Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

1. Training Malaysia: Lotus-Elend setzt sich fort

Von Vanessa Georgoulas
Die Technik sorgte in der Hitze von Sepang für einen spannenden Auftakt zum zweiten Formel-1-Rennwochenende der Saison.

Auf dem Sepang International Circuit erwartet die Formel-1-Teams nach dem Saisonauftakt in Australien die erste und härteste Hitzeschlacht des Jahres. Der ehemalige Formel-1-Pilot und heutige SkyTV-Experte Marc Surer erklärt: «Das ist natürlich ein Härtetest für die Fahrzeuge. Es ist nicht einfach bei diesen Temperaturen über die Distanz zu kommen, ohne dass eines der Systeme überhitzt. Die Hitze macht aber auch den Fahrern zu schaffen, sie müssen schauen, dass sie genug Trinken.»

Der ehemalige GP-Pilot Bruno Senna erinnert sich: «Sepang, das ist Hitze pur. Die Fans können sich das so vorstellen, wie wenn man in Winterkleidern in die Sauna sitzen würde!» Sauber-Pilot Adrian Sutil pflichtet ihm bei: «Fürs Rennen ist die Hitze natürlich hart, aber das gehört dazu und wir wollen ja auch etwas Abwechslung. In den Autos wird es bis zu 50 oder 60 Grad heiss, und man muss dabei die Konzentration immer aufrechterhalten, das ist nicht so einfach.» Der 31-jährige Wahl-Schweizer hatte in Melbourne keinen einfachen Start in die neue Turbo-Ära erlebt. Zu gross war die Lücke zu früheren direkten Gegnern wie Force India.

Surer seufzt: «Dass der Sauber zu schwer sein soll, ist nur eine von vielen Erklärungen dafür. Wir werden hier auf dieser Strecke schnell sehen, ob das so ist. Aber die zehn oder zwölf Kilos, von denen hier die Rede ist, können den grossen Unterschied zu Force India nicht alleine erklären. Ob Abtrieb fehlt oder die Leistung des Antriebssystems zu gering ist, wird sich erst zeigen. Fakt ist: Wer hier ein gutes Chassis hat, holt extrem viel im hinteren Teil der Strecke auf.»

Schreckmoment für Mercedes-Pilot Nico Rosberg

Der Erste, der gleich nach dem Trainingsstart zur Installationsrunde auf die Strecke fuhr, war Ferrari-Star Fernando Alonso. Der Weltmeister von 2005 und 2006 blieb nicht lange allein: Zur Freude der Fans wurde gleich zu Beginn schon tüchtig gefahren. Das ist ein Ergebnis des zusätzlichen Reifensatzes, denn Pirelli für die ersten 30 Minuten des freien Trainings jedem Piloten zur Verfügung stellt.

Vom Verkehr liess sich Ferrari-Routinier Alonso nicht beirren. Obwohl Sauber-Mann Esteban Gutiérrez die erste gezeitete Runde des Tages drehte, war Alonso nach der ersten halben Stunde auch der Schnellste Mann im Feld. Weltmeister Sebastian Vettel wagte sich hingegen als Letzter aus der Box. Der Red Bull Racing-Pilot verzichtete nach seiner Installationsrunde jedoch darauf, gleich auf Zeitenjagd zu gehen – noch zur Trainingsmitte hatte der Heppenheimer keine Rundenzeit in den Asphalt gebrannt.

Den ersten Schreckmoment des Tages erlebte Silberpfeil-Pilot Nico Rosberg, der nach seiner Installationsrunde Eingangs der Boxengasse mit seiner elektronischen Bremse zu kämpfen hatte. Prompt beschwerte sich der Melbourne-Sieger über Boxenfunk: «Es gibt ein Problem mit dem Wagen, der ist urplötzlich ausgebrochen.» Surer kommentierte: «Er hat die Hinterachse überbremst und ich verstehe, dass er schimpft, denn beide Hinterräder blockierten.» Mercedes musste den Rechner der elektronisch gesteuerten Hinterradbremse herunter- und wieder hochfahren, danach war das Problem behoben.

Nicht nur Lotus mit Problemen

Einen Auftakt zum Vergessen erlebte Romain Grosjean, der seinen Lotus Ausgangs der Kurve 9 abstellen musste. Obwohl die Bergung des E22 einige Streckenposten auf die Strecke zwang, wurden keine roten Flaggen geschwenkt. Die Rennleitung beschränkte sich darauf, mit gekreuzten gelben Flaggen vor der grossen Gefahr in dieser Kurve, die bloss im zweiten Gang durchfahren wird, zu warnen.

