Marko (Red Bull): «Kein Maulkorb für unsere Piloten!»
Helmut Marko vertdeidigt Sebastian Vettel
Der Grand Prix von Bahrain am vergangenen Wochenende war Motorsport vom Feinsten. Die andauernde Kritik an der «neuen Formel 1» und Diskussionen über Benzinparen und viel zu wenig laute Motoren reißen aber trotzdem nicht ab. Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko stellte sich jetzt hinter Weltmeister Sebastian Vettel, der den Sound der neuen Motoren als «shit» bezeichnet und sich dafür sogar eine Rüge von FIA-Präsident Jean Todt eingehandelt hat.
«Unsere Philosophie war und wird es immer sein: Kein Maulkorb für unsere Piloten!», sagte Marko im Interview mit Auto Bild Motorsport. «Wo kommen wir hin, wenn ein vierfacher Weltmeister nicht seine Meinung äußern darf? Man kann über die Wortwahl diskutieren, aber nicht über den Inhalt», schimpfte der Österreicher. Man müsse versuchen, Vettel und seine Kritik zu verstehen. «Sebastian ist eben ein Racer durch und durch.»
Weiterhin machte der 70-Jährige auch selbst nicht Halt, vor den Auswirkungen der neuen Regeln der Königsklasse zu warnen. Natürlich sei Benzinsparen ein wichtiges Thema, aber: «Man darf es in der Formel 1 auch nicht übertreiben, sonst leidet womöglich die Attraktivität. Ich glaube nicht, dass die Fans weltweit die Formel 1 deshalb so gerne anschauen, weil ein Fahrer mehr Sprit sparen muss als Gas zu geben. Und ich denke, das ist genau das, was Sebastian im Grunde meint.»
Auch der neue Strafenkatalog, unter dem nicht zuletzt sein Fahrer Daniel Ricciardo schon zu leiden hatte, ist Marko ein Dorn im Auge. «Ricciardo bekam wegen des Fehlers beim Boxenstopp in Malaysia eine Durchfahrtsstrafe und zusätzlich nochmal zehn Startplätze beim nächsten Rennen in Bahrain aufgebrummt», führte er als Beispiel für die neuen Doppelbestrafungen an.
Und damit nicht genug. «Williams-Pilot Bottas zum Beispiel: Der wurde wegen seiner Blockade im Training mit drei Startplätzen fürs Rennen bestraft und bekam noch einmal zusätzlich zwei Punkte im neuen Strafenkatalog», fuhr der 70-Jährige fort. «Im Straßenverkehr machen harte Strafen, die abschrecken sollen, durchaus Sinn und sind deshalb wünschenswert. Aber auf der Rennstrecke nicht.»
Man müsse den Sport wieder mehr in den Mittelpunkt stellen, meinte der Grazer, und weniger das Reglement und die Entwicklung «beobachten und alles dafür tun, dass die Formel 1 weiterhin ihrem Ruf gerecht wird. Der Sport, das Rennen selbst, muss wieder mehr im Mittelpunkt stehen. Die Formel 1 ist momentan zu stark reglementiert. Die Fans wollen keine zu reglementierte Serie sehen, das haben die Diskussionen in Internetforen klar gezeigt.»