100. Mercedes-Pole für Lewis Hamilton!
Petrus wollte im Qualifying zum Grossen Preis von Australien auch ein Wörtchen mitreden und schickte pünktlich zu Beginn des Zeitfahrens einige dicke schwarze Wolken zum Albert Park. «Die Wetterprognose sagt Regen voraus», verriet Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff schon vor dem Start. Und fügte den frommen Wunsch an: «Ich würde mir ein langweiliges Qualifying mit sehr wenig Regen wünschen.»
Die Worte des 42-jährigen Wieners wurden nicht erhört, fünf Minuten vor Ende des ersten Qualifying-Segments setzte der Regen ein. Leidtragender war Lotus-Pilot Romain Grosjean, der zu spät ausrückte und keine gute Rundenzeit mehr schaffte. Das Resultat: Letzter Platz im Qualifying. Allerdings wurde der 27-Jährige Genfer noch vor seinem Teamkollegen Pastor Maldonado gewertet, weil der Venezolaner keine gezeitete Runde hinbekam.
Sebastian Vettel: Mauer-Kuss im ersten Qualifying-Segment
Der 29-Jährige aus Maracay drehte sich auf seiner einzigen schnellen Runde im Trockenen von der Piste. Der ehemalige Formel-1-Pilot und heutige SkyTV-Experte Marc Surer kommentierte: «Die Meisten, die quer ins Kiesbett kommen, graben sich ein. Auch Maldonado schafft es noch gerade so raus...»
Auch Sauber-Pilot Esteban Gutiérrez gesellte sich als Neunzehnter zu den ersten Verlierern. Der Mexikaner wird den ersten GP der Saison 2014 vom Ende des Feldes in Angriff nehmen müssen, weil er wegen eines Getriebewechsels um fünf Startplätze zurückversetzt wird.
Für Spannung im ersten Qualifying-Segment sorgte Sebastian Vettel. Der Weltmeister küsste mit dem rechten Hinterrad seines RB10 Ausgangs der Schikane leicht die Streckenbegrenzung. Der 26-jährige Heppenheimer kämpfte sichtlich mit seinem neuen Dienstwagen, dem Renault ein neues Software-Update für die Antriebseinheit verpasst hatte. Red-Bull-Konsulent Dr. Helmut Marko ärgerte sich: «Es sollte eine Weiterentwicklung sein, aber das Auto ist unfahrbar!»
Vielleicht rückte der vierfache Champion deshalb schon von Anfang an auf der deutlich schnelleren weichen Reifenmischung aus. Surer ist überzeugt: «Bei einem so grossen Reifenvorteil von bis zu zwei Sekunden pro Runde auf der weichen Reifenmischung, bleibt den Piloten fast keine andere Wahl.»
McLaren-Pilot Jenson Button beklagte sich derweil über eine ungewöhnliche Hitze-Entwicklung in seinem Cockpit. Die Fahrerlager-Experten rätselten, ob die Ursache dafür ein Problem mit dem Energierückgewinnungssystem sein könnte. Denn schnelles Laden und Entladen führt normalerweise zu so einer Hitze-Entwicklung.
Prominente Opfer im zweiten Qualifying-Abschnitt
Der Ärger war Vettel anzusehen und auch über Boxenfunk herauszuhören, als er nach Q2 frustriert feststellen musste, dass seine schnelle Rundenzeit nur für Platz 13 reichte. Erstmals seit dem Belgien-Wochenende 2012 – also seit 28 Qualifyings – schaffte es der Ausnahmekönner nicht ins dritte Qualifying-Segment!
Mit ein Grund für diesen frühen Ausfall des Red Bull Racing-Piloten dürfte der späte Abflug von Kimi Räikkönen sein, der seinen Ferrari beim Herausbeschleunigen aus der dritten Kurve in die Mauer setzte. Daraufhin wurde in diesem Streckenabschnitt die gelbe Flagge geschwenkt. Doch Vettel relativiert: «Schwer zu sagen, was mich Kimi kostete, aber das war ja für alle gleich. Verhältnisse waren schwierig. Wir hatten mehr Probleme heute als gestern. Ricciardo hat aber gezeigt, dass der Speed im Auto drin ist.»
Trotz seines Fehlers platzierte sich der Finne noch vor Vettel, hinter dem sich Sauber-Pilot Adrian Sutil, Caterham-Hoffnung Kamui Kobayashi und Force-India-Neuzugang Sergio Pérez einreihten. Auch Button gehörte zur Gruppe jener Piloten, die es nicht ins Stechen um die Startaufstellung schafften. Damit gehörten gleich drei Weltmeister zu den Q2-Opfern.
Was den meisten Formel-1-Fans aufgefallen sein dürfte: Die Piloten meiden die Randsteine im Nassen wie der Teufel das Weihwasser. Dies hat zwei Gründe: Erstens sind die Kerbs im Regen besonders rutschig und zweitens wollen die Fahrer die empfindlichen neuen Systeme nicht unnötig mit Schlägen belasten. Bottas führte vor, was der Ritt über die Randsteine auslösen kann: Der Williams-Pilot drehte sich.
Lewis Hamilton sichert sich die Pole-Position
Mit McLaren-Talent Kevin Magnussen und Toro-Rosso-Rookie Daniil Kvyat schafften es gleich zwei der drei diesjährigen Formel-1-Neulinge ins Stechen um die Top-Ten der Startaufstellung. Der junge Russe konnte sich am Ende aber nicht wirklich freuen – denn er beendete das Qualifying in der Streckenbegrenzung, nachdem er beim Herausbeschleunigen die Kontrolle über seinen Dienstwagen verlor. Am Ende gab’s Platz 8 für den 19-Jährigen aus Ufa, der sich damit vor dem Williams-Duo Felipe Massa und Valtteri Bottas platzierte. Letzterer wird wegen eines ausserplanmässigen Getriebewechsels noch um fünf Startplätze zurückversetzt.
Die Pole-Position sicherte sich Hamilton. Der Silberpfeil-Pilot verdrängte in den letzten Sekunden Lokalmatador Daniel Ricciardo vom ersten Platz. Der Australier hatte mit seiner Bestzeit für grossen Jubel im Albert Park gesorgt, und freute sich sichtlich über die erste Startreihe. Der 24-jährige aus Perth war im Gegensatz zum Mercedes-Duo auf der Intermediate-Mischung unterwegs.
Siegeskandidat Rosberg muss mit Startplatz 3 Vorlieb nehmen, nachdem er auf dem Weg zu seiner letzten schnellen Runde aufs Gras geraten und daher zu spät über die Start-Ziel-Linie gekommen war. Einen ausgezeichneten Job machte Kevin Magnussen, der sich Platz 4 vor Alonso, Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne und Force-India-Fahrer Nico Hülkenberg platzierte.