochangeordneten Nasen ein anderes Fahrzeug in Fahrerhöhe treffen könnten. Dass eine Absenkung der Nasenspitze von maximal 62,5 cm auf 55 cm diesbezüglich aber absolut nichts bewirkt, merkte man erst zwei Jahre später.
Jetzt werden die Nasenspitzen (und wieder nur die Spitzen) auf 18,5 cm abgesenkt. Welche ästhetischen Grausamkeiten entstehen, wenn man die Nasenhöhe unabhängig von der Chassishöhe reglementiert, wissen wir ja bereits. Gleichzeitig werden die Heckflügel schmaler und höher. Wahrscheinlich, damit die VIP diese beim Vorstart als Stehtische für ihren Champagner nutzen können ...
Dass moderne Formelfahrzeuge auch elegante Proportionen haben können (mit tiefen Nasen sowie schmalen Front- und flachen Heckflügeln), zeigten beispielsweise die Fahrzeuge der Renault World Series vor zwei Jahren (siehe Foto).
Aber so lange die Reglements von Leuten verfasst werden, denen wettbewerbsverzerrender Schnickschnack wie KERS und DRS mehr am Herzen liegt als die Fans mit gutaussehenden Rennwagen zu erfreuen, so lange denen als Show-Verbesserung nichts besseres einfällt als doppelte Punktzahlvergabe beim Saisonfinale – naja ...
Vielleicht arbeiten ja eines fernen Tages bei der FIA mal wieder Menschen, die sich für Motorsport interessieren.
Mit freundlichen Grüßen
Oke Leuber