Federico Gastaldi: «Hätte mich in Gefahr gebracht»
Lotus-Teamchef Federico Gastaldi: «Wir wollen natürlich für alle unsere Mitarbeiter aus Enstone ein gutes Ergebnis einfahren, damit sie am Montag nach dem Grossbritannien-GP noch beschwingter ans Werk gehen können»
Federico Gastaldi, wie lautet die Lotus-Bilanz vom GP auf dem Red Bull Ring?
Ich würde sagen, wir sind auf dem richtigen Weg und haben die Hälfte schon hinter uns gebracht. Pastor Maldonado fuhr in Österreich sein bisher bestes Saisonrennen. Er hat bewiesen, dass er um Punkte kämpfen kann und hatte nur etwas Pech, dass es am Ende nicht gereicht hat, seine ersten Zähler der Saison zu holen. Ich würde nicht sagen, dass wir sehr zufrieden sind, denn wir konnten keine Punkte sammeln. Aber Pastor hat das Maximum erreicht, wir konnten also auch kleine Erfolge verbuchen. Pastor ist auch einer von nur vier Fahrern, der im Qualifying seine theoretisch beste Runde drehte. Das zeigt, dass er es bringt, wenn es um die Wurst geht. Das Team hat sich nach dem schwierigen Rennwochenende in Montreal auf seine unerschütterliche Art dem GP in Österreich gewidmet, was zeigt, wie gut unser Teamgeist funktioniert. Das ist eine gute Basis, um die angestrebten Ziele zu erreichen. In Silverstone sind Punkte das Ziel. Doch zuerst geht es darum, unser Tempo in den langsameren Kurven so gut hinzubekommen wie in den Highspeed-Passagen.
Hat Sie Romain Grosjeans Hartnäckigkeit in seiner Aufholjagd nach dem Start aus der Boxengasse in Spielberg beeindruckt?
Ja, das war beeindruckend. Es ist nicht leicht, nach einem technischen Rückschlag wie seinem wieder zurückzukommen. Trotzdem hat Romain seinen berühmten Kampfgeist an den Tag gelegt – das ganze Team schätzt diese Qualität sehr. Die ersten paar Autos vor ihm konnte er schnell hinter sich lassen, doch dann hatte er einige Bremsprobleme, wie viele unserer Gegner auch. Trotzdem ist Romain sehr zuversichtlich, dass er das Potenzial des E22 entfalten kann, auch wenn das länger dauert, als zunächst angenommen. Er ist so erfolgshungrig wie eh und je.
Die Streckenführung von Silverstone gleicht jener von Barcelona: Es ist ein technischer Kurs, der etwas schneller ist als der Circuit de Catalunya. In Spanien war Lotus stark, wie gross ist die Chance auf ein gutes Ergebnis in Grossbritannien?
Der Schwung des Spanien-Wochenendes und des darauffolgenden Tests ist etwas verloren gegangen, nachdem drei schwierige Rennwochenenden folgten. Doch wir wissen, dass wir auf einer Strecke wie Silverstone in der Lage sein sollten, ähnliche Leistungen wie in Spanien zu bringen und mit Hilfe von Renault Sport F1 das Potenzial des E22 besser nutzen können.
Ist es ein Vorteil, in Werksnähe zu fahren?
Es ist immer sehr schön, nach Silverstone zu kommen, in erster Line, weil es sich um unser Heimrennen handelt und wir hier so viel Unterstützung erfahren. Es ist auch immer schön, auf so traditionsreichen Kursen wie dem Silverstone Circuit zu fahren, auf dem schon der erste WM-Lauf 1950 ausgetragen wurde. Es ist sehr wichtig, dass man das Erbe und die Geschichte von Kursen wie Silverstone, Monza und Monaco bewahrt, denn das ist ein wesentlicher Teil der Formel 1. Wir sind immer hochmotiviert, egal, wo wir fahren. Aber es ist schon speziell, vor der eigenen Haustüre zu fahren. Wir wollen natürlich für alle unsere Mitarbeiter aus Enstone ein gutes Ergebnis einfahren, damit sie am Montag nach dem Grossbritannien-GP noch beschwingter ans Werk gehen können.
Zum Schluss noch eine gute Meldung aus der Welt des Fussballs, wo Ihr Heimatland Argentinien den Einzug in die K.o.-Phase geschafft hat. Wie weit kommen Ihre Landsleute?
Ich mache keine Voraussagen. Soweit lief es ganz gut, doch es sind noch drei weitere Spiele bis zum Finale. Die Spiele des Viertelfinales finden während des Rennwochenendes in Silverstone statt. Doch ich bezweifle, dass ich viel davon mitbekommen werde. Natürlich hoffe ich, dass Argentinien gewinnt. Wenigstens treten wir nicht gegen England an, was mich in Silverstone in Gefahr gebracht hätte.