Alesi: «Ricciardo ist die Überraschung der Saison»
Sebastian Vettel hat momentan das Nachsehen gegenüber Daniel Ricciardo
Der Seriensieger des letzten Jahres, Sebastian Vettel, der in der zweiten Saisonhälfte neun Rennen in Folge gewann, fährt in diesem Jahr bisher hinterher. Nach einem Ausfall in Melbourne und Platz 3 in Malaysia kam der viermalige Weltmeister in Bahrain und China nur als Fünfter und Sechster ins Ziel. Sein neuer Teamkollege Daniel Ricciardo wurde in den letzten beiden Rennen dagegen Vierter und stand in Australien sogar als Zweiter auf dem Podium, bevor er disqualifiziert wurde.
Bei Red Bull Racing scheint die neue Renault-Antriebseinheit nicht mehr das größte Problem zu sein, vielmehr stellt sich die Frage, wie der Heppenheimer wieder an die Spitze kommen kann. Er habe das Autofahren doch nicht verlernt, wunderte sich Vettel in Shanghai und hatte keine Erklärung dafür, wieso sein Teamkollege schon wieder schneller war und er bereits zum zweiten Mal in Folge für Ricciardo Platz machen musste.
Mercedes-GP-Aufsichtsratchef Niki Lauda deutete bei RTL an, dass Vettel momentan in einem Formtief stecke. «Er ist natürlich in der Vergangenheit mit Hochs und Siegen sehr verwöhnt gewesen, aber die Leistung ist weg», erklärte Lauda. «Er hat das Fahren mit dem Auto jetzt verlernt, weil der andere schneller mit ihm fährt. Das Fahren nicht, aber das Fahren mit dem Auto. Und an dem muss er jetzt arbeiten.»
Er käme «mit dem Bock» noch nicht wirklich zurecht, betätigte Vettel, Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko warnte jedoch davor, den 26-Jährigen schon auf der Verliererstraße zu sehen und seinen neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo in den Himmel zu heben. «Das Teamduell beurteilen wir derzeit nicht. Dazu ist es zu früh», sagte der Österreicher unseren Kollegen des Spiegel. «Wir müssen bei Vettel eine Einstellung finden, damit er wieder wie früher zum Reifenflüsterer wird.»
Trotzdem hat Sebastian Vettel in diesem Jahr aber einen Teamkollegen, der ihm seine Vormachtstellung im eigenen Team streitig machen kann. «Er ist für mich die Überraschung der Saison», sagte auch der ehemalige Grand-Prix-Pilot Jean Alesi, und der Weltmeister von 1997, Jacques Villeneuve, stimmt ihm zu. «Ricciardo war immer ein guter Qualifyer und nicht so schnell im Rennen, aber jetzt ist er auch ein starker Racer.»
Der 24-jährige Australier hat schon in den ersten vier Saisonrennen bewiesen, dass er völlig zu Recht von Toro Rosso befördert wurde, den Platz seines Landsmanns Mark Webber einzunehmen, der seine Formel-1-Karriere nach der Saison 2013 beendet hat. «Gegen Vettel einen Stich zu machen, gehört sicher zu den schwierigsten Aufgabenstellungen, mit denen ein Fahrer konfrontiert werden kann», betont auch der ehemalige Mercedes-Sportchef Norbert Haug.