MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Bahrain-GP: Hamilton gewinnt Silberpfeil-Duell

Von Vanessa Georgoulas
Stallorder, Revanche-Foul, Überschlag und Spitzen-Duell – der Grosse Preis von Bahrain bot alles, was das Blut der Formel-1-Fans in Wallung bringt.

Schon vor dem Start zum ersten Flutlicht-GP in Bahrain wurde es spannend. Sergio Pérez kam kaum vom Fleck und fürchtete schon, aus der Boxengasse starten zu müssen, bis sich sein Force India-Renner doch noch ruckelnd in Bewegung setzte. Der ehemalige Formel-1-Pilot Marc Surer erklärte erleichtert: «Solange das komplette Feld noch nicht an ihm vorbeigezogen ist, darf er die Aufwärmrunde absolvieren und seine ursprüngliche Position einnehmen.»

Auch nachdem die Lichter auf der Startampel erloschen waren, kamen die Formel-1-Fans an der Strecke und vor der Mattscheibe auf ihre Kosten. Während Felipe Massa einen perfekten Start hinlegte und von Position 7 auf den dritten Platz schoss, schnappte sich an der Spitze Lewis Hamilton die Führung in der ersten Kurve. Pole-Setter Nico Rosberg, der schon vor dem Start betonte, wie wichtig die Führungsposition auf den ersten Metern ist, musste sich mit dem zweiten Platz begnügen. Der Deutsche versuchte schon in Kurve 4 den Angriff auf seinen Silberpfeil-Teamkollegen, blieb jedoch ohne Erfolg.

Jean-Eric Vergne: «Absolut verrückt!»

Noch schlimmer erging es Jean-Eric Vergne. Der Toro Rosso-Pilot, der schon in Malaysia einen schwachen Start gehabt hatte drehte sich im Start-Chaos und schipfte in den Boxenfunk: «Irgend ein Lotus-Typ hat mich erwischt, weiss nicht, wer es war, absolut verrückt!» Danach musste der 23-Jährige aus Pontoise mit einem kaputten rechten Hinterreifen an die Box zurückschleichen. Dadurch fiel der Franzose, der von Platz 14 gestartet war, auf den letzten Platz zurück. Am Ende musste der Franzose das Rennen vorzeitig in der Box beenden.

Mit harten Bandagen kämpften auch Sauber-Pilot Adrian Sutil und Marussia-Talent Jules Bianchi am Ende des Feldes. Die beiden Kontrahenten gerieten gleich zwei Mal aneinander und Surer wunderte sich: «Das sieht mir nach einem Revanche-Foul aus.» Die Regelhüter kündigten umgehend an, sich die Szene genauer anzuschauen. Sutil versuchte nach einem ungeplanten Boxenstopp noch einmal, das Rennen wieder aufzunehmen, musste seinen Sauber aber schliesslich in der Box abstellen.

Spitzen-Duell von Mercedes

Sehr zur Freude der Zuschauer bot auch das Spitzen-Duell der beiden Mercedes-Piloten viel Spannung. In Runde 18 und 19 schenkten sich die Silberpfeil-Piloten nichts, und wechselten sich an der Spitze ab. Schliesslich wurde es der Mercedes-Führung zu bunt, und sie beendete das herzerwärmende Duell der Spitzenreiter. Hamilton wurde in die Box gerufen und auf weichen Reifen wieder auf die Strecke geschickt. Rosberg bekam kurz darauf einen neuen Satz Medium-Reifen an seinen Silberpfeil geschraubt. «Die wollen die Beiden trennen», kommentierte Surer lachend. «Das ist besser für die Nerven von Motorsport-Direktor Toto Wolff.»

Auch Red Bull Racing musste sich mit der teaminternen Hierarchie befassen. Weltmeister Sebastian Vettel klagte nach 15 Runden, weil sich sein Heckflügel nicht mehr flachstellen liess. Der Heppenheimer wurde kurz darauf angewiesen, seine sechste Position freiwillig an seinen hinter ihm fahrenden, deutlich schnelleren Teamkollegen Daniel Ricciardo abzugeben – und gehorchte.