Kurz darauf bestätigten die Verantwortlichen an der Lotus-Boxenmauer, dass das Morgentraining für den Genfer damit gleaufen war, und Senna kommentierte trocken: «Ich bin für Lotus gefahren, und weiss, was die Truppe kann. Es ist eine Schande, was wir derzeit miterleben müssen, die knabbern noch immer am Rückstand aus dem verspäteten Beginn der Wintertests.» Wir erinnern uns: Lotus verzichtete beim ersten Wintertest in Jerez auf die Testteilnahme, um mehr Entwicklungszeit zu bekommen. Allerdings war das Team aus Enstone mit seiner Prognose zu vorschnell: Sieben Minuten vor dem Ende des ersten Trainings konnte Grosjean wieder ausrücken.

Auch Grosjeans Teamkollege Pastor Maldonado blieb nicht ohne Probleme. Keine 20 Minuten vor der Mittagspause mussten die Lotus-Verantwortlichen an der Boxenmauer mitansehen, wie eine Rauchwolke aus dem Auspuff des E22 stieg. Surer weiss: «Das sieht ganz nach einem grossen Problem mit dem Motor aus – aber vielleicht ist es auch der Turbolader, der ausgestiegen ist.» Dass Maldonado seinen Lotus trotz anders lautenden Anweisungen nicht gleich abstellte und damit einen irreparablen Motorschaden riskierte, sorgte im Pressesaal von Sepang für Kopfschütteln.

Noch schlimmer als Maldonado erwischte es Kamui Kobayashi. Der Caterham-Hoffnungsträger schaffte nur fünf Runden, dann sorgte ein Problem mit der Batterie für ein frühes Ende der Morgen-Session. Das Team musste den Unterboden abschrauben, um an das Energierückgewinnungssystem zu kommen. Auch Force-India-Neuzugang Sergio Pérez musste eine lange Zwangspause einlegen, weil ein Problem mit dem Benzinsystem auftauchte.

McLaren mit grossem Update

Mit einem grossen Weiterentwicklungspaket war das McLaren-Team zum zweiten Kräftemessen des Jahres angereist. Wie Oberhaupt Ron Dennis im Vorfeld verraten hatte, versprach sich die Truppe aus Woking einen satten Zeitgewinn von einer halben Sekunde davon. Die Briten durften sich denn auch über die viertschnellste Rundenzeit von 2009er-Weltmeister Jenson Button freuen. Rookie Kevin Magnussen war der Fünftschnellste auf der Strecke, obwohl auch er mit der Technik zu kämpfen hatte.

Der 21-Jährige Däne blieb in der Einfahrt zur Boxengasse stehen, weil die Elektronik seines McLaren ein Problem entdeckt und sicherheitshalber auf «Kriech-Modus» geschaltet hatte. Doch das hielt den Formel-1-Neuling, der in Australien mit seinem Auftakt-Podestplatz sehr viel Lob geerntet hatte, nicht lange auf. Nach einem kurzen Besuch an der Box konnte er wieder ausrücken.

Am Ende sicherte sich Lewis Hamilton mit 1:40,691 min die Bestzeit des Morgens. Der Weltmeister von 2008 sorgte ganz zum Schluss noch für Action, als er in der schnellen Rechtskurve nach der Haarnadel durchs Kies bretterte. Surer wunderte sich: «Das ist eine ungewöhnliche Stelle, um einen Abflug hinzulegen. Er war aber auch zu weit draussen, um die Kurve noch zu erwischen.» Hamilton selbst erklärte kurz darauf, dass der Abflug auf seine körnenden Reifen zurückzuführen war.

Der Zweitschnellste des Morgens war Alonsos Teamkollege Kimi Räikkönen. Der Iceman war damit schneller als Melbourne-Sieger Rosberg, hinter dem sich das McLaren-Duo Button und Magnussen, Toro-Rosso-Fahrer Jean-Eric Vergne, Weltmeister Vettel, Force-India-Rückkehrer Nico Hülkenberg und das Williams-Duo Felipe Massa und Valtteri Bottas auf der Zeitenliste einreihten.

Alonso musste sich mit dem elften Platz vor Red Bull Racing-Neuzugang Daniel Ricciardo, Sutil, Toro Rosso-Rookie Daniil Kvyat, Gutiérrez, Marussia-Talent Jules Bianchi, Caterham-Neuling Marcus Ericsson und Bianchis Teamkollegen Max Chilton begnügen. Nur das Lotus-Duo Maldonado und Grosjean sowie Pérez hatten am Ende keine gezeitete Runde gedreht.

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