3. Training Malaysia: Romain Grosjean stinksauer
Der 82-fache GP-Pilot und SkyTV-Experte Marc Surer erklärte gleich zu Beginn des letzten freien Trainings in Sepang: «Heute morgen müssen die Fahrer und Teams die wichtigste Entscheidung des Wochenendes treffen: Wähle ich eine Regen-Abstimmung und gehe damit beim Tempo einen Kompromiss ein oder spekuliere ich auf ein Trockenrennen? Dabei geht es nicht nur um das Qualifying, sondern auch um das Rennen. Die Regenwahrscheinlichkeit ist hoch, die Voraussage liegt bei 90 Prozent. Ich bin gespannt, wer hier wie pokert.»
Surer weiss: «Es handelt sich meistens nur um eine Regenwolke, und die sitzt dann irgendwo. Es kann also sein, dass die Strecke nur teilweise nass ist. Und was machst du dann? Hinten rutscht du und vorne machst du die Reifen kaputt... Es ist nicht einfach, mit dem Wetter hier klar zu kommen.» Das musste auch Caterham-Neuling Marcus Ericsson feststellen, als er seinen grünen Renner in der letzten freien Trainingsstunde um den Sepang International Circuit peitschte. «Die Strecke bietet sehr, sehr wenig Haftung», keuchte der 23-jährige Schwede in den Funk, und auch McLaren-Star Jenson Button beklagte sich: «Sehr, sehr schlechter Grip in den langsamen Kurven.»
McLaren: Sensoren-Problem sorgt für Ärger
Das McLaren-Team hatte schon am Freitag seine liebe Mühe mit den Walzen. Der Grund dafür dürfte bei einigen neuen Teilen zu suchen sein, die vor allem bei der Kühlung helfen, aber einen Verlust von Abtrieb zur Folge haben. Das hatte viele Rutscher zur Folge, und dabei ruinierten sich Jenson Button und Kevin Magnussen die Reifen. Das McLaren-Duo hatte jedoch noch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen: Wie schon am Vortag trat ein Sensoren-Problem auf, das zur Folge hatte, dass die Renner aus Woking nach ein paar Runden prophylaktisch in den Kriechmodus schalteten. Magnussen drehte in der Folge keine einzige gezeitete Runde, während Button sich mit seiner Zeit noch hinter den Caterham- und Marussia-Piloten auf dem letzten Platz der Zeitenliste einreihte.
Dass auch alle anderen Piloten mit dem Grip-Niveau zu kämpfen hatten, lag an zwei Regenschauern, die in der Nacht auf Samstag den Tags zuvor gelegten Gummi von der Piste gewaschen hatten. Surer vermutet zudem: «Heute morgen fand hier ein GT-Rennen statt, und die waren vielleicht auf den falschen Walzen unterwegs. Wenn die den falschen Gummi auf die Piste gelegt haben, dann rutschen die Formel-1-Piloten noch mehr rum.»
Auch die Streckencharakteristik des Sepang-Kurses setzte den Reifen zu. Surer erklärt: «Wir haben es hier mit einem eher rauen Belag zu tun, zudem fordern die langgezogenen Kurven die Reifen in besonderem Masse. Hier gibt es viel Anpressdruck, und das geht an die Reifen. Hinzu kommt, dass die Autos in diesem Jahr mehr rutschen als noch 2013, und das frisst dann richtig Reifen.»
Formel-1-Stars mit ungewöhnlichen Problemen
Auf der Piste durften die Piloten einige Rutscher beobachten: Force-India-Rückkehrer Nico Hülkenberg beschwerte sich über Untersteuern in den schnellen und Übersteuern in den langsamen Kurven, während Weltmeister Sebastian Vettel einen losen Aufkleber an seinem Boliden meldete. Der ehemalige GP-Pilot Bruno Senna weiss: «Natürlich hat das keine Auswirkung aufs Auto, aber es stört die Konzentration.» Nach einem kurzen Besuch in der Red Bull Racing-Box war das Problem behoben.
Auch Silberpfeil-Pilot Lewis Hamilton musste sich mit einem ungewöhnlichen Problem auseinandersetzen. Der Weltmeister von 2008 liess seinen Sitz auswechseln, weil ihm die Sitzposition nicht behagte. Das Problem dabei ist: Das Team will den Fahrer so tief wie möglich ins Auto platzieren, muss dabei aber berücksichtigen, dass der Fahrer eine gute Sicht auf die Strecke hat.
Formel-1-Rückkehrer Kamui Kobayashi, der schon am Vortag kaum zum Fahren gekommen war, musste 22 Minuten vor Trainingsende erneut wegen eines mechanischen Problems die Box ansteuern. Dabei hatte das Team von AirAsia-Besitzer Tony Fernandes bis um halb drei Uhr in der Früh gearbeitet, um den grünen Renner zum Laufen zu bringen. Nun muss das Team die komplette Antriebseinheit wieder zerlegen. Angesichts dessen ist es fraglich, ob der Japaner überhaupt am Stechen um die Startaufstellung teilnehmen kann.
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner zuversichtlich
An Ende hatte wie schon in den ersten beiden freien Trainings ein Silberpfeil die Nase vorn: Nico Rosberg war etwas mehr als zwei Zehntelsekunden schneller als sein Teamkollege Hamilton unterwegs und sicherte sich damit die Bestzeit. Mit mehr als einer Sekunde Rückstand auf das Mercedes-Duo reihte sich der Ferrari-Finne Kimi Räikkönen auf dem zweiten Platz vor Weltmeister Vettel ein.
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner blickt zuversichtlich aufs Rennen: «Unser Auto scheint in den Dauerläufen etwas sanfter mit den Reifen umzugehen als der Mercedes», freut sich der Brite, der aber auch weiss: «Das kann sich hier von Tag zu Tag ändern.» Vettels Teamkollege Ricciardo, der sich am Ende mit dem sechsten Platz hinter Hülkenberg begnügen musste, verlor auf den weichen Reifen mehr als 1,1 Sekunden auf Rosberg. Senna vermutet: «Das ist so viel, dass ich mir die Frage stelle, ob Renault wirklich die ganze Power freigegeben hat. Denkbar, dass sie sich da vorsichtshalber zurückhalten und die Fahrer erst in der Qualifikation die volle Leistung zur Verfügung haben.»
Adrian Sutil: «Das Auto ist absolut unfahrbar»
Ferrari-Star Fernando Alonso, das Williams-Duo Felipe Massa und Valtteri Bottas sowie Force-India-Neuzugang Sergio Pérez komplettierten die Top-Ten der Zeitenliste. Dahinter reihte sich das Toro Rosso-Duo Daniil Kvyat und Jean-Eric Vergne ein, wobei der junge Russe seinen erfahrenen Teamkollegen hinter sich lassen konnte. Erst auf Platz 13 folgte Sauber-Neuzugang Adrian Sutil, der sich zum Schluss des Trainings über Boxenfunk beschwert hatte: «Das Auto ist absolut unfahrbar, da muss mit dem Auto etwas nicht stimmen.» Auch Romain Grosjean, der hinter Esteban Gutiérrez die Position 15 auf der Zeitenliste belegte, war alles andere als zufrieden: «Das ist überhaupt kein Fortschritt, das Heck ist ein Desaster.» Schon am Freitag Abend hatte der Genfer seinem Unmut über den E22 nicht verstecken können und sich in der Presserunde geweigert, überhaupt einen Kommentar zu seinem Dienstwagen abzugeben.