1. Training: Drama für Williams, Mercedes überlegen
Beim ersten freien Training zum Grossbritannien-GP standen für einmal nicht die Formel-1-Stars im Mittelpunkt. Fast alle Fotografen und TV-Kameras hatten sich vor der Williams-Box versammelt, um die ersten Testkilometer von Entwicklungsfahrerin Susie Wolff festzuhalten. Die Gattin des Team-Mitbesitzers und Mercedes-Motorsportdirektors Toto Wolff ist die erste Frau seit mehr als 22 Jahren, die im Rahmen eines Grand Prix-Wochenendes im Einsatz ist. Giovanna Amati hatte 1992 für den bis heute letzten weiblichen Auftritt gesorgt.
«Das Auto kennt Susie aber schon», erklärt der ehemalige GP-Pilot und heutige Formel-1-Experte des TV-Senders Sky Sport 1. Der Schweizer erklärt: «In Bahrain hat sie in diesem Auto ihre Superlizenz erworben, also mehr als 300 Kilometer darin abgespult. Sie hat im vergangenen Jahr auch nach dem GP auf dieser Strecke getestet, der Silverstone Circuit ist also auch kein Neuland.»
Deshalb stand auch nicht die Erkundung des Autos oder der Strecke im Vordergrund, wie Williams-Fahrercoach und Ex-GP-Pilot Alex Wurz im TV-Interview mit Sky betonte: «Da ist nix mit einfahren und schauen geplant, sie muss unser Programm durchführen. Es stehen einige wichtige Tests auf dem Programm. Zuerst wird sie ein paar Aero-Tests durchführen, die wir schon mit Blick aufs nächste Jahr durchführen. Da ist es wichtig, dass sie ein gutes Feedback gibt und die entsprechenden Daten sammelt. Danach muss sie auch noch an der Fahrzeugabstimmung für den Grossbritannien-GP arbeiten. Unterm Strich ist das viel Verantwortung.»
Drama für das Williams-Team
Dass Wolff letztlich nur vier Runden drehen konnte, lag am Technik-Pech der Schottin. Ein Problem mit dem Öldruck sorgte dafür, dass sie ihren Williams knapp 20 Minuten nach Beginn des Trainings in Kurve 17 abstellen musste. Später erklärt Wurz sichtlich enttäuscht: «Was ganz genau das Problem war, wird gerade untersucht. Der Motor hat sich abgeschaltet, da war also ganz sicher ein Problem mit dem Motor vorhanden. Dieser wird nun gewechselt. Schade, Susie war so gut unterwegs, gleich von Beginn an. Alle Fahrer hatten Probleme, die Reifen aufzuwärmen, auch Susie, aber sie war die Schnellste.»
Dass kurz darauf auch noch der zweite Williams ausfiel, ging auf einen Fahrfehler von Felipe Massa zurück. Der kleine Brasilianer setzte seinen Dienstwagen Eingangs der Boxengasse in die Reifenstapel und funkte an die Box: «Mir geht’s gut, ich bin über den Randstein gekommen und abgeflogen.» Auch Wurz bestätigt: «Man konnte sehen, dass er leicht quer kam, auf das künstliche Gras geriet und dann abgeflogen ist.»
Der Abflug von Massa sorgte für eine 17-minütige Zwangspause, in der in allen Boxen eifrig geschraubt wurde. Nur in der Box von Pastor Maldonado ging es nicht mehr hektisch zu: Der Venezolaner war nach nur zwei Installationsrunden von seinem Team angewiesen worden, seinen E22 am Ende der Boxengasse abzustellen und daraufhin von den Mechanikern wieder in die Box geschoben worden.
Drei weitere Gastfahrer
Nicht nur Wolff, die im Renner von Stammfahrer Valtteri Bottas ihre Runden drehte, absolvierte einen Gastauftritt. Auch Giedo van der Garde im Sauber-Renner von Adrian Sutil, Robin Frijns im Caterham-Boliden von Kamui Kobayashi und Daniel Juncadella im Force-India-Auto von Nico Hülkenberg nutzten den Freitagmorgen, um Erfahrungskilometer zu sammeln.
Juncadella war der Schnellste der Gastpiloten, der Spanier war knapp 18 Hundertstelsekunden flotter unterwegs als Giedo van der Garde im Sauber. Nur eine Runde schaffte dessen Landsmann Robin Frijns. Der Caterham-Pilot steuerte ohne eine gezeitete Runde gedreht zu haben gleich wieder die Box an. Erst zum Schluss des Trainings griff der schnelle Holländer wieder ins Geschehen ein. Auch der zweite Caterham machte Probleme: Marcus Ericsson musste in der letzten halben Stunde seinen grünen Renner in Kurve 13 abstellen und löste damit eine fünfminütige Gelbphase aus.
Mercedes-Duo wieder überlegen
Der Blick auf die Zeitenliste offenbarte keine Überraschungen: Mercedes-Pilot und WM-Leader Nico Rosberg, der kurzzeitig von einem Problem mit dem Energierückgewinnungssystem heimgesucht worden war, sicherte sich mit 1:35,424 die Bestzeit des Morgens vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton, der mit einer leichten Erkältung zum Dienst antrat. «Er ist etwas verschnupft von seinem USA-Trip zurückgekehrt», bestätigte auch Surer, der sich fragte: «Ich weiss nicht, ob diese ständigen USA-Reisen zu seiner Freundin so sinnvoll sind, wenn man sich auf die WM konzentrieren muss.»
Hinter dem Mercedes-Duo reihten sich Ferrari-Star Fernando Alonso, Red Bull Racing-Aufsteiger Daniel Ricciardo, Alonsos Teamkollege Kimi Räikkönen, Formel-1-Champion Sebastian Vettel, McLaren-Hoffnungsträger Jenson Button, Toro Rosso-Neuling Daniil Kvyat, McLaren-Rookie Kevin Magnussen und Kvyats Teamkollege Jean-Eric Vergne auf den restlichen Top-Ten-Plätzen ein.