Ecclestone-Prozess: «Es war keine Bestechung»
Bernie Ecclestone beteuert weiter seine Unschuld
Um halb zehn Uhr früh begann am heutigen Donnerstag in München der Prozess gegen Bernie Ecclestone mit der Verlesung der 24-seitigen Anklageschrift. Ihm wird darin vorgeworfen, den ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky mit 44 Millionen Dollar bestochen zu haben, damit dieser den Verkauf der Formel-1-Anteile der Bank an CVC begünstige. Ecclestone wies diese Vorwürfe auch am ersten Verhandlungstag zurück und bezichtigte Gribkowsky der Lüge. Worum es in dem Prozess genau geht, finden Sie HIER.
In einer umfangreichen 95-seitigen Stellungnahme, die er von seinen Verteidigern verlesen ließ, widersprach der 83-Jährige allen Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. Es habe nie eine Bestechung gegeben. «Die Version der Geschehnisse in der Anklageschrift ist nicht zutreffend und irreführend. Herr Dr. Gribkowsky hat in den entscheidenden Punkten die Unwahrheit gesagt», hieß es in der Erklärung.
Gribkowsky bestochen zu haben, bestreitet Ecclestone weiter vehement. Der habe ihn erpresst und er habe Angst gehabt, dass ihn der Banker bei den britischen Steuerbehörden anzeige. «Das hätte mich mehr als zwei Milliarden Pfund kosten können.»
Die Staatsanwaltschaft glaubte das jedoch nicht und beschuldigte Ecclestone, das Geld gezahlt zu haben, um den Verkauf der Formel-1-Anteile in seinem Sinne zu lenken und dadurch auch seine eigene Macht beizubehalten. Die BayernLB, JP Morgan und Lehman, die damals beteiligten Banken, seien für ihn «von Beginn an ein Störfaktor» gewesen, da er auch immer darauf bedacht gewesen sei, geheim zu halten, wie die Einnahmen in der Formel 1 zustande kommen.
Gribkowsky hätte schlicht und einfach selbst die Zügel in der Formel 1 in die Hand nehmen wollen, betonte Ecclestone dagegen. «Herr Gribkowsky wollte Mr. Formel 1 sein und mich los werden.» Auch habe er nicht gewusst, dass Gribkowsky als Landesbank-Vorstand ein öffentlicher Amtsträger war, er sei immer nur als Banker aufgetreten. Wäre er nämlich nur Vorstand einer privaten Bank gewesen, wäre die Anklage gar nicht möglich gewesen.
Weiterhin widersprach Ecclestone der Annahme, dass er zum Zeitpunkt des Verkaufs der Anteile 2006 selbst Anteilseigner an der Formel 1 gewesen sei. «Dies war zu keinem Zeitpunkt der Fall», sagte er, denn er habe 1997 sämtliche Vermögenswerte als Schenkung an eine Gesellschaft seiner damaligen Frau Slavica und zum Wohl seiner beiden Töchter Tamara und Petra übertragen.
Die Schenkung habe er vorgenommen weil seine damalige Frau, eine gebürtige Kroatin, im Fall seines Todes 40 Prozent Erbschaftssteuer hätte zahlen müssen. Somit habe er keine Anteile an der Formel 1 mehr besessen und lediglich das operative Geschäft geführt und auch keinen Einfluss auf den Bambino Trust gehabt, an dem die Banken nach der Pleite der Mediengruppe Kirch Anteile hatten.
Den Behauptungen der Staatsanwaltschaft, er habe den Verkauf beeinflusst, weil er um seinen Posten an der Spitze der Formel 1 fürchtete und CVC klargemacht hatte, dass er auch bei einer Übernahme Geschäftsführer bleibe, widersprach Ecclestone entschieden und kündigte an, dass er Dokumente bringen werde, die beweisen, dass Gribkowsky gelogen und ihn erpresst habe.
«Das Gericht und die Verfahrensbeteiligten werden sich mit den relevanten Unterlagen zu Vorgängen und zum Umfeld des Verkaufs der Anteile der BayernLB an der Formel 1 Gruppe in den Jahren 2005 und 2006 zu beschäftigen haben. Einiges davon hat noch keinen Eingang in die Akten gefunden. Es ergibt sich daher derzeit ein unvollständiges Bild. Die Verteidigung wird bereits mit der Einlassung ihres Mandanten neue beweiserhebliche Dokumente vorlegen, die den bisherigen Erklärungen von Dr. Gribkowsky entgegenstehen», hieß es in einer Presseerklärung der Verteidigung.
Der nächsten Verhandlungstage sind am 2., 9., 13., und 14. Mai. Bis zum 16. September sind insgesamt 26 Verhandlungstage angesetzt.