MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

1. Training Bahrain: Peinliche Panne von Ferrari

Von Vanessa Georgoulas
Im ersten freien Training zum Bahrain-GP gaben erneut die Silberpfeile das Tempo vor. Für den grössten Lacher sorgte die Scuderia Ferrari, die sich dank Fernando Alonso über die drittschnellste Runde freuen durfte.

Das erste freie Training zum ersten Nacht-GP in Bahrain fand noch unter dem gleissenden Licht der Wüstensonne statt. Der ehemalige GP-Pilot und heutige SkyTV-Experte Marc Surer weiss: «Für die Techniker ist der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht eine echte Herausforderung. Jetzt beträgt die Asphalttemperatur 44 Grad Celsius. Das wird sich ändern, die Asphalt- und Lufttemperatur wird bis zum zweiten Training deutlich fallen.» Und auch der ehemalige GP-Pilot Anthony Davidson weiss:«Wichtig ist jetzt, dass man in Sachen Abstimmung nicht überreagiert. Das ist das einzige Training unter Sonnenlicht, die Bahn wird sich verändern, wenn die Sonne untergegangen ist. Es gilt auch zu beachten, was der Wind macht.»

Doch nicht nur die Techniker müssen auf dem Wüstenkurs eine schwierige Aufgabe meistern. Surer fährt fort: «Diese Strecke umfasst lange Geraden und enge Kurven, das heisst, hier muss viel und stark gebremst werden. Die Streckencharakteristik kann durchaus mit jener in Melbourne verglichen werden.» Vor allem in Kurve 10 erwartet Surer viele Fehler: «Die Kurve 10 ist berüchtigt, schon in der Vergangenheit haben wir hier viele Verbremser gesehen. Das Problem ist, dass die Fahrer schon in der neunten Kurve anbremsen müssen – und dabei wird das Auto leicht unstabil.»

Probleme bei Mercedes

Nico Rosberg kämpfte derweil mit ganz anderen Problemen. Der Melbourne-Sieger klagte schon nach drei Minuten: «Ich habe keinen Antrieb», und steuerte daraufhin die Box an. Der Mercedes-Pilot blieb nicht der Einzige, der vom Technik-Pech getroffen wurde. Auch McLaren-Rookie Kevin Magnussen musste die Box ansteuern, nachdem er sich über Funk beklagt hatte, weil sein Renner beim Bremsen nach links zog. Nachdem der Formel-1-Neuling erst versuchte, die Testfahrt fortzusetzen, musste er schliesslich einsehen: «Da gibt es ein ganz klares Problem mit der Bremse, mein Pedal ist ganz weich.» Auch Toro Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne hatte zu kämpfen: Der 23-Jährige aus Pontoise konnte wegen Problemen mit dem Energierückgewinnungssystem nicht die volle elektronische Power abrufen. Surer weiss: «Damit hat Renault derzeit zu kämpfen, sie schaffen es nicht, dass das Energierückgewinnungssystem die Power gleichmässig abgibt.»

Keinen Grund zur Freude hatte auch das Lotus-Duo Romain Grosjean und Pastor Maldonado. Beide beklagten sich über massives Übersteuern und fehlende Haftung auf der Hinterachse. Surer kommentierte trocken: «Das ist ein ziemlich unberechenbares Fahrverhalten, das wir bei den beiden Lotus beobachten können, die Autos übersteuern stark.» BBC-Experte Allan McNish fügt an: «Der Lotus sieht sehr unberechenbar aus. Pastor hat die Kurve 10 nur ein Mal richtig erwischt, doch in der darauffolgenden Runde war er wieder viel zu schnell. Lotus hat die Fahrzeug-Balance offensichtlich noch nicht im Griff. Immerhin kommen sie jetzt zum Fahren, nachdem die letzten Freitagstrainings von technischen Problemen geprägt waren.» Grosjean, der mit einem besonderen Bahrain-Nachthelm in Glitzerweiss ausrücken will, beklagte sich denn auch: «Ich habe überhaupt kein Heck.»

Kamui Kobayashi schwingt den Besen

Zuschauen mussten auch Sauber-Pilot Esteban Gutiérrez, für den Giedo van der Garde ausrückte, Williams-Fahrer Valtteri Bottas, der sein Cockpit für Felipe Nasr räumen musste, und Caterham-Hoffnungsträger Kamui Kobayashi, der für Robin Frijns Platz machte und sich die Wartezeit mit Putzarbeiten in der Box vertrieb. Dass Williams den Brasilianer Nasr ans Steuer liess, wurde von vielen Formel-1-Experten mit Verwunderung wahrgenommen. Schliesslich ist der GP2-Pilot an diesem Wochenende auch im Vorzimmer der Formel 1 auf dem Bahrain International Circuit unterwegs. Und es ist alles andere als  einfach, sich während eines Rennwochenendes gleichzeitig auf verschiedene Rennautos einzustellen...

Ferrari blamiert sich

Bei Red Bull Racing-Pechvogel Daniel Ricciardo sorgte die Benzindurchflussmessung erneut für Ärger. Das Weltmeister-Team hatte auch ohne dieses Problem alle Hände voll zu tun: Aus dem Formel-1-Werk in Milton Keynes hatte die Truppe von Sebastian Vettel neue Luftleiter für die Innenseite der Vorderräder mitgebracht. Im Zusammenspiel mit den Bremshutzen, die in eine eingerollte Welle münden, zwingen diese die Luft genau dorthin, wo Aerodynamik-Genie Adrian Newey sie haben möchte.

Die meisten Lacher im Fahrerlager löste das Ferrari-Team aus, das Fernando Alonso etwa zur Trainingsmitte mit unterschiedlichen Reifenmischungen auf die Strecke schicken wollte. Der Asturier merkte, dass ihm fälschlicherweise links vorne ein weicher Reifen montiert worden war, und stoppte noch in der Boxengasse. Damit ersparte der Weltmeister von 2005 und 2006 seiner Mannschaft eine Strafe, wie Surer erklärt: «Solange er die Boxengasse nicht verlassen hat, ist das okay. Aber wenn er so auf die Strecke gefahren wäre, dann hätte es mit Sicherheit eine Strafe gegeben.»

Alonsos Teamkollege Kimi Räikkönen bescherte den Ferrari-Mechanikern Zusatzarbeit, indem er hart über die Randsteine bretterte und in der Folge seinen Dienstwagen in der Box auf allfällige Schäden checken lassen musste. Immerhin lohnte sich die harte Arbeit: Mit den Plätzen 3 (Alonso) und 6 (Räikkönen) sorgte das Ferrari-Duo für Wiedergutmachung.

Das Mass aller Dinge waren ein Mal mehr die Mercedes-Piloten, wobei Hamilton schneller als Rosberg unterwegs war. Einen starken Eindruck hinterliess auch Nico Hülkenberg. Der Force India-Rückkehrer belegte lange den dritten Platz hinter dem Spitzenduo, und wurde erst in den letzten Minuten auf Platz 4 verdrängt. Auch das McLaren-Duo Jenson Button (Platz 5) und Magnussen (Platz 7) war schnell unterwegs, während sich Sebastian Vettel mit Platz 10 begnügen musste. Noch langsamer war Sauber-Neuzugang Adrian Sutil unterwegs, der am Ende auf Position 15 – gleich hinter Vettels Teamkollege Ricciardo – landete.

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