Spar-Idiotien: Die Strategie der Strategiegruppe
Das ist die übliche Strategie in der Formel 1
Die 2013 in der Formel 1 eingeführte Strategiegruppe soll die Richtung unseres Lieblingssports für die Zukunft vorgeben. Die Zusammensetzung hat von Anfang an für heisse Köpfe gesorgt: Red Bull Racing, Mercedes, Ferrari, McLaren, Williams – dazu der jeweils ebenfalls unter den besten Sechs der WM platzierte Rennstall (das ist basierend auf 2013 derzeit Lotus), fünf weitere Stimmen haben je der Autoverband FIA sowie Formula One Management (FOM).Die kleinen Teams schauen in die Röhre.
Ein Vertreter dieser kleinen Teams gibt hier in Montreal zu bedenken: «Was, bitteschön, ist von diesem Gremium bis jetzt strategisch klug und zum Wohle der Formel 1 vorgeschlagen und entschieden worden?»
Jedenfalls nicht die jüngsten Sparvorschläge, die von unserem Gesprächspartner in der Luft zerfetzt werden: «Nur noch ein Training am Freitag? Was soll das dem Sport denn bringen? Wieso soll ich mir als Fan die Hälfte der Show fürs gleiche Geld anschauen? Glaubt wirklich jemand, die Ticketpreise werden sinken? Warum sollten sie, wo doch die Veranstalter den Aufwand für die Antrittsgebühr des Formel-1-Zirkus auf die Fans umwälzen muss. Wieso wird den kleinen Teams die Möglichkeit geraubt, in einem ersten Freitagtraining einen jungen Piloten einzusetzen oder einen Fahrer, der mit seiner Mitgift das Team finanziell stützt? Nur noch ein Training, das bedeutet auch, dass Simulationswerkzeuge noch wichtiger werden – und die besten haben natürlich die wohlhabenden Teams.»
Nun hat sich unser Informant in Rage geredet: «Sparpläne von diesen Teams der Strategiegruppe – das ist ja in sich schon ein Widerspruch. Es ist doch überhaupt nicht im Interesse der Top-Teams, Geld zu sparen. Das ist ja, als würde man den Metzgermeister fragen, wie man sich vegetarisch ernähren soll.»
«Die ganzen Argumente übers angebliche Sparen sind mit wenigen Worten entkräftet: Hotelnächte werden überhaupt nicht gespart, weil den Teams jetzt schon stets die Kosten für Übernachtungspakete von mindestens vier Nächten verrechnet werden. Ob jemand das Zimmer nur zwei oder drei Nächte nutzt, interessiert die Hoteliers nicht die Bohne. Ganz abgesehen davon, dass nichts gegen die moderne Form von Piraterie getan wird, dass die Hotels zum Grand Prix ihre Preise vervielfachen. Wir haben viele Überseerennen: da ist die Flugreise genau so teuer, ob man nun am Mittwoch oder Donnerstag anreist.»
«Bei zwei Rennen innerhalb von einer Woche – wie sollen die Teams da die Autos vorbereiten, wenn die Renner, wie vorgeschlagen, erst ab Donnerstag angefasst werden dürfen? Was realistisch dann passieren wird: die Top-Teams fliegen eine zweite Einsatztruppe ein, welche die Wagen nach dem Rennen fürs nächste vorbereitet. Natürlich ist das aufwändiger, nicht kostengünstiger.»
«Öffentlichkeitsarbeit ist für die Strategiegruppe offenbar auch nicht übermässig wichtig: Vermutlich vertreten sie die Ansicht, dass die Formel 1 keine Publicity mehr braucht. Den Donnerstag quasi einzusparen, das würde bedeuten, dass die ganze Medienarbeit in den Freitagmorgen gequetscht wird. Die Folge: Medienvertreter erhalten noch weniger Gelegenheit, sich um alle Teams zu kümmern. Natürlich konzentrieren sie sich dann noch mehr auf die Top-Teams. Unglaublich, dass sich die Geldgeber der Rennställe so etwas gefallen lassen. Aber wundern sollte mich das nicht – die Teams sprechen sich ja schon heute nicht ab, was Termine mit Medienvertretern angeht.»
Fazit nicht nur unseres Gesprächpartners: Die Verlierer der angeblich kostensenkenden Massnahmen sind die Fans, die weniger zu sehen bekommen, und die kleinen Teams, die weiter geschwächt werden.
Da muss die Frage erlaubt sein: Welche Strategie verfolgt diese Strategiegruppe wirklich?