Aldo Costa: «Was mit Ferrari passiert, schmerzt mich»
Lewis Hamilton mit Aldo Costa
Wir stellen vor: Aldo Costa, 53 Jahre alt, ein Mann mit beiden Füssen fest auf der Erde. Der Italiener aus Parma mit Ingenieurs-Diplom (Abschlussarbeit: Radaufhängungen eines Formel-1-Autos) war mit 27 Jahren bei Minardi der jüngste Chefdesigner der Branche. 1997 holte ihn Ferrari nach Maranello, ein Jahr später war er Assistent des legendären Rory Byrne. Ab 2005 zeichnete Aldo für die Ferrari-Renner als Designer verantwortlich, ab 2008 wurde er zum Technikchef befördert. Im Mai 2011 musste er inmitten eines lauen Saisonbeginns gehen – nach einem halben Jahr Pause heuerte er bei Mercedes an, als Konstruktionsleiter.
Aldo Costa ist einer von zwölf Italienern bei den Silberpfeilen, einige davon kamen mit ihm von Ferrari, andere direkt von der Universität.
Im Gespräch mit meinem Kollegen Leo Turrini räumt Costa gleich mit einem Formel-1-Märchen auf: «Bei Mercedes gibt es in Sachen Lewis Hamilton und Nico Rosberg null Bevorzugung. Wir haben sogar die Vorgabe, sie mit möglichst identischem Material auszurüsten.»
Costa arbeitet bereits am 2015er Renner, daher bekommen wir ihn derzeit selten an den GP-Rennstrecken zu sehen. Costa mit einem Blick voraus: «Ein wenig im Magen liegt uns höchstens Red Bull Racing. Allein die Art und Weise, wie sie auf den schwierigen Testwinter reagiert haben, das war schon aussergewöhnlich.»
Natürlich muss man auf Ferrari zu sprechen kommen. Costa meint: «Schreib bitte, dass es mich schmerzt. Ich meine, was soll ich sagen? Ich bin nun mal Emiliano. Ich habe für eine Firma gearbeitet, die ein Mythos ist. Natürlich gefällt es mir nicht, wie es derzeit um Ferrari steht, selbst wenn sie mich auf eine eher unelegante Art und Weise weggeschickt haben.»
Etwas Ironie muss erlaubt sein: «Als sie mich weggeschickt haben, hiess es, ich stünde der Kreativität von Designer Nikolas Tombazis im Weg. Nachdem nun seiner Phantasie freien Lauf gelassen worden ist, können wir die Ergebnisse ja alle sehen ...»
«Wieso es bei Ferrari harzt? Es liegt an strategischen Fehlentscheidungen, einem Mangel an Visionen. Die richtigen Entscheidungen sind nicht getroffen worden. Ein Beispiel: 2008 haben wir gesagt, wir bräuchten einen neuen Windkanal, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Antwort: das sei nicht notwendig. Im Grunde wurden immer alle wichtigen Entscheidungen vom Präsidenten getroffen – dann, als es gut lief, und auch in Phasen, in welchen es eben nicht gut läuft.»
Dass Fernando Alonso in einem Sensations-Transfer zu Mercedes stösst, kann sich Costa nicht vorstellen, aus einem ganz einfachen Grund: «Wieso sollte Lewis Hamilton das beste Team der Gegenwart verlassen?»