Auch das Williams-Duo Massa und Valtteri Bottas lieferte sich zusammen mit den Force India-Fahrern Nico Hülkenberg und Sergio Pérez einen ansehlichen Kampf um die dritte Position, wobei sich Bottas auf deutlich älteren Reifen tapfer schlug, bis er sich schliesslich in der ersten Kurve geschlagen geben musste. Hinter den Williams-Rennern lieferten sich Hülkenberg und Pérez ein hartes Duell, wobei der 24-Jährige aus Guadalajara sich durchsetzte. «Ich habe ihm Platz gelassen und er hat mich einfach von der Strecke gedrückt», klagte der Emmericher hinterher. Pérez liess sich davon nicht beeindrucken und schnappte sich kurz darauf den vor ihm fahrenden Massa.

Spektakulärer Überschlag von Esteban Gutiérrez

Den mit Abstand spektakulärsten Abflug der bisherigen Formel-1-Saison legte Sauber-Mann Esteban Gutiérrez hin, der vom aus der Boxengasse stürmenden Lotus-Piloten Pastor Maldonado abgeräumt wurde. «Woah, was war das??», fragte der junge Mexikaner hinterher ungläubig, während das Safety-Car auf die Strecke fuhr.

Surer ist überzeugt: «Das war in meinen Augen ein deutlicher Fehler von Maldonado – der kann nicht einfach aus der Box kommen und ein Auto abräumen. Gutiérrez hat ihn gar nicht gesehen. Das kostet Sauber sehr viel Geld – und das für nichts und wieder nichts!» Der 62-jährige Schweizer weiss aber auch: «Das ist die Chance für Rosberg, das Rennen zu gewinnen, denn der Vorsprung von Hamilton ist jetzt dahin und er hat die besseren Reifen. Da nur noch wenig Runden zu fahren sind, ist das definitiv ein Vorteil.»

Die Rennkommissare beurteilten die Szene wie Surer und brummten dem Lotus-Piloten später eine zehn Sekunden dauernde Stop-and-Go-Strafe auf. Während der Gelbphase musste McLaren-Rookie Kevin Magnussen seinen Formel-1-Renner abstellen, weil das Getriebe streikte. Eine bittere Pille für den ehrgeizigen Dänen, der in den ersten beiden WM-Läufen in diesem Jahr mit Platz 2 und 9 zwei Top-Ten-Platzierungen feiern durfte.

Re-Start sorgt für Spannung

Hinter dem Safety-Car reihten sich Hamilton, Rosberg, Pérez, Hülkenberg, Button, Vettel, Ricciardo, Massa, Bottas, Fernando Alonso, Kimi Raikkönen, Daniil Kvyat, Romain Grosjean, Maldonado, Kamui Kobayashi, Max Chilton und Jules Bianchi ein. Der Re-Start in der 47. Runde sorgte noch einmal für Spannung in den letzten Runden. Kaum durften die Formel-1-Piloten wieder Gas geben, griff Hülkenberg seinen Teamkollegen vor ihm an – blieb jedoch ohne Erfolg. «Die fahren sich fast in die Kiste», wunderte sich Surer.

Formel-1-Champion Sebastian Vettel nutzte die Gunst der Stunde und schnappte sich den fünften Platz von Button. Auch Ricciardo zog gleich am McLaren-Piloten vorbei. Kurz darauf musste der Weltmeister jedoch seinen Teamkollegen ziehen lassen. In Runde 51 klagte der Blondschopf: «Ich bin sehr, sehr langsam auf den Geraden.»

Auch das Mercedes-Duo sorgte erneut mit herrlichen Kampfeinlagen für Unterhaltung. Am Ende behielt Lewis Hamilton im 900. Formel-1-Rennen der Geschichte die Nase vorn. Hinter den Silberpfeilen reihte sich Sergio Pérez ein, und sorgte damit für frenetischen Jubel beim Force India-Team, das zum ersten Mal seit 2009 wieder einen Podestplatz feiern durfte.

Ricciardo, Hülkenberg, Vettel, Massa, Bottas, Alonso und Räikkönen komplettierten die Top-Ten. Toro-Rosso-Talent Daniil Kvyat sicherte sich Platz 11 vor Grosjean, Chilton, Maldonado, Kobayashi und Bianchi.Jenson Button beendete das Rennen in der Box. Auch der Weltmeister von 2009 wurde – wie schon sein Teamkollege Magnussen zuvor – von einem Getriebeproblem eingebremst.

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